Archive for Februar 2007

Schlägerei im TU StuPa

Februar 28, 2007

Wie die taz gestern berichtete, ist es am vergangenen Freitag im StuPa der TU zu einer Schlägerei zwischen Mitgliedern der konservativen Unabhängigen Listen (UL), des RCDS und mehreren linken Besuchern gekommen.

„‚Wir wurden plötzlich und ohne Vorwarnung von Autonomen attackiert‘, sagte Andreas Seeringer, UL-Sprecher und stellvertretender Asta-Vorsitzender der TU. Nach Informationen der taz hatte sich eine Gruppe von Linken zu der öffentlichen Sitzung verabredet, um dort ihren Unmut über den politischen Kurs des Stupa auszudrücken. Aus dieser Gruppe stammen auch die Attackierenden.“ (taz, 27.02.07)

Fabian Riek, Sprecher des Breiten Linken Bündnisses, eines Zusammenschlusses verschiedener Oppositionslisten, verurteilte die Gewalttaten, betonte aber auch, dass Seeringer die Auseinandersetzung provoziert hätte, indem er die Anwesenden ohne deren Einverständnis gefilmt hätte. Nach Angaben von Riek löschte Seeringer die Aufnahmen erst nach dem er vom Sicherheitsdienst der TU, der die Kontrahenten trennte, dazu überredet wurde. Seeringer sagte gegenüber der taz dagegen, er habe die Aufnahmen sofort gelöscht, nachdem die Betroffenen gesagt hätten, sie wollten nicht gefilmt werden.

Hintergrund

Hintergrund der Spannungen ist der Umstand, dass der AStA TU nach 40 Jahren linker Vorherrschaft seit letztem Oktober erstmals von einer konservativen Koalition gestellt wird, die – zum Unwillen der linken Opposition – einen Rationalisierungskurs anstrebt. Was das konkret heißt, kann man in einem weiteren taz-Artikel in derselben Ausgabe nachlesen.

Gottfried Ludewig, Vorsitzender des AStA TU und Mitglied des RCDS, will demnach unter anderem die Studienbeiträge kürzen (angestrebt war eine Halbierung von 7,10 Euro auf 3,96 Euro, was nur am Präsidium scheiterte, das festlegte, dass der Satz bei mindestens 5,81 Euro pro Studierendem liegen müsse, damit der AStA überhaupt funktionsfähig sei).

„Wir müssen uns auf die Kernaufgaben konzentrieren und keine ideologische Klientelpolitik machen“ wird Ludewig von der taz zitiert. Dies versucht man durch massive Kürzungen etwa bei „Stipendien, Ausbildungs- und Erziehungshilfen“ und „Zuschüssen für Jugend und Studentenprojekte“ durchzusetzen, diese Punkte entfallen alle im neuen Haushaltsplan des AStA TU.

Zeitgleich hat ein Rechsstreit den Ludewig gegen studentische MitarbeiterInnnen der Druckerei führt schon 20.000 Euro verschlungen. Ludewig vertritt die Position, dass eine „AStA-Druckerei nicht dazu da ist, Pamphlete zu drucken“ (zitiert nach taz). Gemeint sind damit aber wohl kaum die eigenen Rundschreiben, die der AStA nun auswärts drucken lässt.

Doch die „Neuerungen“ tangieren nicht nur die TU. Die HU hatte die Druckmaschinen der TU mitgenutzt (und im Gegenzug eine Belichtungsmaschine bereitgestellt) und ist durch die Schließung der Druckerei jetzt ebenfalls angewiesen das Material bei einem privatwirtschaftlichen Unternehmen drucken zu lassen.

Auch die Landesastenkonferenz (LAK) kann de facto keine politischen Kampagnen (Semesterticket, Studiengebühren, etc.) mehr führen, weil alle Entscheidungen im Konsens getroffen werden müssen (also auch mit Einwilligung des AStA TU).

Silvia Gruß vom RefRat HU kritisiert auch „die Einstampfung der Sozialberatung“ durch den AStA TU. Demnächst müsste dann vermutlich der RefRat TU-Studierende auffangen, die der „RCDS in die Sozialfalle schickt“. Gemeint ist damit z.B. eine Beratung in BAföG-Fragen, die vom BAföG-Amt nicht ausführlich genug erfolge (etwa beim Einlegen eines Widerspruchs).

„Minigipfel“ am OSI dient auch aber nicht nur zum Protest

Februar 27, 2007

Wie berichtet soll es im kommenden Semester vom 7. bis 11. Mai eine Aktionswoche am OSI zum G8-Gipfel in Heiligendamm geben (der einen Monat später vom 6. bis 8. Juni stattfindet).

Alle Lehrveranstaltungen sollen sich während dieser „Minigipfel“ genannten Aktionswoche mit dem Thema „G8 und Globalisierung“ auseinandersetzen. So lautet zumindest die auf studentisches Engagement hin getroffene Empfehlung des Institutsrats an die Dozierenden des OSIs. Die studentischen Initiatoren hoffen daher auf eine breite Beteiligung der DozentInnen aber natürlich auch der Studierenden:

„Abzuwarten bleibt, wie die OSI-Studierenden die Initiative aufnehmen. Die Befürchtung einiger Dozierender, die Studierdenden würden diese Woche zum Freimachen nutzen, wird sich hoffentlich nicht bewahrheiten. Alles andere wäre auch eine Enttäuschung für die Initiative, denn immerhin wird schon seit November des letzten Jahres an dem Projekt gearbeitet. Daher müssen schon im Vorfeld möglichst viele Studierende in die Vorbereitung mit eingebunden werden, um die Woche zu einem gemeinsamen Erlebnis zu machen.“ (OSI-Zeitung, 3. Ausg., S. 12)

Der Kommilitone Stefan Hernádi, Mitinitiator des „Minigipfels“, schreibt in dem zitierten OZ-Artikel auch von einer „Themenwoche“, ein Begriff der vielleicht besser gewählt ist, als „Aktionswoche“. Natürlich bietet der „Minigipfel“ auch eine Menge Protestpotential wie der Kommilitone Martin Kaul in der taz berichtet:

„Wahrscheinlicher aber sind noch andere Gäste. Zwar richtet sich der öffentliche Minigipfel sowohl an die akademischen Zirkel selbst als auch an interessierte Bürgerinnen und Bürger. Doch auch einer dritten Zielgruppe stehen die Türen offen: den globalisierungskritischen Gruppen. Wer das politikwissenschaftliche Institut kennt, weiß, dass die Aktionswoche einen Monat vor dem Gipfeltreffen an der Ostsee sich auch zum Widerstandscamp für die Protestbewegung entwickeln könnte: ‚Die institutionelle Aktionswoche ist eine Steilvorlage: zur Mobilisierung und zum Protest gegen eine unsägliche neoliberale Herrschaftshaltung‘, sagt Dennis Olsen, der am OSI studiert.“ (taz, 06.02.07)

Ob der „Minigipfel“ wirklich zur Steilvorlage zur Mobilisierung und zum Protest gegen den G8-Gipfel (bzw. das was er repräsentiert) wird, wie der Kommilitone Dennis Olsen von der FSI OSI hofft, bleibt abzuwarten. In jedem Fall geht das Spektrum, dass der „Minigipfel“ am Ende bieten soll, aber wohl über Protestorganisation hinaus. Von daher ist „Themenwoche“ wohl treffender als „Aktionswoche“. Letzterer Begriff suggeriert eher Konfrontation, Protest, Widerstand. Was unzweifelhaft wichtig ist, aber nicht der alleinige Zweck des „Minigipfels“ ist, der sich möglichst breit mit dem Thema „G8“ und „Globalisierung“ auseinandersetzen soll.

Der Kommilitone Thomas macht in einem FUwatch-Kommentar deutlich, dass er der Sache eher skeptisch gegenüber steht und das Problem einer zu einseitigen Ausrichtung des „Minigipfels“ sieht:

„Zugegeben, ich habe mich noch nicht weiter mit dem G8-Projekt beschäftigt, habe jedoch die Befürchtung, dass dahinter die gleichen Leute stecken, die damals auch den Streik organisiert haben. Und einigen dieser Leute zweifle ich, ob eine offene und kontroverse Diskussion wirklich möglich ist, oder ob man mit seiner abweichenden Meinung entweder ausgelacht wird, zum ‘Rechten’ erklärt wird oder dass einem vorgeworfen wird, dass man nicht weiß, was gut für einem ist.

Und wenn man dann liest, dass sich das ganze zu einem Widerstandscamp entwickeln soll oder könnte, dann ist doch wohl bereits im Vorfeld klar, was das erwünschte Ergebnis dieser Themenwoche ist.“ (Thomas)

In seiner Antwort betont Ronny von der LHG demgegenüber, dass sich an dieser Themenwoche eben nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ beteiligen, sondern die Unterstützung durch zahlreiche politische Gruppen jeglicher Couleur gewährleistet sein wird. Die OZ nennt:

  1. Unabhängige Studierende
  2. FSI OSI
  3. FSI Islamwissenschaft/Arabistik
  4. FSI Physik
  5. Unabhängige Linke Hochschulgruppe
  6. Linke.FU
  7. attac campus
  8. Liberale Hochschulgruppe
  9. Grüne Hochschulgruppe
  10. Juso-Hochschulgruppe
  11. AG-Lehre des OSI
  12. Redaktion der OSI-Zeitung

Nun stehen die genannten Gruppen vielleicht nicht unbedingt repräsentativ für die Mehrheit der OSIaner (oder der FU-Studis allgemein), dass allerdings sowohl AStA-tragende Listen wie Oppositions-Listen sich beteiligen kann als klares Indiz dafür gewertet werden, dass die Themenwoche nicht zu sehr nur in eine bestimmte politische Richtung geht, sondern ein breites Spektrum an Positionen zu erwarten ist.

Ob sich am Ende dann wirklich viele (und nicht nur „einige“) Studierende (und Externe) aktiv in die Themenwoche einbringen, wird sich herausstellen. Scheitern wird die Sache aber sicherlich nicht daran, dass der „Minigipfel“ zu sehr in nur eine bestimmte politische Richtung oder Aktionsform gedrückt wird, denn so ist er offensichtlich nicht angelegt.

Center for the Study of Discrimination based on Sexual Orientation

Februar 26, 2007

Am 17.01. wurde am OSI das neue „Center for the Study of Discrimination based on Sexual Orientation“ (CSDSO) unter der Federführung von Prof. Hans-Joachim Mengel vorgestellt. Auf der Website heißt es zur Zielrichtung des Centers:

„Ziel der Arbeit des Center ist, die Ursachen und Folgen der Diskriminierung von Menschen in vielen Staaten der Welt aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu erforschen und das Thema auch in der Lehre interdisziplinär an einer der größten Deutschen Universitäten – der FU Berlin – auf die Tagesordnung zu setzen.“ (csdso.org)

In diesem Wintersemester wurde zum Thema „Diskriminierung und sexuelle Orientierung“ ein Projektkurs (PK) von Prof. Mengel angeboten, der eng mit dem CSDSO zusammenarbeitete:

„In diesem PK soll die sexuelle Orientierung von Menschen als unabdingbares Menschenrecht herausgearbeitet werden. Es soll über einzelne Länder und die völkerrechtliche Ebene geforscht werden. Die Arbeit ist besonders auf Interdisziplinarität angelegt. Das Thema erfordert u. a. eine rechtliche, historische, soziologische Herangehensweise.“ (csdso.org/lehre)

Bereits im Sommersemester 2006 hatte Prof. Mengel ein ähnliches Hauptseminar angeboten. Der zweite Teil des Projektkurses aus dem Wintersemester findet nun im kommenden Sommersemester 2007 statt. Auch wenn ein PK i.d.R. voraussetzt, dass man beide Teile über zwei Semester besucht, können keinen (PK)-Schein benötigende Interessierte sicherlich auch jetzt noch für den zweiten Teil neu hinzukommen.

In Zeiten in denen vorwiegend nur neue Masterstudiengänge aus dem Boden gestampft werden, ist eine Initiative wie das CSDSO sicherlich eine echte Bereicherung, nicht nur aber auch für die Lehre.

Workshop zu Urheberrecht und e-Learning

Februar 23, 2007

Heute (23.02.) findet im CeDiS-Schulungsraum von 10 bis 13 Uhr ein Workshop zum Thema „Urheberrecht im Kontext von e-Learning“ statt. Die Veranstaltung wird von der Rechtsanwältin Claudia Mühlenbernd (Hogan & Hartson) durchgeführt, die sich auf das Thema spezialisiert hat. Zum Thema der Veranstaltung:

„Der Workshop gibt eine Einführung in das Urheberrecht. Urheberrechtlich geschützte Werke werden näher untersucht und den nicht geschützten, freien Werken gegenüber gestellt. Es wird geklärt, wer Inhaber von Urheberrechten ist und wie die Verwertungsrechte aussehen. (…) Darüber hinaus werden die Urheberrechtsschranken kurz beleuchtet; dies ist insbesondere für den e-Learning Bereich an den Hochschulen von großer Bedeutung. (…) Neben den rechtlichen Erläuterungen sollen die Teilnehmer im Rahmen der Schulung kurze Fälle lösen, um die Inhalte besser verstehen zu können.“ (CeDiS Info)

Als Zielgruppe sind Lehrende angegeben, da aber laut Website immer noch Plätze frei sind, kommt man bestimmt auch als Studierender rein. Da unter anderem auch auf die GNU Free Documentation License und Creative Commons eingegangen wird, könnte das interessant werden. Hinsichtlich Blackboard ist natürlich besonders interessant, inwiefern überhaupt digitalisierte Bücher oder Auszüge aus Büchern durch Dozierende bereitgestellt werden dürfen.

Allerdings wird eine „Kostenbeteiligung“ von 30 Euro erhoben, Lehrende anderer Hochschulen zahlen 60 Euro und „externe Teilnehmer“ sogar 120 Euro. Dies wird von CeDiS damit begründet, dass der Workshop von einer „externen Expertin“ durchgeführt wird. Interessanterweise steht auf der Website von Hogan & Hartson allerdings, dass die Expertin auch „Lehrbeauftragte der Freien Universität Berlin“ ist.

Hinweis: Eine Übersicht mit allen den „CeDiS-Blackboard-Komplex“ betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.

Studiengebühren für Imagebroschüren

Februar 22, 2007

Gestern für seine allzu Lenzen-freundliche Berichterstattung gescholten, muss man dem Tagesspiegel heute zugute halten, dass er zumindest was die Verwendung von Studiengebühren angeht, einen kritischen Tonfall anschlägt:

„So will die Universität Düsseldorf mit dem Geld aus den Studiengebühren Marketingkonzepte erarbeiten – um mehr Studienanfänger zu gewinnen. Die Universität Göttingen plant, wie zahlreiche Unis, neue Sportgeräte für den Hochschulsport anzuschaffen. Der behindertengerechte Ausbau von Seminarräumen steht vielerorts auf dem Programm; die Uni Osnabrück spielte mit der Idee, Anzeigetafeln für schwerhörige Studenten in den Hörsälen zu montieren.

An der RWTH Aachen, einer der größten Technischen Universitäten, haben im Wintersemester mehrere Fächer die Gebühren der Erstsemester genutzt, um Imagebroschüren für ihre Fakultät entwerfen und drucken zu lassen. Ein Fachbereich gestaltete seine Homepage neu, für ein Begegnungszentrum zwischen deutschen und ausländischen Studierenden wurde eine Sozialarbeiterin eingestellt. Die Fachhochschule Hannover finanzierte ein Alumni-Portal im Internet, mit dem Absolventen angesprochen werden sollen.

… Umstritten ist, ob es zu den sinnvollen Maßnahmen gehört, Hörsäle zu sanieren. Für Baumaßnahmen stellt der Staat eigentlich Extragelder zur Verfügung. Aachen plant dennoch, 4,5 Millionen Euro aus Gebühren in ein neues Seminargebäude zu stecken, um es von drei auf vier Stockwerke zu erhöhen. Göttingen will für drei Millionen Euro ein altes Gebäude zu einem Seminarzentrum umbauen und für eine Million Euro drei Hörsäle sanieren. Beide Unis argumentieren, sie hätten nicht genügend geeignete Räume, um mehr Lerngruppen anzubieten.“ („Verheizte Studiengebühren“, Tagesspiegel, 21.02.07)

Das grundsätzliche Problem ist, dass nirgendwo eindeutig geregelt wird, was noch als Verbesserung der Lehre gilt. Mit Leichtigkeit lässt sich konstruieren, wie eine Ausgabe die eigentlich nichts mit der Lehre zu tun hat, ihr am Ende indirekt doch zu gute kommt. Wenn dann aber, wie in Ulm zwischenzeitlich angedacht, z.B. selbst die Heizkosten mit Studiengebühren beglichen werden sollen, wird es vollends absurd. Nur eine Frage der Zeit, bis unter solchen Bedingungen der Ruf nach einer deutlichen Erhöhung der Studiengebühren zu vernehmen sein wird.

Selbst Ulrich Müller, „Gebührenexperte“ des gebührenfreundlichen CHE, sieht nach Tagesspiegel-Angaben nach dem ersten Semester mit Studiengebühren starke Defizite was eine langfristige Planung der Gebühren-Verwendung angeht:

„Zwar würden praktisch alle Unis mehr Tutoren einstellen, damit Studenten in kleineren Gruppen lernen können. Bibliotheken bekämen mehr Geld. Von einem strukturierten Vorgehen, das langfristig zu einem Qualitätssprung führe, könne allerdings nur selten gesprochen werden.“ („Verheizte Studiengebühren“, Tagesspiegel, 21.02.07)

Als positives Gegenbeispiel führt der Tagesspiegel die Ruhr-Universität Bochum an, die in ihrer Gebührensatzung immerhin ausdrücklich festgelegt hat, dass Studiengebühren insbesondere nicht für „Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen, Gebäudesanierungsmaßnahmen, Energie- und Mietkosten“ verwendet werden dürfen.

Die konsequentere Schlussfolgerung, dass das Ganze ein weiteres Argument ist, dass Studiengebühren gar nicht erst eingeführt (bzw. falls schon eingeführt wieder abgeschafft) werden sollten, kommt dem Tagesspiegel dagegen natürlich nicht.

Der Präsident und seine Paradetruppe vom Tagesspiegel

Februar 21, 2007

Lenzens Wasserträger in der Tagesspiegel-Redaktion haben es am Montag mal wieder krachen lassen und ihn anläßlich seiner bevorstehenden Wiederwahl am heutigen Mittwoch aufs Podest gehoben. Ein paar Auszüge:

  • „Aber Lenzen ist ein begabter Kommunikator, der, wenn er will, auch einen Saal aufgebrachter Studierender auf seine Seite ziehen kann.“
  • „Der Aufschwung begann unter Lenzens Vorgängern Gerlach und Gaehtgens.“ (*rofl*)
  • „In der Amtszeit des jetzigen Präsidenten hat die Uni den ‚bisherigen Höchststand ihrer Leistungen‘ erreicht, wie Lenzen gerade dem Akademischen Senat in einem Rechenschaftsbericht darlegen konnte.“
  • „Überproportional gestiegene Drittmitteleinwerbungen, immer mehr Abschlüsse und Promotionen pro Professor…“
  • „Spricht man die Frauenbeauftragte auf den Präsidenten an, lächelt sie zufrieden.“
  • „Im Akademischen Senat der Uni herrscht meist eine harmonische Stimmung. Debatten über den Antrag im Elitewettbewerb sind an der FU anders als an der HU nicht zu hören.“
  • „Verärgerte Vertreter abgewickelter ‚Kleiner Fächer‘ werden den Präsidenten bei den Wahlen wohl kaum in ernsthafte Bedrängnis bringen, sie stehen sowieso einsam da.“
  • „Vielleicht bekommt Lenzen bei der Wahl einen Denkzettel. Seine Position gefährden dürfte das aber nicht. In den Augen so manchen Vertreters anderer Statusgruppen im Akademischen Senat handelt es sich bei den Rangeleien der Professoren ohnehin nur um einen Sturm im Wasserglas. Eine Lenzen-Anhängerin, die den Präsidenten am Mittwoch wählen wird, sagt: ‚Gegen ihn sind die alle Zwerge.'“ (Tagesspiegel, 19.02.07)

Der gesamte Artikel ist eine einzige Lobhudelei wie sie die FU-Pressestelle nicht besser hätte fomulieren können. Erbost schreibt Mathias Bartelt, studentischer Vertreter im Institutsrat Philosophie der FU, in einem auch auf Email-Verteilern veröffentlichten Leserbrief an den Tagesspiegel:

„… Es scheint, als hätten Sie regen Anteil am Machtdenken Dieter Lenzens. Sie wollen kein mehr oder weniger objektives Portrait Lenzens und seiner (Hochschul-) Politik zeichnen, darüber kann die Pseudodifferenziertheit nicht hinweg täuschen. Es ist nichts weiter als dreiste Wahlwerbung und awissenschaftlicher Personenkult. Unter dem Anschein journalistischer Distanz, das versteht sich.

Was sonst taugt als ideologische Grundlage für das an der FU mit solcher Selbstverständlichkeit durchgesetzte Führerprinzip, als ein solcher Personenkult? Er steht im Mittelpunkt, das Wirken aller Anderen an der FU wird einfach unter den Tisch gekehrt. So auch die verantwortungslose Zerstörung vielen kreativen Potentials, die Bevormundung, die Niederhaltung von Handlungs- und Entfaltungsmöglichkeiten. Eine demokratisch von außen legitimierte und medial gesegnete Diktatur. Das kolportierte Bild Lenzens entspricht auch dem Schein, den der platonische Sokrates zu Recht so geißelt. Den aphilosophisch hybriden Dieter Lenzen hätte er nicht zu Unrecht einen Sophisten genannt…

All Ihre Verlogenheit, im Tagesspiegel nicht anders zu erwarten, ist, abschließend, hinnehmbar. Es ist hinnehmbar, daß Sie immer wieder behaupten, es gäbe zwar viel Murren, aber im Großen und Ganzen würden Alle Lenzens Kurs für das Richtige halten. Dies Zugeständnis, gefolgt von einem permanenten solchen Aber, ist keines. Es ist pseudodifferenziert, um Kritik und Umseitigkeit zu heucheln. Es ist eine Alibi-hafte Quotenkritik. Es ist Vereinnahmung.

Alles das ist hinnehmbar. Doch Ihre dreiste Vereinnahmung der Studierenden – ist nicht hinnehmbar.“

Glücklicherweise betreiben nicht alle Berliner Tageszeitungen einen derartigen Personenkult um Dieter Lenzen. Der Kommilitone Martin Kaul schlägt in der heutigen taz-Ausgabe einen ganz anderen Tonfall an:

„… Die rigorose Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen innerhalb kürzester Zeit und ein computergesteuertes Studierendenverwaltungssystem, das leistungsschwache Studierende automatisch exmatrikulieren kann – das sind Projekte, für die Dieter Lenzen steht. Selbst professorale Senatsmitglieder warnen inzwischen vor ‚undemokratischen Tendenzen‘ bei der Verwaltungshierarchisierung. Lenzen hat ein anderes Wort dafür: ‚Autonomie‘.

Der Rahmen, aus dem der Erziehungswissenschaftler Wissen herleitet, heißt Wettbewerb. Konkurrenz ist sein Prinzip. Deswegen ist er Botschafter für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, einem neoliberalen Thinktank. Deswegen gilt er in der Republik als Wegbereiter eines universitären Zukunftsmodels. Für ihn heißt das Elite-Uni, für ihn heißt das Selektion. Deswegen reist er durch die Republik und vertritt ‚Eckpunkte einer grundlegenden Reform des Bildungswesens‘. Mit Konkurrenz ab der ersten Klasse.

… Er wird auch wiedergewählt werden, weil große Gruppen seiner Uni im Akademischen Senat zwar formal eine Stimme haben, damit gegen die Professorenschaft aber nicht ankommt: das Personal, die Studierenden. ‚Er war erst einmal auf einer Personalversammlung. Aber nur, um die Exzellenzinitiative vorzustellen. Eine Identifikation mit ihm ist in weiten Teilen des Personals nicht vorhanden‘, heißt es aus Reihen des Personalrats. Auf Veranstaltungen, auf denen auch Studierende anwesend sind, lässt Lenzen sich nicht blicken. Er weiß: Sie könnten platzen. Als Anfang Februar Studierende wenige Minuten vor Beginn seiner Buchvorstellung (‚Bildung neu denken!‘) Transparente hochhielten, machte er auf halber Strecke kehrt.

Lenzen führt andere Debatten. Er ist der personifizierte Leuchtturm in einem marktgesteuerten Wissenskampf um Rankings, Titel und Profile. Er wird auch weiterhin leuchten. Andere sagen: blenden.“ („Die Wiederwahl des Leuchtturmwärters“, taz, 21.02.07)

Tatsächlich wird Lenzen heute nur mit wenig Widerstand rechnen müssen, dies als Beleg für eine positive Umgestaltung der FU durch seine Hand zu werten, wäre allerdings verfehlt.

Update 22.02.07

Wie erwartet wurde Lenzen mit einer klaren Mehrheit von 42 zu 11 Stimmen wiedergewählt. Mehr Infos gibt es im DEFO-Blog und im LHG-Blog.

Solide dritte Ausgabe der OSI-Zeitung

Februar 20, 2007

Wie kürzlich schon berichtet, hat die OZ-Redaktion kurz vor dem Ende der Vorlesungszeit die dritte Ausgabe der OSI Zeitung rausgebracht. Zeit, sie sich mal genauer anzusehen.

Erstmals enthielt die OSI-Zeitung Werbung, wenn auch „nur“ vom OSI-Club. Die Redaktion begründet dies auf der Eingangseite finanziell und politisch. Vom AStA will man sich nicht abhängig machen und der Institutsrat allein kann die OZ offenbar nicht tragen, also braucht es eine „Mischfinanzierung“, die eben auch Werbeeinnahmen enthält. Zukünftig können dafür neben dem OSI-Club auch „kleinere Läden in der Umgebung“ in Frage kommen. Natürlich ist Werbung immer nervig, solange sie allerdings nicht die unabhängige Berichterstattung beeinflusst, muss man sie wohl als notwendiges Übel tolerieren.

Ein weiteres Novum in dieser Ausgabe ist die Veröffentlichung von drei Leserbriefen, die sich allerdings alle auf Gerrit Horraks Artikel „Angst und Arroganz“ beziehen (FUwatch berichtete). Dass der Artikel stark polarisieren würde, war absehbar, doch gerade dadurch hatte er maßgeblichen Anteil am „Quantensprung“ den die OZ von Ausgabe 1 zu Ausgabe 2 vollzogen hat. Er räumte mit dem Eindruck auf, die OZ sei im Tonfall oft zu lasch.

Besonders interessant ist hier der Leserbrief von Vera, da Gerrit das Problem der Intoleranz innerhalb „der Linken“ ja am Beispiel von zwei FSIlern verdeutlicht und Vera ebenfalls der FSI OSI angehört. Vera führt zunächst an, dass das beschriebene Phänomen ein Psychologisches sei, dass eben nicht nur die „Berliner Linke“ betreffen würde. „In innerlich homogenen Gruppen verliert die politische Gesinnung an Distinktionswert, wird sie nicht in Richtung der Ränder verschoben. Deshalb tendieren Gruppen mit geringer Meinungsvielfalt ins Extreme.“ Nicht geklärt werden könne, was nun zu erst da war, „innere Homogenität“ oder „Intoleranz nach Außen“.

Unklar bleibt, warum nicht mehr dafür getan wird, dieser „inneren Homogenität“ entgegenzutreten. Selbst wenn es sich um psychologisch bedingte Mechanismen handelt, bedeutet dies ja nicht, dass man sie nicht überwinden kann. In dem Moment, in dem ich einen Zusammenhang zwischen „innerlicher Homogenität“ und „Intoleranz nach Außen“ anerkenne, müsste ich doch eigentlich etwas dafür tun, diese „innerliche Homogenität“ aufzubrechen. Genau das passiert bei der FSI OSI aber eben nicht, im Gegenteil wird die „innerliche Homogenität“ ja mit Inbrunst gepflegt.

Vera macht Gerrit zum Vorwurf, er habe seinen persönlichen Groll gegen „Anna“ und „Arthur“ zum Ausdruck gebracht, anstatt den Dialog mit ihnen zu suchen. Doch gerade dass mit „Anna“ und „Arthur“ aufgrund ihrer Engstirnigkeit eben kein Dialog möglich ist, versucht Gerrit doch in dem Artikel zu verdeutlichen. Anhand ihres Beispiels versucht Gerrit eine Entwicklung aufzuzeigen, die seiner Meinung nach (und nicht nur seiner) symptomatisch für „die Linke“ oder zumindest einen Teil der Linken am OSI steht. Hier ist Michael Teumer im zweiten Leserbrief recht zu geben, der darauf verweist, dass von „der Linken“ zu schreiben zu sehr generalisiert.

Absurd ist der Hinweis von Vera, Gerrits Totalitarismus-Vorwurf sei überzogen, da es sich „um ein sommerliches Gespräch auf einer Wiese vor dem OSI“ handele. So als ob man sich auf einer Wiese vor dem OSI per se nicht totalitär gerieren könnte. Weiterhin steht das eine Gespräch ja nur beispielhaft für eine ganz grundsätzliche Entwicklung. Selbst wenn Gerrits Totalitarismus-Vorwurf überzogen war, müsste man anders ansetzen, um dies zu verdeutlichen.

Doch zurück zu den aktuellen Artikeln. Am interessantesten ist hier sicherlich Marcel Heberleins Bericht der kontroversen Diskussion am Institut über Grottians und Narrs fragwürdige Formulierung in der taz (der Bachelor als „Vorstufe der Banalität des Bösen“). Der ursprüngliche Plan, ein Streitgespräch zum Bachelor zwischen Sabine von Oppeln und Peter Grottian zu bringen schlug fehl, da sich weder von Oppeln noch sonst ein Dozierender dazu bereit erklären wollte, diese Diskussion mit Grottian zu führen. Deutliche Worte findet Prof. Tanja Börzel, die sich als Mitwirkende an der Ausarbeitung des Polwiss.-Bachelors durch Grottians und Narrs Formulierung in die Nähe von Eichmann gerückt sieht und die die Wortwahl zudem als Verharmlosung des Holocaust geiselt.

Narr und Grottian denken beide nicht daran, etwas zurückzunehmen, letzter äußert sich gegenüber der OZ mit den Worten: „Wenn Euch Studierenden die Möglichkeit verweigert wird, ein vernünftiges Studium zu absolvieren und mit 1,8 oder 2,1 einen Master zu machen, dann ist das eine Vorstufe der Banalität des Bösen. Da hab ich nichts von zurückzunehmen.“ Diese These ist und bleibt bizarr. Wie kommt man von einem Schmalspurstudium zur Banalität des Bösen? Spätestens wenn man das konkretisieren würde, also versucht den Weg nachzuzeichnen, der von der Vorstufe (Bachelor) zur Banalität des Bösen führt, würde deutlich werden, wie konstruiert und unhaltbar das ist (darauf weist auch Börzel hin). Grottian und Narr haben es den Befürwortern des Bachelors damit unnötig leicht gemacht, sich der Diskussion entziehen zu können.

Marcel macht in dem Artikel aber auch deutlich, wie der Vorfall am OSI instrumentalisiert wird, einen schon lange schwelenden Grabenkampf zwischen rivalisierenden Gruppen weiter anzuheizen. So wurde ein Antrag im Institutsrat ein Abschiedssymposium für den ausscheidenden Grottian zu finanzieren, unter anderem auch mit inhaltlichen Bedenken abgelehnt. Thomas Risse erklärte, er stimme inhaltlich dagegen, weil Narr und Grottian sich „außerhalb der Diskussionskultur des OSIs gestellt haben“. Soweit sind wir also schon, dass ausgerechnet jemand wie Risse glaubt festhalten zu können, wann sich jemand außerhalb der Diskussionskultur des OSIs befindet.

Dass das Thema „Bachelor“ / „Master“ immer noch ein sehr zentrales ist, beweist auch ein weiterer Artikel von Till Rüster und Stefan Hernádi. Hier geht es um die Frage, wie viele der Bachelor-AbsolventInnen am OSI nach ihrem Abschluss noch einen Master draufsatteln wollen und wie viele von denen es dann auch dürfen. Basierend auf den Ergebnissen der Bachelor-Umfrage, kommen die Autoren zu der Schätzung, dass etwa jedeR zweite BA-AbsolventIn mit dem Master weiter machen möchte.

Für besonderen Unmut sorgt weiter die mögliche, künstliche Verknappung der Master-Plätze (FUwatch berichtete). Laut Institutsleiter Peter Massing müssen die Studierenden „gewisse Kriterien erfüllen“. Ausschlaggebend sind die Schwerpunktsetzung und die Praktikumerfahrung, aber eben besonders auch die BA-Note. Im Warnstreik 2005 wurde von Kritikern prognostiziert, dass nur 30% der BA-Studierenden in den MA-Studiengang aufgenommen werden. Davon sollen dann die Hälfte jedoch von außerhalb kommen. Von den BA-AbsolventInnen am OSI bekämen dieser Schätzung zu folge dann also nur gut 15% einen Masterzugang. Auf Basis der Ergebnisse der BA-Umfrage kann man heute davon ausgehen, dass auf einen MA-Platz allein vom OSI mindestens zwei BewerberInnen kommen werden.

In einem Kommentar bringt Stefan Hernádi es gut auf den Punkt, wenn er schreibt: „Bezeichnend ist an dieser Stelle doch die Aussage, dass eine Auswahl unter den Bachelorstudierenden mehr ist als eine finanzielle Notwendigkeit. Nein, der ganze Selektionsmechanismus ist politisch gewollt. In der Sprache der UnterstützerInnen heißt das dann Profilbildung, in Wahrheit ist es aber eine Elitenbildung.“

Frida Thurm porträtiert in ihrem Artikel die Gast-Professorin Tanja Brühl und hat dabei nach eigenen Angaben so ihre Mühe, auch kritisch zu sein, da ihr Brühl so sympathisch ist. Allerdings stellt sie dann doch auch „Schattenseiten“ dar, etwa Prof. Brühls uneingeschränkte Bejahung von Teilnahmebeschränkungen. Katharina Berndt schreibt über die Geschichte des „Roten Cafés“, hat den Artikel im Vergleich zur ursprünglichen Fassung (die es mal im ersten Diskussionsforum der OZ-Redaktion zu lesen gab) allerdings leider ent- und nicht verschärft (dass das Café auf viele KommilitonInnen auch abschreckend wirkt (und wieso), wird nicht nachdrücklich genug herausgestellt).

In einem längeren Artikel beschreibt Julia Stark das Leben von behinderten Studierenden am OSI. Der Artikel ist vermutlich der informativste in der ganzen Ausgabe, da er Fakten vermittelt, die sicherlich nur den wenigsten bekannt sind (während Themen wie z.B. der „Bachelor“ viel breiter diskutiert werden, es hier also mehr Vorkenntnisse zum Sachverhalt gibt).

Auf der OSI-News Seite erfährt man den neusten Stand in Sachen Berufung von neuen Professuren. Susanne Lütz von der Fernuni Hagen könnte schon bald die Nachfolge von Prof. Altvater auf dem Lehrstuhl für „Internationale Politische Ökonomie“ antreten, nachdem der neue Berliner Bildungssenator im Gegensatz zum alten keine Vorbehalte gegen Lütz hat. Miranda Schreurs hat sich noch nicht entschieden, ob sie ihre Stelle als Professorin für „Umweltpolitik und Vergleichende Politikanalyse“ antreten möchte oder nicht. Sagt sie ab, könnte die Stelle neu ausgeschrieben werden. Definitiv abgesagt hat dagegegen Eberhard Kienle, der die Nachfolge von Prof. Büttner für den Lehrstuhl „Vorderer Orient“ antreten sollte. Dadurch rückt Cilja Harders von der Ruhr-Universität-Bochum nach und könnte schon bald am OSI lehren.

Natürlich hat man bei dieser dritten Ausgabe ein bisschen das Gefühl, die Redaktion hat alles hineingesteckt, was in der zweiten Ausgabe keinen Platz mehr hatte, aber trotzdem noch in dieses Semester gehört. Eine B-Seite sozusagen. Was aber keineswegs bedeutet, dass die Artikel von minderer Qualität wären. Im Gegenteil, der positive Eindruck der zweiten Ausgabe schreibt sich hier fort. Und einige Themen die man in der zweiten Ausgabe vermisst hat, findet man in der dritten wieder. Die vierte Ausgabe wird dann vermutlich den „Minigipfel“ am OSI zum Schwerpunkt haben, denkbar wäre sicherlich auch eine Sonderausgabe zum Thema.

Spitzelaffäre um Berliner Sozialforum köchelt weiter

Februar 19, 2007

Wie der Kommilitone Ralf Hutter in einem Junge World Artikel berichtet, wird die Frage, ob die Verfassungsschutz-Spitzel im Berliner Sozialforum öffentlich geoutet werden sollen oder nicht, weiter kontrovers diskutiert (FUwatch berichtete).

Während Professor Grottian wie zugesichert „seine Akte“ einsehen durfte, wird dies allen anderen ebenfalls Betroffenen nicht gestattet. Und dies obwohl Innensenator Körting versprochen hatte, dass allen Personen über die der Verfassungsschutz Informationen im Zuge der Überwachung des Berliner Sozialforums gesammelt hat, Akteneinsicht gewährt wird.

Und während Professor Grottian über das gebrochene Versprechen von Körting zürnt und Widerstand ankündigt, gerät er wegen seiner Weigerung die ihm inzwischen bekannten Spitzel zu outen, selbst in die Kritik. Denn solange die Namen der Spitzel nicht öffentlich bekannt sind, könnten sie, so die Befürchtung, ihrer Tätigkeit weiter nachgehen:

„Ihre Namen öffentlich zu nennen, den Druck zu erhöhen und andere, potenziell betroffene Gruppen zu warnen, lehnt das Sozialforum ab, wie das auch Grottian mit seinen beiden Fällen hält. Einerseits wird eine Hetzkampagne in den Massenmedien und in der politischen Szene befürchtet, andererseits betrachtet man eine Bloßstellung, wie es in einer fünfseitigen Stellungnahme aus dem Oktober zu lesen ist, nicht als ‚mensch­lichen Umgang‘. […]

Tatsächlich muss man sich fragen, wie die Eingeweihten gewährleisten wollen, dass die Spitzel ihre Tätigkeiten nicht in anderen politischen Gruppen oder anderen Städten fortsetzen. ‚Das ist ein Problem‘, sagt Grottian. ‚Aber die Angst vor der Enttarnung unter den Spitzeln wird größer. Und schließlich sind wir es, die die Entspitzelung vorantreiben. Die Sache ist komplex. Je tiefer man blickt, umso mehr erkennt man, dass es keine einfachen Lösungen gibt.'“ (Jungle World, 24.01.07)

Mit „seinen beiden Fällen“ ist hier gemeint, dass es neben den zwei Spitzeln im Berliner Sozialforum auch noch zwei weitere im unmittelbaren Umfeld von Professor Grottian gegeben hat, bekannt sind ihm also insgesamt vier. Und obwohl Grottian sie nicht outen möchte, offenbart der Jungle World Artikel weitere Details über sie:

Ein Spitzel soll in der „Initiative Berliner Banken­skandal“ tätig gewesen sein und seine Dienste gegenüber Grottian auch gestanden haben, wofür dieser ihm im Gegenzug zusagen musste, ihn nicht zu outen. Da die Sache zwei oder drei Jahre zurückliegt, die Initiative heute nicht mehr besonders aktiv ist und der Zuträger auch nicht mehr zu den Treffen kommt, hat man in der Initiative damit kein Problem. Bei dem zweiten Spitzel handelt es sich um einen Studierenden, der in der Kampagne „Agenturschluss“ mitgewirkt hat. Dieser gestand nicht, widersprach aber auch nicht und setzte sich nach Angaben von Jungle World nach Süddeutschland ab. Über die zwei weiteren Spitzel die im „Berliner Sozialforum“ aktiv gewesen sind, heißt es:

„Die beiden mutmaßlichen Spitzel im Sozialforum, die zu den Mitbegründern gehören, beobachtete monatelang eine interne Recherchegruppe. Mit dem Ergebnis, dass vieles dafür spricht und viele davon überzeugt sind, die Richtigen gefunden zu haben, nicht zuletzt wegen ihrer mangelhaften Kooperation. Aber ein Beweis fehlt bisher. Darum wurde folgende Strategie beschlossen: Die politischen Aktivitäten der Verdäch­tigen werden beobachtet, es wird weiter nach Beweisen gesucht, und man versucht, sie dazu zu bringen, sich zumindest intern zu bekennen und ihr Wissen preiszugeben.“ (Jungle World, 24.01.07)

„Gehören zu den Mitbegründern“, „ein Student“, „hat sich nach Süddeutschland abgesetzt“, usw. usf. Scheibweichenweise nähert man sich so der Identität der Spitzel immer weiter an. Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihre Namen dann doch fallen.

Zum Taser-Einsatz an der UCLA

Februar 16, 2007

Vor einiger Zeit kam von einem FUwatch-Leser der Vorschlag, den „Taser-Vorfall“ an der University of California in Los Angeles (UCLA) aufzugreifen.

Dabei geht es um einen Studierenden an der UCLA, der am 14.11.06 von Polizisten in der Universitäts-Bibliothek mehrfach mit einem Taser attackiert wurde, als er sich nicht ausweisen konnte und anschließend weigerte ihren Aufforderungen die Bibliothek zu verlassen Folge zu leisten (wobei nicht ganz klar ist, ob es diese Aufforderung seitens der Polizei tatsächlich gab). Das Ganze wurde auch auf Video festgehalten, das sich inzwischen bei YouTube findet. Heise.de berichet, dass das Opfer nun die Universität und die Polizei verklagt:

„Wie einem Video auf YouTube zu entnehmen ist, eskalierte die Situation, als die Polizisten den Studenten anfassten, um ihn gewaltsam aus dem Raum zu entfernen. Als der Student zu schreien anfing (‚don’t touch me!‘) feuerte einer der Polizisten den mitgeführten Taser ab, mit dem sich Zielpersonen durch Stromstöße kurzfristig außer Gefecht setzen lassen. Der junge Mann fiel auf den Boden und weigerte sich anschließend, aufzustehen.

Zu hören ist mehrmals die Androhung, dass man ihn erneut ‚Tasern‘ werde, wenn er nicht unverzüglich aufstehe. Im Verlauf der Auseinandersetzung feuerten die Polizisten offenbar noch mehrmals ihre Elektroschocker ab. Seine eigene (Über-)Reaktion erklärt der Student in der Klageschrift mit einer ‚bipolaren affektiven Störung‘, die allgemein auch als manisch-depressive Erkrankung umschrieben wird. Über seine gesundheitlichen Probleme will er die Polizisten informiert haben.“ (heise newsticker, 18.01.07)

Bedenklich ist nicht nur der Vorfall als solcher, sondern auch wie darüber berichtet wurde. Robert Basic hält zu diesem Problem fest:

„was mich bei den Diskussionen auf zahlreichen Websites stört (zB Digg), ist die Tatsache, dass sich zahlreiche User überhaupt nicht an der überzogenen Gewaltanwendung stören, sondern vielmehr auf das Opfer verweisen, das eben selbst schuld ist, weil es nicht auf Kommando Pfötchen geben wollte. Hab auch so bisserl das Gefühl, dass die Amis ziemlich drogiert vom Patriot Act und dem War against Terror sind… verrücktes Volk. Und Ralf hat imho Recht, dass es bitter ist zu sehen, wie die lieben Studenten halt zuschauen, während die Cops ihr Ding brutal durchziehen (Stichwort: ‚Zivilcourage‘). Hey, ein Haufen ausgebildeter Polizisten gegen einen unbewaffneten Studenten, das ist soooo lächerlich und abstrus. Btw, das mit der Zivilcourage ist ja nicht so, das sich andere Zivilisationen mehr rühmen könnten: ich könnte oW auf die größte Einkaufsmeile Deutschlands (Zeil) gehen und nach Belieben Leute verdreschen, kein Mensch würde einschreiten.“ (Basic Thinking, 31.01.07)

Nun kann man natürlich darüber streiten, inwiefern eine solche Aussage ungerechtfertigt pauschalisiert („die Amis“). Tatsache ist, dass hierzulande kein Studierender von der Polizei auf dem Campus seiner Uni getasert wird. Noch nicht. Denn Taser sind „in“ und sollen demnächst auch in Deutschland bei der Polizei Anwendung finden. Und hat man sie dann erst mal, werden sie auch eingesetzt.

Was die us-amerikanische Berichterstattung im Netz und anderswo angeht, so müsste man natürlich verifizieren, ob der Tonfall hier wirklich überwiegend in Richung „Er ist doch selber schuld“ geht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es auch in Deutschland mehr als genug Leute gibt, die eine solche Auffassung vertreten und die Unverhältnismässigkeit des Gewalteinsatzes (selbst wenn eine Person von der Staatsmacht unbedingt aus einem Gebäude entfernt werden muss, gibt es andere Wege als sie mit einem Taser zu foltern) nicht wahr haben wollen.

Bitter ist weiterhin in der Tat, wie die Studierenden teilnahmslos daneben stehen, während ihr Kommilitone derart misshandelt wird. Dieses Problem von mangelnder Zivilcourage ist aber natürlich kein rein us-amerikanisches, wie Robert dann ja auch betont. Zu berücksichtigen ist auch, dass es sich bei den Gewaltausübenden um „Autoritätspersonen“ handelte, was Umstehende i.d.R. noch stärker hemmt beherzt einzugreifen.

An der FU regte sich vor kurzem auch kein Widerstand (zumindest kein unmittelbarer), als ein Dozent zusammen mit zwei Polizeibeamten einen Studenten aus einer Lehrveranstaltung holte. Allerdings gab es hier auch keinen angedrohten oder vollgezogenen Gewalteinsatz.

Out of Dahlem Nr. 6

Februar 15, 2007

Die sechste Ausgabe des vom AStA herausgebene Out of Dahlem (OoD) behandelt unter anderem das Scheitern der FU bei der Exzellenzinitiative. Autorin Amelie Kostar betont die soziale Selektion die das neue „Zwei-Klassen-System“ weiter verstärken wird und weist auf die Ausrichtung der Initiative auf die Forschung unter Vernachlässigung der Lehre hin. Die Umstrukturierungen würden dazu führen, dass „die ohnehin bereits vorhandene starke Ausrichtung auf ökonomische Vewertbarkeit von Wissenschaft noch einmal zunehmen“ wird. Wenn die FU nun bei der Exzellenzinitiative gescheitert ist, sollte das nur Studierende enttäuschen, „die einen passenden sozialen Hintergrund und viel Geld sowie einen unkritischen Wissenschaftsanspruch aufweisen können, die jetzige und zukünftige Elite“. Insgesamt ein informativer Artikel, der jenen die die Debatte verfolgen allerdings nur wenig Neues bringt.

Angenehm liest sich die Glosse von Tibi Kumrovic „über den Fall Lenzen“, der damit auch eine kleine Chronik über Lenzens Wirken an der FU liefert und verdeutlicht, wo dieser politisch einzuordnen ist. Auch der Artikel von Pingu Brodowski und Björn Grau über „unsere kleine Fabrik“ (gemeint ist natürlich die FU) könnte man schon als Glosse bezeichnen. Die beiden Autoren rechnen mit der „unternehmerischsten Hochschule Deutschlands“ (für diesen Titel feierte sich die FU) ab und verdeutlichen dabei, dass die FU heutzutage nicht nur innen wie eine Fabrik funktioniert, sondern auch zunehmend von außen so aussieht. Abgedruckt wurde ebenfalls ein taz-Artikel des Kommilitonen Martin Kaul über die „Bibliotheks-Fusionswelle“ an der FU (FUwatch berichtete).

Mehrfach Erwähnung fand bei FUwatch auch schon der Artikel von David Gutzmann, der sich mit den ausufernden Kontrollmechanismen an der FU beschäftigt und das fragwürdige Verhältnis der Leitung zum Datenschutz dokumentiert.

Was es bedeutet, wenn es richtige Probleme mit dem Datenschutz gibt, zeigt Tanja Stein in ihrem Artikel über StudiVZ (bei FUwatch siehe hier). Der Artikel fällt angenehm auf, da sich der AStA in der Vergangenheit etwas schwer mit dem Thema getan hatte. Erst knapp eine Woche nachdem der RefRat der HU vor StudiVZ gewarnt hatte, reagierte der AStA FU mit einer ähnlichen Erklärung, die aber die inhaltliche Tiefe der RefRat-Erklärung vermissen ließ. Auf dem AStA-Blog feierte man sich dann selbst, weil die Presseerklärung des AStAs natürlich auch auf Reaktionen in der Presse stieß. Es schien jedoch nicht so, dass sich der AStA näher mit dem Thema beschäftigte, viel mehr erschien er in diesem Thema wie ein „Trittbrettfahrer“. Diese Defizite konnte Tanja Stein nun mit einem detaillierten Artikel beseitigen, der die zentralen Akteure in der Blogosphäre nennt, die für das Aufdecken der Skandalserie verantwortlichen waren (Don Alphonso und Jörg-Olaf Schäfers) und der den Ablauf der Geschehnisse inklusive der Rolle Ehssan Darianis ausführlich darstellt.

Eher negativ fallen die Artikel von Annika Segelken und „Lieschen Müller“ auf. Lieschens Artikel ist ein Kampfaufruf und als solcher natürlich nicht frei von Pathos. Unter dem Titel „Wer nicht kämpft verliert!“ wird die Notwendigkeit zum Widerstand gegen die Einführung der Studiengebühren betont. Was dabei nervt ist die Verklärung der Protestbewegung sowohl in der Gegenwart (NRW, Hessen, etc.) als auch in der Vergangenheit (Berlin 2003 / 2004). Ich bin nach wie vor skeptisch, ob allein die Notwendigkeit einen breiten Protest organisieren zu müssen legitimiert, das bisher Erreichte und Versuchte schönzureden (wer kann denn jetzt noch ernsthaft bestreiten, dass die Studiengebührenboykott-Aktionen in den westdeutschen Bundesländern kurz vor dem Verrecken stehen?).

Annika Segelken beschäftigt sich in ihrem Artikel mit der in der Tat fragwürdigen Werbepraxis in der Silber- und Rostlaube, während zeitgleich studentische Flyer und Plakate gnadenlos abgehängt werden. Das Problem des Artikels ist, dass er faktisch allein auf Vermutungen und einer Ansammlung von rein subjektiven Eindrücken aufbaut. Jetzt mal im Ernst, was sollen denn Sätze wie „Trotzdem, ich kann ja nix beweisen, aber mir scheint, dass Sachen, die irgendwie politisch sind, sehr schnell wieder verschwinden“? Oder diese Passage mit der Bekannten einer Bekannten einer Bekannten die in der Mensa mal auf eine Kakerlake gebissen haben will? Auch wenn das thematisierte Problem des Artikels nicht von der Hand zu weisen ist, Formulierungen und Aufbau killen ihn einfach.

Deutlich besser und interessanter sind da die beiden Artikel von Hannes Strobel. Im ersten beschreibt er ausführlich die „Neue Marx-Lektüre-Bewegung“ an der FU und stellt dabei auch ein paar neuere Bücher zum Thema vor, auf die man sicherlich mal einen Blick werfen sollte (so man es noch nicht getan hat). In einer ausführlicheren Renzension beschäftigt sich Hannes dann im zweiten Artikel mit dem neuen Buch von Elmar Altvater, „Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen. Eine radikale Kapitalismuskritik“. Die Rezension ist stringent aufgebaut, Altvaters zentrale Thesen werden erläutert und obwohl Hannes das Buch empfiehlt verfällt er nicht in Lobhudelei, sondern benennt auch deutlich die zentrale Schwäche in Altvaters Ansatz.

Man persönlicher Favorit in dieser Ausgabe ist allerdings der Artikel von Daniél Kretschmar über Jürgen Zöllner, der ursprünglich in der „HUch!“ erschienen ist. Dies mag natürlich darauf zurückzuführen sein, dass ich mich vorher nie näher mit Zöllners Vita und seinen politischen Ansätzen beschäftigt habe, vermutlich geht das aber nicht nur mir so. Daniél führt aus, warum Zöllners Studienkontenmodell heute „humaner“ erscheint als früher und was der Einführung von Studienkonten in Berlin noch im Wege steht, was sie begünstigen könnte. Auch Zöllners Reputation in der „Fachwelt“ findet Erwähnung und wie gut oder schlecht seine Chancen stehen sich in Berlin „bewähren“ zu können. Insgesamt ein sehr solides Profiling.

Unterm Strich ist die Ausgabe 6 des OoD einen Blick wert (auch wenn sich nun schon langsam die nächste ankündigt). Auch die OZ-Redakteure können sich sicherlich hinsichtlich des Layouts und der Breite und Tiefe der Artikel noch etwas von Out of Dahlem abgucken.

Drohender Zwangsumzug und Aktionstage bei den Ethnologen

Februar 14, 2007

Wie im Blog der Fachschaftsinitiativen berichtet wird, dauern die Proteste gegen den Zwangsumzug der Ethnologie an. Im Januar protestierten 100 Studierende auf dem Alexanderplatz. Der Hintergrund:

„Das Ethnologie Institut soll in Kürze ihre jetzigen Räumlichkeiten verlieren. Dadurch drohen den Institutsangehörigen massive Verschlechterungen. Die jetzigen Räumlichkeiten sollen zukünftig für das public-privite-partership Projekt „Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) – Berlin University for Professional Studies“ genutzt werden. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation zwischen der Freien Universität und dem Klett-Verlag, welche zukünftig gebührenpflichtige Weiterbildungsstudiengänge anbieten wollen. Unterstützung erfährt dieses Vorhaben vom Rot-Roten Berliner Senat.“ (FSI Blog, 01.02.07)

Seit gestern finden nun am Institut für Ethnologie Aktionstage statt. Allerdings gibt es soweit erkennbar keinen direkten inhaltlichen Bezug zum Protest gegen den Zwangsumzug (zumindest sehe ich im Programm keine Veranstaltung im Sinne von „Organisation des Widerstands gegen den Umzug“ oder ähnlich). Die Aktionstage dauern vom 13.02. bis zum 17.02., täglich gibt es Frühstück und Abendessen.

Ich musste beim Lesen des Programms an einigen Stellen zwar unwillkürlich an eine der letzten South-Park-Folgen denken („basteln“, „Gedichte“, „Akustikgitarre“, etc., man hat es bildlich förmlich vor sich wie Kumbaya angestimmt wird), es gibt jedoch auch Programmpunkte die mensch sich sicherlich nicht entgehen lassen sollte, so z.B. ein Vortrag zum Thema „Prof. Dr. Lenzens Verständnis von Bildung“ (heute, 14.02., 13 Uhr).

Die dritte Ausgabe der OSI-Zeitung ist da

Februar 13, 2007

Zum Ende des Semesters bringt die OZ-Redaktion ihre dritte Ausgabe unter die Leute. Dies überrascht angenehm, weil es sich abzuzeichnen schien, dass man es bei einer Ausgabe pro Semester belassen will (muss). Doch offenbar hat die Redaktion einen Zahn zugelegt und kann deswegen schon jetzt Nummer 3 präsentieren.

Nachteilig bei einer Veröffentlichung so kurz vor den Semesterferien ist vielleicht, dass man nicht mehr so viele LeserInnen wie sonst erreicht. Natürlich kann man die Ausgabe dann zu Beginn des nächsten Semesters erneut stärker verteilen, hat dann aber unter Umständen den Nachteil eine Ausgabe zu vertreiben, die nicht mehr ganz uptodate ist (kommt natürlich auf die Artikel an).

Im Wintersemester sollte eine Ausgabe im Oktober / November erscheinen, die nächste dann bereits Anfang Januar unmittelbar nach Ende der Weihnachtsferien. Im Sommersemester wären zwei Ausgaben noch knapper, wenn man die erste schon im April bringt, könnte man die nächste vielleicht im Juni fertig haben. Neben den finanziellen Mitteln braucht ein solches Tempo natürlich einen entsprechend großen Pool an Autoren. Ideal wären zwei komplette Redaktionen, die pro Semester dann jeweils eine Ausgabe schaffen könnten. So wäre ein Pensum von zwei Ausgaben pro Semester selbst im Sommersemester zu halten.

Da Marcel mir dankenswerterweise gleich eine Ausgabe im pdf-Format rübergemailt hat, konnte ich sie hochladen und verlinken. Alle drei Ausgaben findet man unter sites.google.com/site/osizeitung.

Jusos können sich nur im StuPa halten

Februar 12, 2007

Studierendenparlament (StuPa)

Wie erwartet weist das Ergebnis der StuPa-Wahlen auch in diesem Jahr wieder einen klaren Sieg für die „regierende“ AStA-Koalition aus. Deutlichste Sieger sind die neuen Listen „Aktiv gegen Studiengebühren“ mit 4 Sitzen und die ebenfalls neue „LINKE.FU“ mit 3 Sitzen. Stärkste Kräfte in der Opposition sind die „Alternative Liste – Bündnis 90/Grüne“ mit 3 Sitzen (einen verloren), Jusos FU und LHG mit jeweils ebenfalls 3 Sitzen. Das DEFO ist nur mit 2 statt vorher mit 3 Sitzen vertreten. Neu dabei ist auch „Die PARTEI“ mit einem Sitz, die vermutlich den AStA mittragen wird. Am kommenden Donnerstag findet sich das neue StuPa zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen.

Fachschaftsrat (FSR) PolSoz

Auch wenn man die StuPa- und FSR-Wahlergebnisse für 2007 nach wie vor nicht auf den Seiten des Studentischen Wahlvorstands finden kann, hat man das Papierstück im LHG Blog zumindest an anderer Stelle gefunden. Hier sind neben den StuPa-Ergenissen auch die der FSR-Wahl einsehbar. Im Fachschaftsrat Politik- und Sozialwissenschaften konnten die INIs demnach 4 Sitze erlangen, die „Alternative Liste – Bündnis 90/Grüne“ 2 Sitze und die LHG schließlich 1 Sitz. Demnach konnten INIs und Grüne je einen Sitz hinzugewinnen, während die beiden nicht mehr angetretenen Listen Jusos und Unabhängige Linke (UL) nicht mehr vertreten sind. Das bedeutet aber auch, dass die INIs als „FSR-Gegner“ jetzt eine klare Mehrheit mit 4:3 Stimmen haben.

Institutsrat (IR) OSI und Fachbereichsrat (FBR) PolSoz

Wie im LHG OSI Blog schon früh prognostiziert, haben die Jusos sowohl im Institutsrat als auch im Fachbereichsrat ihren Sitz verloren. Im Institutsrat (OSI) konnten „FSI OSI“ und „Alternative Liste – Bündnis 90/Grüne“ jeweils eines der zwei studentischen Mandate erringen. Im Fachbereichsrat (PolSoz) fielen 2 Mandate an die INIs und 1 an die „Alternative Liste – Bündnis 90/Grüne“. Die Jusos mussten demnach im IR ihren Sitz an die FSI OSI abtreten und im FBR ebenfalls an die vereinigten INIs.

Akademischer Senat (AS) und Kuratorium

An anderer Stelle wurde im LHG Blog bereits darauf hingewiesen, dass die Jusos auch ihren Sitz im Akademischen Senat an die INIs / Offene Liste verloren haben. Die INIs halten damit jetzt 2 Sitze, DEFO und „Alternative Liste – Bündnis 90/Grüne“ jeweils 1 Sitz. Im (ruhenden) Kuratorium hat sich demgegenüber nichts verändert, ein Sitz wird weiterhin von der liberal-konservativen Liste gehalten (DEFO, LHG, RCDS), der zweite von den vereinigten INIs.

Fazit

Klarer Wahlverlierer sind in diesem Jahr also die Jusos, die zwar ihre drei Sitze im StuPa verteidigen konnten, aus allen anderen Gremien aber rausgeflogen sind. Gewinner sind demgegenüber die Fachschaftsinitiativen (INIs), von denen man zuletzt den Eindruck hatte, sie würden in den Gremien etwas schwächeln, die aber mit dieser Wahl wieder voll da sind.

Open-Source-Anwälte schrecken Blackboard Inc. auf

Februar 9, 2007

Wie berichtet versucht Blackboard Inc., Hersteller der auch an der FU eingesetzten „Blackboard Academic Suite“, seine Konkurrenzen mit dem Anspruch auf ein E-Learning-Patent aus dem Verkehr zu ziehen. Das von Blackboard Inc. gehaltene Patent umschreibt so fundamentale Funktionen eines Learning Management Systems (LMS), das es Blackboard Inc. de facto zum Monopolisten auf dem LMS-Markt machen würde.

Nach Angaben von heise open, ist es Open-Source-Anwälten der Software Freedom Law Center (SFLC) nun zumindest gelungen, das US-Patentamt zur Überprüfung des besagten Patents zu bewegen. Blackboard Inc. ruderte daraufhin erst mal zurück und veröffentlichte ein „Patent Pledge“ („Patent-Gelöbnis“):

„Mit einem ‚Patent Pledge‘ (‚Patent-Gelöbnis‘) sagt die Firma zu, niemals Ansprüche aus bereits zugeteilten oder erst beantragten US-Patenten oder ihren Versionen in anderen Ländern gegen Open-Source-Software oder von Bildungsinstitutionen selbst entwickelte E-Learning- oder Kursmanagement-Software geltend zu machen.“ (heise open 02.02.07)

Mit anderen Worten, Blackboard Inc. gibt sich großzügig und postuliert andere Learning Management Systeme zukünftig zu tolerieren, denkt aber gar nicht daran, das Patent aufzugeben. Die SFLC-Anwälte halten das Patent nach wie vor für ungültig und versuchen weiterhin es zu kippen.

Hinweis: Eine Übersicht mit allen den “CeDiS-Blackboard-Komplex” betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.

Ubuntu-Aufstand im PC-Pool niedergeschlagen

Februar 8, 2007

Wie Ende letzten Jahres berichtet, war es subversiven Elementen gelungen Ubuntu Linux auf einigen Windows-Rechnern im PC-Pool zu installieren. Möglich wurde dies, da man bei einigen der PCs die Boot-Reihenfolge ändern konnte, ohne ins Passwort-geschützte BIOS zu müssen. So war es möglich den Rechner über eine CD zu booten und Ubuntu aufzuspielen. Auf den betroffenen Rechnern koexistierten dann Windows und Linux mit je einer eigenen Partition.

Nach ersten misslungenen Versuchen dem ein Ende zu machen (Ubuntu wurde wenn gelöscht einfach wieder neu installiert), stiegen die Pool-Admins schließlich hinter die Methode und deaktivierten über Weihnachten einfach die Möglichkeit alternativ auch über CD booten zu können.

Offenbar schmissen sie Ubuntu allerdings nur recht halbherzig runter, die Windows Partition umfasst bei mindestens einem Rechner immer noch nur 20 GB, die ausstehenden anderen 20 GB sind demnach immer noch durch die Ubuntu Partition belegt. Allerdings kommt man da nicht mehr ran, der Ubuntu-Aufstand wurde somit erfolgreich niedergeschlagen.

CeDiS startet neue Umfrage zum Thema e-Learning an der FU

Februar 7, 2007

Nachdem es von CeDiS im Juli 2006 bereits eine Umfrage zum Thema e-Learning mit dem Schwerpunkt Blackboard gab, dann zum Jahreswechsel evaluiert werden sollte welche „Web 2.0“ Features die Studierenden im Alltag bereits nutzen, gibt es nun eine dritte Erhebung mit der Frage, „Was bringt e-Learning für Studierende?“.

Alle Studierenden sollten inzwischen die Aufforderung zur Teilnahme in ihrer ZEDAT-Mailbox gefunden haben und auch über Blackboard wird in einem Announcement wieder für die Umfrage geworben.

In jüngster Zeit hatte es eine Kontroverse darüber gegeben, was das e-Learning-Angebot von CeDiS überhaupt bringt, bzw. im welchen Umfang die bereitgestellten Dienste (wie Blackboard) eigentlich nachgefragt werden, was eventuell verbessert werden müsste. Nun versucht auch CeDiS dieser zentralen Frage auf den Grund zu gehen und befragt die Studierende nach ihren Erfahrungen und Verbesserungsvorschlägen.

P.S.: Interessanterweise beträgt die Anzahl der Fragen ausgerechnet 42 ;-).

Hinweis: Eine Übersicht mit allen den “CeDiS-Blackboard-Komplex” betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.

„Minigipfel“ im Mai am OSI zum G8-Treffen in Heiligendamm

Februar 6, 2007

Wie der Kommilitone Martin Kaul heute unter dem Titel „Akademisches Plakatemalen“ in der taz berichtet, hat sich am OSI eine studentische Initiative zur Organisation eines dem G8-Treffen in Heiligendamm vorgelagerten „Minigipfels“ gegründet.

Vom 7. bis 11. Mai soll es eine Aktionswoche geben, in der alle Lehrveranstaltungen am OSI „auf G8 und Globalisierung umgemünzt“ werden. Der Institutsrat hat diesem Vorschlag ohne Gegenstimme seinen Segen erteilt, damit wurde die Initiative jetzt auch „offiziell“ ins Rollen gebracht:

„Für das politikwissenschaftliche Institut, das seine Forschung verstärkt auf internationale Politik ausrichtet, bietet die Aktionswoche Profilierungspotenzial. ‚Angesichts der Aktualität dieses Ereignisses steht es uns gut zu Gesicht, die aufgeworfenen Fragen zur Globalisierung und ihrer Zukunft auf der Höhe der Zeit zu reflektieren‘, sagt Institutsdirektor Peter Massing, sichtlich zufrieden mit der Initiative der Studierenden. Er wünscht sich eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung und erwartet Prominenz am Institut in Dahlem.“ (taz, 06.02.07)

Wie der Kommilitone Martin weiter ausführt, wird dieser Minigipfel neben angehenden / studierten AkademikerInnen und interessierten BürgerInnen aber vermutlich auch noch globalisierungskritische Gruppen magisch anziehen. Es ist sogar davon die Rede, „dass sich die Aktionswoche einen Monat vor dem Gipfeltreffen an der Ostsee auch zum Widerstandscamp für die Protestbewegung entwickeln könnte“ (ebd.). Das OSI als zentraler Ausgangspunkt für eine Protestbewegung gegen das G8-Treffen? Ob das nicht vielleicht doch eine Nummer zu groß gedacht ist? Nun ja, man darf zumindest hoffen.

Martin geht sogar noch weiter und bringt den Verfassungsschutz ins Spiel, der sich dann auch dafür interessieren könnte, wie die OSIanerInnen quasi die Weltrevolution planen *lol*. Aber gut, wenn selbst das Sozialforum die Investition von Zeit wert war, wer weiß…

Jedenfalls, wer Interesse daran hat, an der Initiative mitzuwirken, sollte sich an G8amOSI@gmx.de wenden.

Wozu ein FU-eigenes Blogging-System?

Februar 5, 2007

In der Diskussionsrunde mit Dr. Apostolopoulos ging es am vergangenen Donnerstag auch um die Frage, ob die FU wirklich ein eigenes Blogging System braucht. Der CeDiS-Mitarbeiter Bruce Spear beantwortete die Frage warum die FU überhaupt Blogging Services anbieten sollte im letzten Sommer in seinem Blog wie folgt:

„The idea for implementing blogging came first in the context of discussions over the limits of Blackboard’s communications features: that integrating blogging in Bb would give students more communications opportunities than they currently have. Shortly thereafter, blogging appeared to make sense for integration in the student portal, too, as we are developing a multi-levelled approach, which may well appear in the manner of tabs, from top-down, including, a centralized calendar, announcements and information from the FB and programs, Bb integration, and on down to student groups: for students, we need a way to make it VERY EASY to write comments, collect them, and create channels for them, and blogging is one of the fastest and most popular ways people are posting things to the web: anyone can set up a blog in minutes, creating an rss feed is simple, and with that feed a connection can be made on the portal.“ (Bruce Spear: „Why should the FU offer bloging services?“, 10.08.06)

Unbestritten wird ein Blogging-Service innerhalb von Blackboard die Kommunikationsmöglichkeiten für Studierende erweitern. Die interessantere Frage ist jedoch, ob die Studierenden diese Möglichkeiten dann auch nutzen werden.

Meine persönlichen (und nicht nur meine), langjährigen Semestererfahrungen haben mir immer vor Augen geführt, dass nur ein kleiner Bruchteil meiner KommilitonInnen bereit ist sich im Kontext einer Lehrveranstaltung intensiver mit der Nutzung von virtuellen Möglichkeiten (Wikis, Blogs, Forensysteme, Chatrooms etc.) auseinanderzusetzen. Und CeDiS hat in der Vergangenheit mit dem Blackboard ja ganz ähnliche Erfahrungen gemacht, denn nur ein Bruchteil der bereitgestellten Funktionen des System wird von Studierenden und Dozierenden tatsächlich genutzt. Ob das nun wirklich automatisch dadurch besser wird, dass man die Kommunikationsmöglichkeiten durch ein integriertes Blogging-Service noch mal erweitert?

Ronnys Argument (und sicherlich nicht nur seines) ist, man müsse das System ja erstmal einführen, um es den Studierenden überhaupt „schmackhaft“ machen zu können. Mein Gegenargument ist, dass die Praxis in der Vergangenheit gezeigt hat, dass das so offenbar nicht funktioniert. Daher mein Gegenvorschlag, zunächst gründlich zu evaluieren, inwiefern in der Studentenschaft wirklich ein Bedarf nach einem Blogging-Service besteht. Diesen Schritt spart sich CeDiS freilich, Blogging ist neben anderen Web 2.0 Feataures das „In“-Ding schlecht hin, also wird es einfach eingeführt.

Innerhalb der Diskussionsrunde am letzten Donnerstag kam dann auch das Argument auf, Dozierende die für ihre Lehrveranstaltungen unbedingt Features wie einen Blogging-Service anbieten wollen, könnten sich dazu genauso gut einen externen, kostenlosen Anbieter wie z.B. wordpress.com oder blogger.com suchen. Was braucht es da einen Blogging Service von der FU?

Das zentrale Stichtwort von Dr. Apostolopoulos war daraufhin zunächst Integrität. Diese sei viel höher, wenn das mit der Veranstaltung verbundene Blog-Angebot ebenfalls von der Universität kommen würde. In der Erwiderung wurde dann jedoch darauf hingewiesen, dass das nicht zwangsläufig so sein müsse. Auch kommerzielle Anbieter erlauben es heutzutage ihre Angebote optisch anzupassen, so kann man in ein Blog-Template problemlos das FU-Logo einfügen und wenn der Blog dann zum offiziellen Blog der Lehrveranstaltung erklärt wird, welcher Studierende hätte dann noch ein Problem mit der „Integrität“ des Angebots?

In diesem Punkt tendiere ich allerdings eher zur Position der CeDiS. Eine Universität sollte grundsätzlich sicherstellen können, dass die Studierenden für ihre Lehrveranstaltung nicht auf externe, kommerzielle Web-Angbeote zurückgreifen müssen. Nicht immer, aber oft, sind diese kostenlosen kommerziellen Angebote durch Werbung finanziert und Werbung hat grundsätzlich nichts auf dem Campus verloren, weder real noch virtuell (obwohl wir natürlich wissen, dass das an der FU ohnehin längst nicht mehr die Realität ist, Rost- und Silberlaube sind zugepflastert mit Werbeplakaten). Hinzu kommen andere zentrale Punkte wie die Kontrolle über das System, Datensicherheit und -schutz. Das bei einem externen, kommerziellen Anbieter in jedem Fall sicherzustellen, dürfte schwierig sein.

Dennoch bleibt es aber eine Abwägungsfrage: Ist der Bedarf nach einem Blogging-Service wirklich so groß, dass die FU einen eigenen anbieten sollte? Sind kommerzielle Angebote trotz aller oben aufgelisteten Nachteile nicht vielleicht sogar benutzerfreundlicher? Wenn sich nur eine „Handvoll“ von Studierenden und Dozierenden wirklich für Web 2.0 Features wie Blogs interessiert, ist das dann schon Legitimation genug die finanziellen Mittel in ein FU-eigenes System zu investieren?

Das zweite Stichtwort von Dr. Apostolopoulos lautete Corporate Identity. Die „moderne Universität“ legt wert darauf, dass sich die Studierende mit ihr identifizieren können (bzw. dass die Uni auch nach außen als einheitlicher Akteur wahrgenommen wird). Und das bedeutet eben nicht nur, dass die Studis mit FU-Sweatshirts rumlaufen oder das alle FU-Websites im Zuge eines Corporate Designs optisch gleich aussehen, sondern auch, dass die Kommunikation zwischen den Studierenden über universitäts-eigene Systeme abläuft. Als Beispiele nannte Dr. Apostolopoulos hier US-Universiäten wie Yale oder Stanford, bei denen ein eigener Blogging-Service eben auch als Bestandteil der eigenen Corporate Identity gesehen wird.

An dieser Stelle kommt das Haben-wollen-was-alle-anderen-auch-haben- Syndrom zum tragen. Was die elitäre Ivy League vorführt, muss man natürlich sofort übernehmen. In diesem Kontext ist die Einführung des Blog-Service dann endgültig nur noch Teil eines Hypes, eines Internet-Trends.

Hinweis: Eine Übersicht mit allen den “CeDiS-Blackboard-Komplex” betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.

ZEDAT-Blackboard-Fusion führt nicht zu Datenbank-Fusion

Februar 4, 2007

Wie berichtet, läuft zur Zeit ein Prozess, der die bisher eigenständigen Blackboard-Accounts mit den ZEDAT-Accounts verknüpft. Spätestens ab dem Wintersemester 2007 / 2008 werden sich FU-Studierende daher nur noch mit ihrem ZEDAT-Account in das Blackboard-System einloggen können.

Wie die Potsdamer Kommilitonin Katharina FUwatch berichtete, läuft an der Uni Potsdam ein vergleichbarer Prozess ab, dort kann man sich laut Katharina bereits seit diesem Semester nur noch mit dem zentralen Universitäts-Account (PULS) im Blackboard-System anmelden.

An der FU findet diese „Account-Fusionierungswelle“ (neben Blackboard soll später z.B. auch der Zugang zum OPAC über den zentralen ZEDAT-Account möglich sein) in der Studentenschaft nicht nur AnhängerInnen. Einerseits mag es bequem sein, nur noch einen zentralen Account für alle FU-Services zu benutzen. Andererseits, so die Befürchtung, laufen so auch Daten bei der ZEDAT zusammen, die bisher in unabhängigen Systemen abgelegt wurden. Damit steigt das theoretische Missbrauchspotential.

Der Datenschutzspezialist des AStA, David Gutzmann, beschrieb die Problemlage im Kontext des geplanten Studierendenportals (welches u.a. die oben beschriebene Account-Zusammenlegung beinhaltet) unlängst wie folgt:

„Studierende müssen von der Hochschule erwarten können, dass die gesetzlichen Anforderungen an ein solches Softwaresystem hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit voll erfüllt werden. Dass sie aber in Sachen Datenschutz an der FU besonders genau hinsehen sollten, wird nicht zuletzt dann klar, wenn mensch sich anschaut, welches Verhältnis die Verwaltung der FU zum Datenschutz zu haben scheint.“ (David Gutzmann: „Stop_Control“ in: Out of Dahlem, Nr. 6, Winter 06/07, S. 25 (zur Zeit noch nicht online gestellt))

Im folgenden Absatz macht der Kommilitone David dann anhand des Umgangs der FU Verwaltung mit der behördlichen Datenschutzbeauftragten der FU, Ingrid Pahlen-Brandt, deutlich, was er meint. Er bemängelt, dass sich die FU von ihrer Datenschutzbeauftragen deutlich distanziert, was implizieren würde, dass Datenschutz kein so großes Anliegen für die FU sein kann. In dem Artikel finden sich weiter zahlreiche konkrete Fallbeispiele, bei denen die FU Verwaltung sich in Sachen Datenschutz fragwürdig verhalten hat.

Aus dem fragwürdigen Verhalten der FU-Verwaltung in Sachen Datenschutz in der Vergangenheit wird also ein erhöhtes Risiko des Datenmissbrauchs (bzw. des unzureichenden Datenschutz‘) für die Zukunft hergeleitet. Ein Risiko, das jetzt umso größer ist, wenn Daten über Studierende zunehmend immer mehr zentral und immer weniger dezentral hinterlegt werden. Wer erst einmal Zugang zum zentralen System hat, hat nun – die entsprechenden Rechte vorausgesetzt – leichter Zugriff auf Daten, auf die er bisher schon allein deshalb viel schwieriger zugreifen konnten, weil sie in einem anderen, autonomen System hinterlegt waren.

Die Kommilitonin Katrin hat sich mit dem ZEDAT-Mitarbeiter Jörg Bechlars mal genauer über die Thematik ausgetauscht. Herr Bechlars ist Leiter des „Compute & Medien Service (CMS)“ der FU Berlin. Unter dem Dach des CMS wird unter anderem auch der „FU Directory and Identity Service (FUDIS)“ betrieben, der für die zentrale Datenbank mit allen Daten für die Informations-, Authentisierungs- und Autorisierungsdienste an der FU zuständig ist. Vereinfacht ausgedrückt: Jörg Bechlars ist unter anderem für die zentralen ZEDAT-Accounts verantwortlich.

Herr Bechlars betonte gegenüber Katrin, dass die Datenbanken der Systeme nicht zusammengelegt würden, lediglich die Authentifizierung laufe über die ZEDAT. Katrin fasst es wie folgt zusammen:

„Es handelt sich NICHT um eine Zusammenlegung der Datenbanken, so bleiben Blackboard (Kurse), ZEDAT (Bsp. Mail), und Campus Management (Noten) weiterhin getrennte Datenbanken, nur die Authentifizierung läuft über die ZEDAT, mit der dann die Daten z.B. bei der Anmeldung in den verschiedenen Systemen abgeglichen wird. Die ZEDAT wiederum bekommt von einer weiteren Stelle (vermutlich irgendwas vom Immatrikulationsbüro) dann die Daten, wer denn überhaupt (noch) Student ist.“

Das Problem ist damit aber natürlich nicht aus der Welt. Denn selbst wenn es mehrere Datenbanken bleiben, der Zugang erfolgt mit einem zentralen Authentisierungsverfahren.

Besser wäre es, wenn es für jede einzelne Datenbank auch einen eigenen Zugangs-Account gäbe. Wie bisher gäbe es dann für OPAC, Blackboard und ZEDAT-Dienste jeweils ein anderes Benutzerkonto. Drei verschiedene Login-Namen mit drei verschiedenen Passwörtern für drei verschiedene Systeme, die dann jeweils auf eine eigene Datenbank zugreifen.

Nur voneinander unabhängige Datenbanken zu besitzen, wenn der Zugang zu diesen Datenbanken mit ein- und demselben Account erfolgt, wird Kritiker innerhalb der Studentenschaft vermutlich nicht zufriedenstellen.

Hinweis: Eine Übersicht mit allen den „CeDiS-Blackboard-Komplex“ betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.

Wie die Entscheidung pro Blackboard zu stande kam

Februar 3, 2007

Wie berichtet, war der Leiter des CeDiS, Dr. Apostolopoulos, am Donnerstag zu Gast am IfS, um sich den Fragen der Studierenden bezüglich des E-Learning-Angebots von CeDiS zu stellen. In einer ersten Zusammenfassung wurde anhand der zentralen Aussagen zunächst das „CeDiS-Prinzip“ skizziert. Im folgenden soll noch einmal etwas detaillierter auf Fragen hinsichtlich der Einführung von Blackboard im September 2004 eingegangen werden, die in der Zusammenfassung zunächst außen vor geblieben waren.

Mangelnde Transparenz bei der Entscheidung für das Blackboard System

Bevor CeDiS im September 2004 Blackboard als offizielles LMS der FU einführte, testete man auch alternative Learning Management Systeme. Die CeDiS-Studie die letztlich zur Entscheidung für das proprietäre Blackboard und gegen OpenSource-Alternativen wie Moodle führte, wurde bis heute nicht auf der CeDiS-Website veröffentlicht. Warum eigentlich nicht?

Grundlage der Entscheidung war ein sehr umfassender Fragenkatalog mit gut 140 Fragen. Nach der Auswertung entschied sich ein eingesetztes Lenkungsgremium für Blackboard. Prinzipiell steht einer Veröffentlichung des Fragekatalogs und des Abschlussberichts auf der CeDiS-Website nichts im Wege. Allerdings sieht Dr. Apostolopoulos hier die Gefahr, das Papier könnte „missverstanden werden“. Seine Sorge ist, dass Kritiker das Papier bis ins Detail auseinandernehmen und sich dann an irgend einer Kleinigkeit hochziehen. Besser finde er es daher, wie jetzt den Vorgang einem Auditorium mündlich zu erläutern (dazu weiter unten mehr).

Ingesamt also ein ziemliches Herumgeeiere: Prinzipiell könne man die für den Entscheidungsprozess relevanten Dokumente natürlich online stellen, aber wohl sei einem dabei nicht, da das Material so umfassend sei und eventuell fehlinterpretiert werden könne.

Entweder der Entscheidungsprozess für das Blackboard System und gegen seine Konkurrenten verlief sauber, dann sollte er für Dritte anhand der Dokumente auch problemlos nachvollziehbar sein, oder aber, er verlief nicht ganz so sauber. Nur im letzten Fall hätte man eigentlich einen plausiblen Grund, die Dokumente zurückzuhalten.

Blackboard und seine Alternativen

Wäre es wegen der anfallenden Lizenzkosten langfristig nicht besser gewesen auf ein OpenSource LMS zu setzen? Immerhin fährt die HU Berlin mit Moodle als offiziellem LMS offenbar auch ganz gut.

Nach Angaben von Dr. Apostolopoulos gab es damals (im Mai 2004) keine wirklichen Alternativen zu Blackboard. Das ebenfalls proprietäre (und später von Blackboard geschluckte) WebCT sei noch ein „Baby System“ gewesen (ausgenommen die von Dr. Gralki präferierte „Spezialvariante“, die damals schon irgendwo in der Schweiz eingesetzt wurde). Auch Moodle als OpenSource-Alternative sei bei weitem noch nicht soweit gewesen, in einer Produktivumgebung eingesetzt werden zu können. Über das von der Uni Köln entwickelte ebenfalls offene System ILIAS sagte Dr. Apostolopoulos sinngemäß, man höre nicht mehr viel von ihm und es sei heute hinsichtlich seiner Verbreitung offenbar in der Defensive.

Keineswegs sei man bei CeDiS per se gegen OpenSource-Software. Es sei jedoch nicht bewiesen, dass OpenSource wirklich günstiger sei. Seine These sei viel mehr, dass bei einem OpenSource-System mehr Personal benötigt würde. Und dennoch: Würde man dieselbe Entscheidung heute noch mal fällen, wäre es durchaus denkbar, dass man zu einem anderen Ergebnis kommt. Nur damals, 2004, hätte sich keine wirkliche Alternative zu Blackboard aufgetan. Der „historische Kontext“ in dem die Entscheidung gefallen ist, wurde von Dr. Apostolopoulos also stark betont.

Grundsätzliches Ziel war es ein einheitliches LMS für die gesamte FU zu schaffen. Blackboard hätte sich hier nicht zuletzt wegen seiner leichten Zugänglichkeit angeboten. Innerhalb von 2 Stunden sei es möglich gewesen Dozierende zu überzeugen, das System auszuprobieren. Was insbesondere in der Testphase von entscheidener Bedeutung war.

Ob Blackboard 2004 wirklich so alternativlos war, lässt sich nicht so leicht beurteilen. Man müsste sich sicherlich ansehen, welche anderen Learning Management Systeme 2004 schon irgendwo unter vergleichbaren Bedingungen (sic!) im Produktiveinsatz waren, und wie sie sich da „machten“.

Hinweis: Eine Übersicht mit allen den „CeDiS-Blackboard-Komplex“ betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.