Archive for November 2006

Paul Nolte holzt die Demokratie ab

November 30, 2006

Der FU-Historiker Paul Nolte hält am kommenden Dienstag (05.12.) einen Vortrag zum Thema „Fragen an eine Geschichte der Demokratie“. In einer FU-Pressemitteilung heißt es:

„Paul Nolte, Professor für Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin, stellt im Rahmen der Universitätsvorlesung ‚Von der Einheit der Kulturwissenschaften‘ Fragen an eine Geschichte der Demokratie. Der öffentliche Vortrag findet am Dienstag, dem 5. Dezember 2006, um 18.15 Uhr in der ‚Silberlaube‘ der Freien Universität Berlin statt. Journalisten sind herzlich eingeladen.“ (Pressemitteilung 267/2006, 29.11.06)

Ob Studierende auch geladen sind, verrät die Pressemitteilung nicht, da der Hörsaal 2 aber nur schwerlich mit Journalisten und DozentInnen allein gefüllt werden kann, nehmen wir mal an, wir dürfen auch dahin (keineswegs eine Selbstverständlichkeit in Zeiten da der Studierende in den Augen der Uni-Obrigkeit immer öfter eher lästiger Ballast zu sein scheint). Die inhaltliche Ankündigung hört sich jedenfalls interessant an:

„Spätestens seit 1945 galt die Demokratie als selbstverständlich: Entweder man hatte sie oder es war klar, dass man sie besser haben sollte. Doch seit einiger Zeit erleben wir eine neue Verstörung und Verunsicherung. In Umfragen zeigt sich eine diffuse Skepsis – aber was ist die Alternative? Kann ein immerhin gut zweihundert Jahre altes System noch die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen? Und ist die westliche Demokratie vielleicht ein Sonderweg, der auf andere Kulturen in der Welt gar nicht übertragbar ist? Fragen über Fragen! In diesem grundlegenden Vortrag versucht Paul Nolte eine Bestandsaufnahme und schlägt, ausgehend von aktuellen Problemen, Schneisen in die Geschichte der Demokratie.“ (ebd.)

Welch martialische Wortwahl, „Schneisen in die Geschichte der Demokratie“. Oder vielleicht doch gleich Schneisen in die Demokratie selbst? „Paul Nolte holzt die Demokratie ab“, das wäre doch mal ein unterhaltsamer Veranstaltungs-Titel. Als Ideologe der so genannten „neuen bürgerlichen Gesellschaft“ ist Nolte in der linken Studentenschaft jedenfalls nicht sonderlich wohl gelitten. Der Kommilitone „Sven Scheuer“ (ich nehme an, das ist ein Pseudonym, man korrigiere mich) formulierte es in einem „Out of Dahlem“-Artikel über Noltes Standardwerk „Generation Reform“ unlängst wie folgt:

„[…] Das Ziel des ‚radikalen Aufbruchs‘ den Nolte vorschlägt, ist jedoch keineswegs diese Klassenverhältnisse aufzulösen. Von der ‚Illusion die Armut abzuschaffen‘ müsse man sich verabschieden. Soziale Ungleichheit überhaupt aufheben zu wollen, sei nicht nur unmöglich, sondern auch gar nicht wünschenswert. […] Nicht die unterschiedliche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums sei zu kritisieren, sondern vielmehr diejenigen, die diese angebliche Notwendigkeit nicht einsehen wollen. Um deren Widerstand zu brechen entwirft der Historiker ein zweigleisiges Politikkonzept.

[…] Die Ideologie, der Paul Nolte anhängt und der sein Politikkonzept entspringt, ist eine zweigeteilte. Sie umfasst eine ‚Vorstellung von radikalem Wandel und konservativer Fundierung zugleich‘. Es handelt sich dabei um eine krude Mischung aus marktradikalem Gedankengut und wertkonservativ, christlichen Moralvorstellungen.

[…] Wie sieht der Weg zur neuen bürgerlichen Gesellschaft aus und wer muss welche Entbehrungen dafür in Kauf nehmen? In erster Linie natürlich, wer wäre sonderlich überrascht, die Unterschichten. Für sie speziell hat sich Nolte das Theorem von der ‚Unterschichtenpolitik‘ ausgedacht, an dem mehr als deutlich wird, worauf seine ‚Utopie der neuen bürgerlichen Gesellschaft‘ hinaus läuft. Nolte macht deutlich, dass die Unterschichten sich nicht selbst überlassen werden können, sondern dass sie durch bestimmte Maßnahmen, die beide Aspekte seines Politikkonzeptes umfassen, regiert werden müssen. Das dies jedoch ‚ohne spürbare Zumutungen für die Klienten dieser Politik nicht zu haben‘ sei, scheint folgerichtig. […]“

(Sven Scheuer: „Einblicke in die Gedankenwelt eines reaktionären Ideologen“, in: Out of Dahlem, Nr. 5, Sommer 2006, S. 12-15)

Was jemand der einer solchen „Utopie der neuen bürgerlichen Gesellschaft“ anhängt zum Thema „Fragen an eine Geschichte der Demokratie“ zu sagen hat, dürfte durchaus interessant sein – und vermutlich weitere Abgründe auftun. Wer will sollte sich also am Dienstag, 05.12.06 um 18.15 Uhr in der Silberlaube, Hörsaal 2 einfinden.

P.S.: Lesenswert zum Thema „Neue Bürgerlichkeit“ ist auch das jüngst erschienene Buch „Die neuen Spießer. Von der fatalen Sehnsucht nach einer überholten Gesellschaft“ von Christian Rickens. Dieser rechnet dort formvollendet mit Udo Di Fabio, Frank Schirrmacher, Peter Hahne et al. ab (was man ja von einem „Manager Magazin“-Redakteur so nicht unbedingt erwarten würde). Selbst wenn das Buch nun nicht unbedingt das analytische Meisterwerk schlecht hin ist, das reaktionäre Gedöns über den vermeintlichen Werteverfall in Deutschland und die daher einzuleitenden „Gegenmaßnahmen“ werden deutlich als unbrauchbare, empirisch nicht haltbare Propaganda entlarvt.

„Kick it like Frankreich“

November 29, 2006

Morgen (30.11.) findet auch an der FU der so genannte „Global Action Day for Education“ statt. Auf der Website des Projekts heißt es dazu:

„Überall auf der Welt werden die gesellschaftlichen Verhältnisse immer prekärer. Alles soll den Kräften des Marktes unterworfen werden. Immer größere Teilbereiche des Lebens werden so warenförmig organisiert, wie zum Beispiel Gesundheit, soziale Absicherung und Bildung.

Allerdings regt sich auch überall auf der Welt Widerstand. Seit etwa einem Jahr brechen weltweit regelrechte Revolten aus, bei denen nicht zuletzt das Recht auf Bildung eine wichtige Rolle spielt. In Frankreich haben Studierende zusammen mit anderen gesellschaftlichen Kräften ein Gesetz zur Abschaffung des Kündigungsschutzes (CPE) zu Fall gebracht. […] In Deutschland blockieren Studierende Autobahnen, Bahnhöfe und vieles mehr, um Studiengebühren zu verhindern. All diese Auseinandersetzungen zeigen, dass die Betroffenen nicht mehr bereit sind, um staatliche Almosen zu betteln, sondern dass sie offensiv für ihre Rechte eintreten.

Für uns ist der Global Action Day am 30. November eine Gelegenheit, die globalen Zusammenhänge der einzelnen Kämpfe aufzuzeigen und gemeinsam, selbstbewusst sowie emanzipiert für Solidarität, freie Bildung und weltweite Gerechtigkeit aktiv zu sein. Deswegen rufen wir zu kreativen und entschlossenen Widerstandsformen auf: Aktionen zur Wiederaneignung öffentlicher Räume, aus denen wir zunehmend ausgeschlossen werden sollen, sind an diesem Tag für uns das Mittel der Wahl. Wir kaufen nicht, was uns gehört! Reclaim the Streets!“

(„Für eine studentische Beteiligung am Global Action Day for Education“, global-action-day.org)

Auf dem Blog des „Berliner Bündnis für Freie Bildung“ erfährt man Details zu den Veranstaltungen die an der FU/HU geplant sind:

14 Uhr – uniweites Aktionsplenum an der FU (Silberlaube, J 27/14)

14 Uhr – „kick it like Frankreich“, Kino-Veranstaltung von „die.linke FU“ mit anschließender Debatte (FU Silberlaube, K25/11)

18 Uhr – „kick it like Frankreich“, Kino-Veranstaltung von „die.linke HU“ mit anschließender Debatte (HU Hauptgebäude)

18 Uhr – Zeit zum handeln! Aktiv-Treffpunkt (Krähenfuss, Ostflügel HU Hauptgebäude)

Das besagte „uniweite Aktionsplenum“ steht unter dem Motto „Von selbst ändert sich nichts!“. Im Aufruf des AStA liest man:

„Das Wintersemester ist jetzt schon über einen Monat alt und nichts klappt, wie es klappen müsste! Nachdem Präsident Lenzen die FU vollmundig zur Exzellenz erklärte und die Bezeichnung Elite bereits im Namen führte, sieht die Realität gar nicht so exzellent aus. Nichts funktioniert, das aber zumindest richtig scheiße: Die Hörsäle und Seminare sind überfüllt […] Das Wetter kann man nicht ändern, viele andere Dinge schon! Studienordnungen sind nicht für die Ewigkeit geschrieben und auch die Überfüllung von Veranstaltungen stellt keinen von Natur aus gegebenen Zustand der Uni dar. Lasst uns gemeinsam überlegen, was verändert werden muss, um das Studium nicht zum bürokratischen Spießrutenlauf werden zu lassen. Wir laden euch zum Aktionsplenum aller Studierenden der FU ein, um über Studiengebühren, Exzellenttinitiative, Master-Zugang, ABV oder Zwangszuweisung von Nebenfächern zu informieren, gemeinsam zu diskutieren und Handlungsperspektiven zu entwickeln.“

(„Aufruf zum FU Aktionsplenum“, AStA FU)

Der Aufruf datiert auf den 28.11., heute am 29.11. hängen die Flyer an den Bäumen – für eine Veranstaltung die am 30.11. stattfinden soll. Alles recht kurzfristig, aber nun gut…

StudiVZ gruschelt sich immer tiefer in den Sumpf

November 28, 2006

StudiVZ kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Nachdem der Betreiber des Online-Studentennetzes, Ehssan Dariani, erst vor kurzem wegen seiner „Nazi-Satire“ und Spanner-Handy-Foto-Shots in die Kritik geraten war, walzt sich nun ein weiterer Skandal um StudiVZ von der Blogosphäre ausgehend bis in die Mainstreammedien.

700 Cyberstalker und eine „Miss-Wahl“

Losgetreten hat die Lawine DonAlphonso, der in einem Blog-Eintrag detailliert und mit Screenshots belegt darstellt, wie sich innerhalb von StudiVZ eine rein männliche Gruppe von rund 700 Cyberstalkern gebildet hat, die mit weiblichen Mitgliedern der Community eine Misswahl veranstalteten – wovon diese allerdings nichts wussten. Die Mitglieder der besagten Gruppe bedienten sich der Fotos der von ihnen ausgewählten Kandidatinnen und veröffentliche darüber hinaus teilweise noch weitere persönliche Daten wie den vollen Namen, den Studienort und die Wohnadresse.

Nachdem man erst einmal eine „Miss“ gewählt hatte, wurde diese auf ihrem Profil von ihren männlichen Verehrern gemeinschaftlich „gegruschelt“. Christian Stöcker beschreibt in Spiegel Online – wo man sich der Story inzwischen auch angenommen hat – was man sich unter „gruscheln“ vorzustellen hat:

„‚Gruscheln‘ heißt es im Studentennetzwerk StudiVZ, wenn man jemandem einfach virtuell Hallo sagt. Das Wort haben sich die Gründer der mittlerweile erfolgreichsten deutschen Studenten-Community selbst ausgedacht – es entspricht in etwa dem ‚Poking‘ im großen US-Vorbild Facebook: ein virtueller Gruß mit Flirt-Unterton, von einem Mitglied zum anderen. Gruscheln klingt ein bisschen nach Kuscheln. Und ein bisschen nach Grapschen. Genau dieser Beiklang ist für einige weibliche Mitglieder von StudiVZ jetzt in den Vordergrund gerückt.“ (Spiegel Online, 27.11.06)

In der Pubertät stecken geblieben

‚Was meint ihr, wie die verdeppert guckt, wenn sie innerhalb von zehn Minuten von 15 Typen gegruschelt wird‘, wird ein Gruppenmitglied zitiert. Wenn man so etwas liest, fragt man sich, wie alt die Mitglieder von StudiVZ wohl sein mögen. Bei einer Gruppe von männlichen Teenagern, die mit den Problemen der Pubertät zu kämpfen haben, mag dies alles noch nachvollziehbar sein, aber bei Studierenden die Anfang oder Mitte 20 sind? Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, aber das eigentlich Bedenkliche ist, dass diese virtuellen Eskapaden nur das Selbstverständnis der Studierenden widerspiegelt, das diese auch in der Realität haben. Obwohl man solche prolligen Verhaltensmuster eigentlich eher mit Heranwachsenden und „bildungsfernen Schichten“ assoziieren würde und weniger mit angehenden Akademikern. Aber vermutlich ist das zu stereotyp gedacht.

Liest man sich jedenfalls mal die Threads im Heise-Newsticker-Forum zum Thema durch, stellt man schnell fest, dass viele Zeitgenossen arge Problemen haben, nachzuvollziehen, wo hier das Problem sein soll.

Ein Mitgründer von StudiVZ bat um Mitgliedschaft in der Stalker-Gruppe

Das gilt auch für die Leitung von StudiVZ, die derartigen Auswüchsen keinen Riegel vorgeschoben hat, weil man nichts bedenkliches an dieser Gruppe von Cyberstalkern finden konnte. Viel mehr soll einer der Mitgründer von StudiVZ selbst Interesse an der Gruppe gehabt haben (Spiegel Online, 27.11.06).

Fast täglich neue Sicherheitslücken

Parallel dazu schwelt ein „Dauer-Skandal“ um die fragwürdige Datenschutzpolitik von StudiVZ. Sicherheitsmängel erlauben den Zugriff auf private Daten der Benutzer (siehe dazu z.B. get-privacy.info und fx3.org). Wie heise Security gestern berichtete war StudiVZ am 27.11. offenbar von 12 Uhr bis zum Abend komplett offline. Grund war eine Phishing-Attacke, mit der die Angreifer sich Zugriff auf die Daten der StudiVZ-Nutzer zu verschaffen versuchten. Laut StudiVZ waren 32 Nutzer direkt betroffen. Um weiteren Datenklau zu vermeiden, wurde die Seite dann einfach komplett offline geschaltet.

Auch der HU RefRat warnt

Inzwischen warnt selbst der RefRat der HU in einer offiziellen Presseerklärung vor StudiVZ. Der Aufforderung StudiVZ fernzubleiben kann man sich nur anschließen. Wer aber bereits einen Account dort hat und echte Daten angegeben hat, sollte entweder den Account dichtmachen oder wenigstens seine Daten löschen.

Read on

Wer noch mehr Input zum Thema möchte, sollte einen Blick auf die gut geführte Chronologie von „Beissreflex“ werfen. Eine ausführliche und lesenswerte Analyse hat der Kommilitone Falk am Start.

Update 29.11.

Inzwischen warnt auch der AStA FU vor StudiVZ.

Rücktritt des RCDS-Vorstands Gießen

November 27, 2006

Wie Spiegel Online am Freitag (24.11.) berichtete haben alle Vorstandsmitglieder des RCDS in Gießen ihre Ämter niedergelegt. Hintergrund war der Versuch eine Geschichte um den in rechtsextremen Organisationen engagierten Matthias Müller zu deckeln. Dieser war zu Beginn des letzten Sommersemesters zum Vizevorsitzenden des RCDS in Gießen gewählt worden.

Müller schreibt unter anderem für die rechtsaußen Wochenzeitung „Junge Freiheit“, ist Vorsitzender einer Regionalgruppe der „Jungen Landsmannschaft Ostpreußen“, die laut Wikipedia u.a. vom Brandenburgischen Verfassungsschutz als „in Teilen rechtsextremistisch“ eingestuft wird, und ist Sprecher der Burschenschaft „Dresdensia-Rugia“, „die als inoffizielle Kaderschmiede der NPD verrufen ist“ (Spiegel Online).

Obwohl der RCDS in Gießen schon im August von dem rechtsextremen Engagement Müllers gewusst hat, hat man ihn bewusst im Amt belassen, um einen Skandal zu vermeiden. Gegenüber Spiegel Online sagte der nun zurückgetretene Vorsitzende des RCDS Gießen: „Ein Ausschlussverfahren dauert Monate. Da Matthias Müller fast fertig mit dem Studium ist, wollten wir uns das ersparen“ (ebd.). Man hat also lieber versucht darauf zu warten, dass Müller „natürlich“ aus dem Amt scheidet und der personelle Missgriff somit nie ans Licht der Öffentlichkeit kommt.

In einem älteren Spiegel Online Artikel vom letzten Mittwoch (22.11.) heißt es laut einer RCDS-Stellungnahme, Müller habe den RCDS in „absoluter Unwissenheit über seine politische Vorgeschichte und Mitgliedschaften sowie seine politische Grundeinstellung“ gelassen. Es fällt schwer das zu glauben, wenn man sich Matthias Müllers Aktionsradius ansieht.

Dass der RCDS aber anschließend versucht hat diese unmögliche Personalie zunächst zu verschleiern (anstatt aktiv den Rauswurf von Müller voranzutreiben), macht den Fall natürlich noch brisanter und hat jetzt offensichtlich zum Rücktritt des Vorstands geführt. Vorher wurde immerhin noch eine Unvereinbarkeitsklausel im RCDS Gießen verabschiedet, die eine Doppelmitgliedschaft im RCDS und der Burschenschaft Dresdensia-Rugia zukünftig ausschließt.

„Ihne21“ ein neuer Stern am FU Blogger-Himmel

November 24, 2006

Die FU Berlin macht ihrem jüngst erworbenen Titel als „unternehmerischste Hochschule“ alle Ehre und will mal eben die eigenständige Bibliothek der Philosophen platt machen, um sie im Keller der Philologischen FU-Bibliothek in der Rostlaube unterzubringen – die bereits schon jetzt unter einem zu hohen Studierenden-Andrang leidet. Und das ist erst der Anfang, von ehemals 150 dezentralen Bibliotheken an der FU sind nach Plänen der Leitung demnächst nur noch 20 übrig.

Parallel zu dieser Fusionswelle hat sich jetzt mit „Ihne21“ ein Blog der Bibliothek des OSIs und des IfS gebildet (nachdem die ehedem getrennten Bibliotheken bereits zusammengelegt wurden). Der Blog wird von MitarbeiterInnen der Bibliothek betrieben und thematisiert neben Dingen die die Bibliothek unmittelbar betreffen auch Veranstaltungen an der FU.

Es handelt sich aber scheinbar um einen reinen Info-Blog, zumindest habe ich bisher keine kritischen / wertenden Einträge gesehen. Was insofern nicht verwunderlich ist, als dass MitarbeiterInnen der FU in einem noch ganz anderen Abhängigkeitsverhältnis zur Universitätsleitung (Institutsleitung) stehen, als Studierende. Selbst wenn sie wollten, könnten sie vermutlich nicht so holzen, wie Studierende. Trotzdem ist natürlich jede weitere Informationsquelle eine Bereicherung für die FU-Blogosphäre.

e-Learning an der FU Berlin

November 23, 2006

Hier die PowerPoint-Präsentation zu meinem Referat zum Thema „e-Learning an der FU Berlin“ (ursprünglich war es nur eine Linksammlung) für unser e-Learning Seminar.

Der erste Teil stellt das aktuelle eLearning-Angebot der CeDiS vor. Darunter auch ein Blick in die Zukunft inklusive Studierendenportal, Multi-Blogger-System und anderen „Web 2.0 Errungenschaften“. Diese Problematik ist zumindest regelmässigen LeserInnen dieses und anderer FU-Blogs bereits hinlänglich bekannt. Aber es werden auch die bereits bestehenden Angebote (Autorensoftware, Lernsoftware, Beratung, Schulung, etc.) kurz angeschnitten.

Der zweite Teil der Präsentation befasst sich noch einmal mit den fragwürdigen Bedingungen unter denen Blackboard als zentrales Learning Management System (LMS) an der FU eingeführt wurde. Es wird die immer noch aktuelle Frage aufgeworfen, ob die FU wirklich ein LMS braucht, wenn Blackboard von den meisten Dozierenden als reine „Dateiablage“ verwendet wird. Daneben gibt es weitere Kritikpunkte, die aufmerksamen Beobachtern der Szenerie schon bekannt sein dürften. Relativ neu ist hingegen eine Umfrage aus dem Juli, die sich an die FU-Studentenschaft richtete und Auskunft darüber geben sollte, wie das System angenommen wird, ob es Probleme gab, welche Funktionen tatsächlich genutzt wurden, etc. Die Ergebnisse dieser Umfrage wurden ebenfalls in die Präsentation integriert.

Leider bin ich mit dem Vortrag nicht ganz durchgekommen, was neben der Tatsache, dass er etwas zu voluminös war, auch auf die zahlreichen Zwischendiskussionen und Abschweifungen zurückzuführen ist. Wer will kann sich die komplette Präsentation daher hier noch einmal herunterladen. Und auch für Nicht-TeilnehmerInnen des Seminars ist die Thematik vielleicht nicht ganz uninteressant.

Hinweis: Eine Übersicht mit allen den „CeDiS-Blackboard-Komplex“ betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.

Dubai Segbers verspottet Grottian und Narr

November 18, 2006

Wie der Kommilitone Martin Kaul gestern in der taz berichtete, hat der Anti-Bachelor-Aufruf von Grottian und Narr („Bachelor macht dumm“, taz, 08.11.06) am OSI für Knatsch gesorgt. Für besondere Verärgerung sorgte folgender Satz:

„Die von einer Vorstufe der Banalität des Bösen geprägten Prozesse des Entlernens kulminieren in der Struktur der Bachelor-Studiengänge.“ („Bachelor macht dumm“, taz, 08.11.06)

Dazu Martin im gestrigen taz Artikel:

„Der Begriff ‚Banalität des Bösen‘ stammt von Hannah Arendt. Im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Adolf Eichmann 1961, einen der hauptverantwortlichen Organisatoren des Holocausts, hatte sie mit dem Begriff auf die vermeintliche Banalität etwa der ’schier gedankenlosen‘ bürokratischen Folgsamkeit hingewiesen, die Mitursache am Völkermord an sechs Millionen Juden gewesen sei.

Dies auf die Konstitution des Hochschulwesens zu beziehen, hielt OSI-Direktor Massing gegenüber der taz für einen ‚unsäglichen Vergleich‘, der nicht hinnehmbar sei. ‚Hier werden Studierende und Kollegen beschimpft, die sich an unserem Institut dafür eingesetzt haben, den kritisierbaren Bachelor in vernünftige Bahnen zu lenken‘, sagte Massing. Er gehe davon aus, dass die Äußerungen der Professoren auch auf der Sitzung des Institutsrats Anfang Dezember thematisiert würden.“ („Provokateure sollen Abbitte leisten“, taz, 17.11.06)

„In vernünftige Bahnen zu lenken“? Vernünftig wäre a) die Abschaffung von BA/MA oder b) die Ausdehnung des BAs auf mindestens acht oder neun Semester oder c) die Garantie, dass jeder der einen BA Polwiss macht anschließend auch einen MA Polwiss draufsatteln kann. Lediglich die Studienordnung etwas zu überarbeiten kann dagegen nur eine Notlösung sein, die aber nichts am grundsätzlichen Problem des BAs ändert (das Narr und Grottian durchaus treffend skizzieren). Der Verweis auf „eine Vorstufe der Banalität des Bösen“ war in der Tat ein Missgriff, ändert aber auch nichts daran, dass Grottian und Narrs Kritik am Bachelor ansonsten berechtigt ist.

Doch der Aufruf hat rein symbolischen Charakter, dass sich jetzt mehr Studierende als die „üblichen Verdächtigen“ engagieren und gegen die Bachelor-Studiengänge erheben, ist äußerst unwahrscheinlich. Auch in der Dozentenschaft wird nach einer kurzen Welle der Entrüstung (über Grottian/Narr, nicht über den BA) von diesem Versuch eine kontroverse Diskussion anzustoßen nicht viel übrig bleiben. Insofern hat Dubai Segbers nicht unrecht wenn er spottet:

„‚Den beiden sind die revolutionären Garden abhanden gekommen, die es hier möglicherweise mal gegeben hat‘, so OSI-Prof Klaus Segbers: ‚Professoren meiner Generation haben keine Zeit, sich mit solchen Debatten zu beschäftigen.'“ (zitiert in „Provokateure sollen Abbitte leisten“, taz, 17.11.06)

Dass ein Professor wie Segbers zwischen Präsenzverpflichtungen in Dubai und exklusiven Masterporgrammen keine Zeit mehr für Grundsatzdebatten über die Problematik von verschulten Bachelor-Studiengängen hat, ahnte man ja irgendwie schon. SEMTIX stellt dazu fest, dass „Klaus Segbers ein gutes Beispiel für eine völlig unkritische und verflachte Lehre ohne Substanz ist, die inzwischen leider typisch für das Otto-Suhr-Institut geworden ist.“

Doch auch die Studierenden haben für den Widerstand gegen den BA und die mit ihm einhergehende Entmündigung keine Zeit, wenn auch aus anderen Gründen, wie die hochschulpolitische Referentin des AStAs, Jenny Simon, am Ende des taz-Artikels zitiert wird: „Viele Studierende stehen den Problemen der Bachelor-Studiengänge ohnmächtig gegenüber, zudem lassen die restriktiven Anforderungen der neuen Studiengänge weniger Raum für politisches Engagement“ (zitiert in taz, 17.11.06).

Edgy Eft rockz tha pool

November 17, 2006

Wie FUwatch zugespielte Screenshots beweisen, haben subversive Elemente gestern Ubuntu 6.10 („Edgy Eft“) auf einem Windows-Rechner im PC-Pool installiert. Normalerweise wird bei den Rechnern nur von der Platte gebootet und da man ohne Passwort auch nicht ins BIOS kommt, kann man auch die Bootreihenfolge nicht ändern. Dies gilt offenbar nicht für ein paar HP-Rechner unter den Pool-Maschinen, mindestens einer dieser Rechner konnte problemlos über eine CD gebootet werden.

Ubuntu 1

Zum Glück haben es die Missetäter unterlassen WinXP ganz platt zu machen (denn wer will schon SPSS in Wine sehen), sondern offenbar einfach nur eine zweite Partition angelegt. Windows läuft also weiterhin parallel auf dem Rechner, alle Daten blieben nach Recherchen von FUwatch erhalten. Die 40 GB Platte wurde fiftyfifty zwischen Windows und Ubuntu aufgeteilt.

Ubuntu 2

Auch der Zugang zum Internet verläuft problemlos. Jedenfalls fast, nach Informationen von FUwatch erhält man keinen Zugriff auf FU-eigene Sites, was aber verkraftbar ist. Offenbar mangelt es hier noch an der nötigen Feinabstimmung. Zugriff aufs Netzwerklaufwerk gibt es ebenfalls nicht, dafür hat man wenigstens für seine eigene Kiste Adminrechte mit einem eigenen Account mit dem kreativen Benutzernamen „ottosuhr“.

Ubuntu 3

FUwatch verurteilt diesen Angriff auf die proprietäre Windows-Hoheit in unserem geliebten PC-Pool ausdrücklich, denn mit Linux kommt bekanntlich der Kommunismus ins Haus!

StudiVZ in der Kritik

November 16, 2006

Spiegel Online widmete gestern einen längeren Artikel den Problemen des „Online-Studentennetzes“ StudiVZ. Als deutsches Kommunikationsforum für Studierende mit dem us-amerikanischen Pendant Facebook vergleichbar (ums mal diplomatisch zu formulieren), erfreut es sich zunehmend großer Beliebtheit unter den Studierenden. Ehssan Dariani, der Gründer von StudiVZ, wollte im Zuge der bereits losgetretenen Web-2.0-Übernahme-Welle (YouTube, MySpace, etc.) demnächst offenbar den großen Reibach machen (das suggeriert zumindest der SpOn-Artikel), hat allerdings mit einigen Problemen zu kämpfen. So schreibt Spiegel Online unter anderem über Dariana selbst:

„Nicht nur, dass der 26-jährige Startup-Gründer nächtens durch Berlin streift und bizarre Filme von Frauen veröffentlicht, zum Beispiel aus der U-Bahn oder von einer Party-Toilette (vielsagender Titel: ‚chick auf mitte party // WC‘). Schon vor Monaten sicherte sich Dariani die Adressen voelkischer-beobachter.de und voelkischerbeobachter.de. Die Seiten wurden mit einem überarbeiteten Titelblatt der Nazi-Zeitung verziert – eine Party-Einladung sollte das sein. Immerhin thronte der Reichsadler nicht auf einem Hakenkreuz, sondern auf dem Logo von StudiVZ. Die Publikation wurde ‚Kampfblatt der Vernetzungsbewegung Europas‘ genannt.“ (Spiegel Online, 15.11.06)

Obgleich später als Satire bezeichnet, kam diese Nazisymbolik wohl bei vielen weniger gut an. Der eigentliche Skandal liegt indes darin, dass ein solches Verhaltensmuster für viele Studierende so untypisch gar nicht ist. Ordentliche Saufpartys, pubertäre Späßchen mit dem Fotohandy, Sexismus, das Aufbegehren gegen eine gefühlte Tabuisierung („dass ich die deutsche Mentalität, die deutsche Art, wie sich die (political correct) Mehrheit mit sich und seiner Vergangenheit identifiziert, als GESCHEITERT betrachte“ zitiert in ebd.). All das sind Verhaltensmuster die inzwischen zur Normalität für ein Großteil der Studentenschaft in Deutschland gehören und teilweise an die klassischen us-amerikanischen Spring- und Summer-Break-Partys in Florida und Co. erinnern (exzessiver Alkoholkonsum, halbnackte Studentinnen, etc.).

Wirklich neu ist die Thematik natürlich nicht, osiwelt brachte den Zweck von Portalen wie Facebook z.B. schon im Juni prägnant auf den Punkt. Doch erst jetzt, wo andere häßliche Erscheinungsmerkmale bei StudiVZ hinzukommen (Geringachtung der Meinungsfreiheit, zweifelhaftes Vorgehen gegen Konkurrenten, fragwürdige Datenschutzpolitik, etc.) wirbelt das Portal auch in Mainstream Medien wie Spiegel Online Staub auf.

Wünschenswert wären wie von osiwelt schon damals angestoßen natürlich sinnvollere Formen der Vernetzung (jenseits vom Partylife). Nur dafür ist StudiVZ jetzt wohl deutlicher denn je einfach nicht der richtige Kandidat.

McKinsey besucht das OSI

November 15, 2006

Nein, keine Angst, McKinsey kommt nicht um uns die letzten DozentInnen wegzurationalisieren (vorerst jedenfalls nicht…), sondern zum alljährlichen „Berufspraxistag“ mit dem bezeichnenden Untertitel „Zu allem fähig, zu allem zu gebrauchen? AbsolventInnen berichten über ihren Berufsweg“. Hier ein paar Auszüge aus dem Programm:

„Gastrede: Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik (Leiter der Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik, Vorstand BMW a.D., Geschäftsführer Boeing Deutschland a.D.) (…) 3. Claudine Hengstenberg, Büroleiterin Dr. Lindner (…) 2. Alexander Thau, Berater, McKinsey (…) Moderation: Torben Leif Brodersen, Geschäftsführer Dt. Franchise-Verband (…)“

Leider sind ein paar wichtige Unternehmen wie Krauss-Maffei Wegmann oder Heckler & Koch nicht vertreten, dort hätte man für Politologen womöglich auch Verwendung. Ebenfalls leider nicht vertreten sind moderne Thinktanks wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft oder die Bertelsmann Stiftung.

Wer trotzdem erfahren möchte, was z.B. ein Volontär bei der Märkischen Allgemeine Zeitung oder die Büroleiterin von Dr. Lindner über ihren spannenden Arbeitsalltag zu berichten wissen, der sollte sich am kommenden Freitag, 17.11.06 von 10:30 bis 19:00 Uhr in der Ihnestraße 21 einfinden.

P.S.: Wirklich interessant zu erfahren wäre, ob sich mehr OSIaner für den Berufspraxistag begeistern können, als für den Institutstag im letzten Semester.

Email-Funktion des Campus Managements wird bisher wenig genutzt

November 14, 2006

Das Studienbüro des FB PolSoz hat eine (relativ) neue Seite zum Campus Management eingerichtet, auf der sich Lehrende wie Studierende über den aktuellen Stand des Systems informieren können. Anhand von Screenshots in gruseliger Qualität wird den Dozierenden noch einmal die Eingabe von Noten und die Teilnahmebestätigung erklärt. Daneben werden aber auch Features beschrieben, die bisher von kaum einem Lehrenden genutzt werden, wie z.B. die Möglichkeit alle TeilnehmerInnen (oder einen einzigen) einer Lehrveranstaltung per Email anzuschreiben.

„Sie können Studierenden direkt aus der Teilnehmerliste Ihrer LV in Campus Management eine Mail senden, indem Sie auf den Namen des/der Studierenden klicken (einzelne Mail) oder allen TeilnehmerInnen Ihrer Lehrveranstaltung gleichzeitig eine Mail schicken, indem Sie auf den Link unter der Liste klicken ‚E-Mail an alle Teilnehmer senden‘ (die Adressen sind in der Mail im Bcc)“ (Informationen für Lehrende)

Ich bin zur Zeit in mehreren Lehrveranstaltungen, in denen der/die Dozierende regelmässig eine Rundmail an alle TeilnehmerInnen versendet, hier wäre die Benutzung dieser in CM integrierten Email-Funktion wirklich sinnvoll.

Denn wer kennt es nicht, das Ritual am Beginn eines jeden Semesters: Der/die Lehrende lässt Listen herumgeben, auf denen sich jedeR TeilnehmerIn auch mit ihrer/seiner Emailadresse eintragen soll. Danach kann der/die Dozierende jedoch ungefähr ein Viertel der Adressen nicht richtig entziffern (oder er/sie ist ganz einfach unkonzentriert), so dass zu Beginn jeder Sitzung erst mal eine kleine Diskussion gestartet wird, wer warum die letzte Email nicht erhalten hat. Der/die Dozierende nennt die Namen derjenigen TeilnehmerInnen, von deren Emailadressen er/sie nur eine Fehlermeldung bekam. Doch jede Wette, es sind von den genannten gerade in dieser Sitzung nicht alle da, weswegen die korrekten Emailadressen wieder unbekannt bleiben. Dafür sind neue KommilitonInnen hinzgestoßen, die sich nun auf der Liste eintragen müssen und deren Adressen dann zum Teil wieder nicht korrekt entziffert werden können. Andere Studierende beschweren sich nach drei Wochen bei dem/der Dozierenden, dass sie immer noch die Rundmails erhalten, obwohl sie doch schon nach der ersten Sitzung wieder aus der Lehrveranstaltung ausgestiegen sind, etc. pp.

Dieses nervtötende Theater könnte man in der Tat dadurch unterbinden, dass der/die Dozierende über CM einfach alle TeilnehmerInnen seiner/ihrer Lehrveranstaltung anmailt. Natürlich gibt es hier ein paar Probleme, die man in den Griff kriegen müsste:

  1. Entgegen allen Aufforderungen liest immer noch nur eine Minderheit der Studierenden Emails, die über den eigenen ZEDAT-Account laufen. Die meisten bleiben bei GMX, web.de, Gmail, etc. und rufen ihre ZEDAT-Mailbox wenn überhaupt dann nur sehr selten ab. Dieses Problem würde sich aber wohl von selbst lösen: In dem Moment, wo über den ZEDAT-Account auch LV-relevante Informationen laufen (Organisatorisches, Literaturhinweise, angehängte Artikel, etc.), würde er zwangsläufig intensiver durch die Studierenden genutzt.
  2. Dieses System würde all diejenigen ausschließen, die das Glück haben noch nach einer Studienordnung zu studieren, die kein CM vorsieht, oder die aus anderen Gründen nicht vom CM erfasst werden. Hier müsste man dann in der Tat auf altbewährte Methoden zurückgreifen und die Betroffenen müssten ihre Emailadressen dem/der Dozierenden „manuell“ mitteilen.
  3. Die Versendung als BCC erlaubt zwar eine Mail des Dozierenden an alle, aber nicht die Antwort eines einzelnen an den/die Dozierenden und alle anderen TeilnehmerInnen. Manchmal ist es durchaus sinnvoll, nicht nur dem Dozierenden auf seine Rundmail zu antworten, sondern auch gleich den anderen KommilitonInnen zu antworten, die mit einem zusammen dieselbe LV besuchen. Natürlich hat die Versendung über BCC ihre Berechtigung und ist eigentlich ein Muss in jeder zivilisierten Email-Kommunikation, in der eine Person eine Mail an mehrere andere Personen zugleich versendet (Begründung exemplarisch z.B. hier). Dies könnte man am besten durch eine Mailing-Liste-Funktion innerhalb von CM lösen, die es nicht nur dem Dozierenden, sondern auch jedem/jeder anderen TeilnehmerIn erlauben würde, mit allen anderen in der LV zu kommunizieren ohne dass sich die einzelnen Adressen alle sichtbar in der To-Zeile des Mailheaders tummeln würden.
  4. Nicht jedeR Dozierende ist bereit, das CM öfter als zu den notwendigen Eintragungen am Ende eines Semesters zu nutzen. Das stimmt zwar, doch die Wahrscheinlichkeit, dass er/sie eine in CM integrierte Mailfunktion nutzt ist höher, als dass er/sie sich den Aufwand macht für die LV einen Account im Blackboard oder in den Yahoogroups einzurichten. Blackboard ist eine optionale Kommunikationsmöglichkeit, die Dozierenden sind nicht verpflichtet sie einzusetzen. Ums CM kommen sie dagegen i.d.R. nicht herum. Was zwar bedauerlich sein mag, aber wenn sie sich ohnehin schon mit dem System auseinandersetzen müssen (unter anderem für die Noteneingabe und Teilnahmebestätigung), dann können sie es auch gleich zum Mailen an alle TeilnehmerInnen verwenden.

Bei aller Kritik am Campus Management sollte man doch die positiven „Nebenerscheinungen“ die die Einführung des System mitbringt nutzen. Dazu zählt sicherlich auch die Möglichkeit für Dozierende und hoffentlich bald auch Studierende innerhalb einer LV als Gruppe bequem via Email miteinander kommunizieren zu können ohne den nervigen und nicht selten auch zeitraubenden Aufwand, handschriftlich Listen mit den nötigen Emailadressen führen zu müssen. So trivial eine solche Funktion auch sein mag, für den virtuellen Informationsaustausch innerhalb eines Seminars ist sie essentiell.

Datenschutztechnisch wäre zu sagen, dass in dem System die Emailadresse eines Einzelnen nur in dem Moment bekannt wird, in welchem er sich entschließt zu partizpieren und an alle zu schreiben. Beschränkt er sich auf die Rolle des Empfängers von Informationen, bleibt seine Emailadresse allen (außer dem/der Dozierenden in ihrer/seiner Funktion als „Mailing Listen Administrator“ vielleicht) verborgen.

In Zukunft soll es ja ohnehin das „Einheitsportal“ an der FU geben, wo es dem Studierenden idealtypisch nicht nur möglich ist, allen anderen SeminarteilnehmerInnen zu mailen, sondern (hoffentlich) z.B. auch einzusehen wer sich außer ihm noch für dieselbe Referatsgruppe eingetragen hat, wie man diese Personen erreicht, usw. Ob der Studierende dabei „gläsern“ wird, hängt entscheident vom Rechtemanagement ab. Solange dem Studierenden selbst die Kontrolle darüber obliegt, wer welche seiner Kontaktinformationen einsehen kann, sollte es da eigentlich kein Problem geben.

Hinweis: Eine Übersicht mit allen das SAP Campus Management betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.

HU-Präsident verbietet „Loose Change“-Vorführung

November 8, 2006

Wie die taz gestern berichtete, hat die HU untersagt, dass der verschwörungstheoretische Streifen zu den Anschlägen vom 11. September 2001, „Loose Change“, an der HU aufgeführt wird. Die taz schreibt:

„Das Brisante ist, dass in der Begründung der HU eine Reihe inhaltlicher Kritikpunkte an dem Film aufgeführt werden. Er enthalte ‚rassistische und diskriminierende Behauptungen‘ und sei pseudowissenschaftlich. Eine öffentliche Vorführung gefährde sowohl das Image der HU als auch ‚das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland‘. Für Veranstalter Rehmet ist das ein klarer Fall von Zensur.

HU-Präsident Christoph Markschies verteidigt die harte Linie des Vorführungsverbots: ‚An dieser Universität werden Filme mit wilden Mutmaßungen antijüdischen und antiamerikanischen Charakters, schon aufgrund ihrer Geschichte in den Jahren 1933 bis 1945, nicht öffentlich gezeigt – zumal der Film ja ohne Mühe von jedem häuslichen Schreibtisch aus gesehen werden kann‘, sagte er gegenüber der taz.“

In der Tat kann sich jeder den Film „auf seinem häuslichen Schreibtisch ansehen“, da er z.B. bei Google Videos zu finden ist. Nur das allein ist kein Grund seine Aufführung an der HU zu untersagen. Auch, dass der Inhalt zweifelhaft ist, taugt als Argument wenig. Im Gegenteil, gerade weil der Film so problematisch ist sollte er eben nicht nur am „häuslichen Schreibtisch“ gesehen werden, sondern auch in der Öffentlichkeit vorgeführt und diskutiert werden.

Wir haben uns in einem Proseminar zum Thema „NS Ideologie“ dereinst auch einen Propagandafilm aus der NS-Zeit angesehen und ihn anschließend kritisch diskutiert. Um zu analysieren, wie die NS-Propaganda gewirkt hat, kommt man nicht umhin entsprechendes Original-Material auch zu sichten.

Selbst wenn man zugrunde legt, dass „Loose Change“ tatsächlich „einen antijüdischen und antiamerikanischen Charakter“ hat, so könnte man dies doch dann auch im Rahmen einer solchen öffentlichen Vorführung anschließend diskutieren. Zwar wird „Loose Change“ gemeinhin als verschwörungstheoretisches Machwerk verdammt, nur wenige haben sich bisher aber die Mühe gemacht, Aufbau und Struktur des Films systematisch auseinanderzunehmen. Natürlich ist der Film unter aller Kanone, aber gerade wegen seines großen Wirkungsgrades sollte man ihn sich dann vielleicht mal genauer ansehen und den Inhalt auch an der Uni diskutieren, Dritten verdeutlichen mit welchen Tricks die Macher des Films arbeiten.

Man könnte natürlich einwenden, dass eine Lehrveranstaltung etwas anderes ist, als eine solche öffentliche Vorführung. Nur muss es doch auch auf letzterer Wege geben, den Film anschließend mit den Zuschauern zu diskutieren. Die Vorführung des Films mit dem Hinweis auf seinen zweifelhaften Inhalt zu untersagen ist jedenfalls die denkbar schlecheste Form mit so etwas wie „Loose Change“ umzugehen.

FU Präsidium hält Ergebnisse der Bachelor-Umfrage weiter unter Verschluss

November 7, 2006

Eigentlich sollte die Kommission für Lehrangelegenheiten (KFL) gestern endlich die Ergebnisse der im Juni durchgeführten Bachelor-Umfrage an der FU veröffentlichen. Die Umfrage richtete sich an alle BA-Studierende der FU und sollte aufzeigen, wo es zur Zeit noch Probleme mit dem Bachelor gibt, wie zufrieden bzw. unzufrieden die Studierenden in den BA-Studiengängen mit dem Angebot sind.

Leider wurde das Ergebnis nur teilweise und mündlich auf der KFL-Sitzung veröffentlicht. Schon seit längerem kursieren Gerüchte, dass die Ergebnisse der Umfrage nicht ohne Brisanz sind. Da die Ergebnisse gestern nicht komplett veröffentlicht wurden, fühlen sich nicht wenige Studierende in ihrer Vermutung bestärkt, das FU Präsidium versuche hier unangenehme Resultate zu deckeln.

Bekannt wurde aber z.B., dass knapp die Hälfte der Befragten erwerbstätig sind und nur eine kleine Minderheit (8%) nach dem Bachelor ihr Studium definitiv beenden will. Der Rest möchte auf jeden Fall noch einen Master draufsatteln oder ist sich noch nicht sicher. Angesichts der Tatsache, dass inzwischen sogar eine künstliche Verknappung der MA-Zulassungen im Gespräch ist, dürfte es hier für viele ein häßliches Erwachen geben.

Eine knappe Mehrheit ist mit Aufbau und Struktur der BA-Studiengänge eher zufrieden, eine starke Minderheit eher unzufrieden. Während eine klare Mehrheit mit Vermittlung fachlicher Grundlagen zufrieden ist, sind die meisten Befragten mit der Vermittlung von berufsrelevanten Qualifikationen und von Lerntechniken / Lernstrategien unzufrieden.

Nur 60% der Studierenden im zweiten Fachsemester studieren nach eigenen Angaben das, was der Regelstudienverlaufsplan für sie vorsieht, im vierten Fachsemester sind es sogar nur noch 47%. Insgesamt sind jedoch 65% der Befragten eher zufrieden mit ihrem Studium, während eine Minderheit von gut einem Drittel (35%) eher unzufrieden ist.

Diese Zahlen sind unvollständig, es wurden auf der KFL-Sitzung noch mehr präsentiert, die aber ihrerseits auch nur eine Zusammenfassung der Resultate darstellten. Besonders zwischen den einzelnen Fächern soll es erhebliche Unterschiede geben, was aber nicht verifiziert werden konnte, da sich das Präsidium dazu ausschwieg.

Frühestens (!) zur Sitzung des Akademischen Senats am 22.11.2006 sollen die Ergebnis dann endgültig veröffentlicht werden. Dann jedoch mit der Einschränkung, dass jeder Fachbereich nur die Zahlen vorgelegt bekommt, die die von ihm angebotenen Studienfächer betreffen. Gemäß Vize-Präsident Väth sollen die Fachbereiche dann die Studierenden informieren. Selbst dann bliebe jedoch das Problem, dass niemand außer den „Eingeweihten“ im Präsidium die kompletten Resultate vorzuliegen hat. Man könnte höchstens an den verschiedenen FBs die Ergebnisse sammeln und sich das Komplettergebnis selbst rekonstruieren. Voraussetzung dafür wäre, dass die FBs auch tatsächlich alle ihren jeweiligen Anteil der Ergebnisse an die Studierenden weiterleiten.

Praxisrelevanz

November 5, 2006

„[…] Das Versprechen der ‚Praxisrelevanz‘ im Sinne ökonomischer Verwertbarkeit ist auch ein Versprechen an die Studierenden, dass sich der Einsatz von Zeit und Geld lohnt und in barer Münze zurückgezahlt wird. Damit wird die Kritik an der Praxisferne vieler Studiengänge aufgegriffen und marktgerecht artikuliert. Das verschafft den Bachelor-Programmen an Universitäten und Fachhochschulen ihre Akzeptanz.

Die relative Freiheit der Bildungsmöglichkeiten hatte den Preis, die erworbenen Bildungstitel danach gegebenenfalls nicht auf dem Markt anwenden zu können. Das bedeutete für die Studierenden, dass die Beschäftigung mit dem, was gesellschaftlich nicht vorgesehen war, ein persönliches Risiko blieb. Die Verzahnung der Studieninhalte mit den Anforderungen gesellschaftlicher Verwertungsinteressen entlastet von diesem persönlichen Risiko.

Holzkamp formulierte seine Ansprüche an die Wissenschaft so: ‚ein Gegen-den-Strom-Schwimmen, dabei vor allem auch gegen den Strom der eigenen Vorurteile und (…) gegen die eigene Tendenz zum Sich-Korrumpieren-Lassen und Klein-Beigeben gegenüber den herrschenden Kräften‘. Die Umstrukturierungsmaßnahmen der Hochschulreform nehmen kritischen Ideen nicht nur Stellen und Gelder, sondern sie nehmen den Studierenden auch die Möglichkeit, sich auf solch eine existenzielle Verunsicherung des prinzipiellen Denkens gegen den Strom und gegen die eigene Korrumpierbarkeit einzulassen.

Wenn der Maßstab bei der Hochschulevaluation und -entwicklung nur Effizienz im Sinne ökonomischer und gesellschaftskonformer Brauchbarkeit ist, dann wird Kritik zum Luxus. Mit Instrumenten der leistungsbezogenen Mittelvergabe, Studiengebühren und weiteren Maßnahmen wird suggeriert, dass sich Universitäten und Studierende diesen Luxus nicht mehr leisten können.“

aus: Christina Kaindl, „Kritik und Praxis“, Jungle World, 18.10.06

Kritzeleien im UG2 am Vollpfosten

November 1, 2006

„Punk is not dead.“

„Habermas ist schon lange tot und wird von fanatischen Moslems ferngelenkt.“

„Alf ist schon lange tot und wird vom Hopo ferngelenkt“.

„Alf ist schon lange tot und wird vom Hopo von Dämonen ferngelenkt“.