Eine generelle Strategie von Print-Medien gegenüber Online-Medien zu bestehen lautet bekanntlich, mehr in die Tiefe zu gehen, umso den Nachteil im Hinblick auf Aktualität auszugleichen. Eine Tageszeitung lesen im Internet-Zeitalter zunehmend weniger, wenn sie nur Informationen enthält, die mensch am Abend zuvor schon in einer Online-Publikation nachlesen konnte (wobei natürlich viele Tageszeitung selbst ihre Printausgabe vom nächsten Tag schon am Abend zuvor online zur Verfügung stellen).
Bezogen auf das Verhältnis von OZ und FUwatch bedeutet dies unter anderem, dass die OZ-Redakteure den beteiligten Akteuren auch hinterher telefonieren, Anfragen mailen, Interviews führen, bisher nicht publik gewordene Hintergründe recherchieren, usw. Eben alles Dinge, die FUwatch und andere FU-Blogs schon allein aus zeitlichen Gründen in dieser Form nicht leisten können.
Blog-Einträge erscheinen deutlich häufiger als Print-Magazine wie die OSI-Zeitung und würde man beim Bloggen dann parallel zur hohen Release-Geschwindigkeiten einen ähnlichen, mit dem von „regulären“ Publikationen vergleichbaren, hohen Recherche-Aufwand betreiben (was einige Blogger durchaus tun), würde das Bloggen schnell zum Fulltime-Job mutieren.
Gerade aber diese Hintergrundinformationen zu ermitteln und die Betroffenen auch selbst zu einem Statement gegenüber der OZ zu bewegen, scheint jedoch sehr schwierig, wie eine der neusten, sechsten Ausgabe beigelegte Sonderseite deutlich macht. Dort ist die Rede von ignorierten Anfragen, willkürlich nicht autorisierten Zitaten, Versuchen die Stoßrichtung von Artikeln zu beeinflussen und erst gegebenen, dann aber zurückgezogenen Interviews. So könne die OZ nicht wie von ihr gewünscht für mehr Transparenz sorgen. Die Redaktion schreibt:
„Wir werden dann in den Bereich des Spekulativen getrieben. Und gerade dieses Verhalten, dieses Zurückhalten der eigenen Meinung, führt am Ende meist dazu, dass die EntscheidungsträgerInnen stärker und kritische Stimmen immer schwächer werden.“ (Sonderseite der 6. OZ)
Und hier wäre meine Frage: Wieso denn? Wenn sich ein Akteur, sei es nun einE DozentIn oder z.B. der AStA, zu einem Vorwurf nicht äußern will, dann schreibt man eben notwendigerweise stärker im Konkunktiv oder stellt nur die Seite dar, die sich äußern will.
Letztlich ist es eine Frage der richtigen „Erziehung“: Den Kontaktierten muss klar gemacht werden, dass es in ihrem eigenen Interesse ist, der Kommunikation mit der OZ nicht auszuweichen, weil bei einer Verweigerungshaltung die Berichterstattung dann eben mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einseitig und zu ihren Ungunsten laufen wird. Nicht aus „Rache“, sondern weil dann folgerichtig eben z.B. nur die Person zitiert wird, die ihren Standpunkt gegenüber der OZ deutlich gemacht hat.
Auch Informationen werden nicht erbettelt, sondern erkämpft – was die Bereitschaft voraussetzt, an einem gewissen Punkt dann auch Druck zu machen.
Die OZ-Redaktion könnte ihrem Anliegen für mehr Transparenz zu sorgen für den Anfang z.B. auch dadurch näher kommen, dass sie die entsprechenden Personen namentlich nennt, die im Nachhinein z.B. einfach ein Interview zurückziehen.
Zum Glück scheint aber die Verweigerung mit der OZ zu kommunizieren so krass auch wieder nicht zu sein. In ihrer Titelgeschichte über die Degradierung der Ideengeschichte-Professur zur Juniorprofessur zu gunsten von zwei neuen IB-Professuren lassen die Kommilitonen Marcel und Gerrit diverse Personen zu Wort kommen: Funke, Riedmüller und Rima die studentischen Vertreterin im FBR. Mit Riedmüller die den neuen Strukturplan verteidigt und Funke der ihn kritisiert, hat man auch beide Seiten in den Artikel einbinden können.
Das einzige was im Artikel fehlt, ist die rechtliche Fragwürdigkeit des „schlanken Verfahrens“ (zur Berufung der beiden IB-Profs). Dieses „verschlankte Verfahren“ wird zwar beschrieben, die Frage inwiefern es überhaupt rechtens war, wird im Artikel aber nicht diskutiert. Dass Zürcher und Chojnacki diese Professuren auf dem Tablett serviert bekommen, ohne sich einem regulären Berufungsverfahren stellen zu müssen, ist ein nicht unerheblicher Punkt in diesem Skandal, den man durchaus noch weiter hätte beleuchten können, als dies im Artikel passiert ist.
Auch die Namen „Risse“ und „Börzel“ fallen kein einziges Mal, obwohl sie z.B. auf der Diskussionsveranstaltung zum Thema (siehe „Bonnie und Clyde gegen den Rest“) den neuen Strukturplan massiv verteidigt haben und man den Eindruck bekam, sie wären so etwas wie die „federführenden Architekten“ gewesen.
Man hätte dann Prof. Risse z.B. auch mal die Chance geben können, seinen Vortrag warum die Ideengeschichte angeblich nicht maßgeblich geschwächt wurde oder warum die Politische Theorie durch andere Teildisziplinen abgedeckt werden kann, noch einmal in schriftlicher Form in der OZ niederzulegen. Ich glaube, das wäre durchaus interessant zu lesen gewesen.
In seinem abschließenden Kommentar macht Marcel dann zumindest noch einmal sehr deutlich, warum die vorgebrachte Argumentation im Sinne von „Profilbildung“ des OSIs höchst fragwürdig ist.
Der meiner Meinung nach beste Artikel in der Ausgabe ist der über die unzumutbaren Situation für Lehrbeauftragte am Institut von Alina und Laurence. Gewiss, die Erkenntnis, dass Lehrbeauftragte am OSI ausgenutzt werden, obwohl sie zeitgleich inzwischen so etwas wie das eigentliche Rückgrat der Lehre bilden, ist nicht neu.
Alina und Laurence gehen aber viel tiefer, differenzieren zwischen Lehrbauftragten die sich ausgebeutet fühlen und solchen, die das nicht von sich sagen möchten. Weiter wird deutlich, dass es nicht nur um die schlechte materielle Versorgung der „Lehrknechte“ geht, sondern auch darum wie schlecht sie teilweise logistisch vom Institut unterstützt werden und was für eine starke Intransparenz bei der Lehrplanung herrscht.
Auch die reine Kommunikation, der Informationsfluss zwischen Institut und Lehrbeauftragten ist offenbar lausig, was in der Tat auch Rückschlüsse auf die offenbar nicht allzu große Wertschätzung des Instituts gegenüber seinen Lehrbeauftragen zulässt. Insgesamt ein solide ausgearbeiteter Artikel der Einblicke in eine Problemstellung gibt, die zwar jedem am OSI irgendwie bekannt ist, deren Ausmaß man so aber vermutlich nicht unbedingt immer präsent hat.
Wirklich lesenswert ist ferner der Beitrag von „Ruben McLoop“, auch wenn nicht ganz ersichtlich ist, warum er offenbar unter einem Pseudonym veröffentlicht wurde, denn so brisant ist sein Inhalt ja auch nicht. In der bewusst als „subjektiv“ deklarierten „Betrachtung der Unipolitik“ berichtet der Autor anhand von fünf Thesen „vom Nutzen unrealistisch zu denken“ und über die Schwierigkeiten in der gegenwärtigen Hochschul-Struktur einen kritischen Blickwinkel aufrecht zu erhalten.
Auch Josephines Beitrag zur Frage der Unterschiede zwischen dem Protest der 68er und der momentanen Studierenden-Generation, der aus einem Artikel zum Aktionstag und aus einem Interview mit Prof. Zeuner besteht, ist gut gelungen.
Einerseits skizziert sie darin, wie das von den 68er in Sachen Mitbestimmungsrechte Erreichte heute weitgehend abgeschafft wurde. Andererseits transportiert sie durch Zeuner auch eine Kritik an der gegenwärtigen Studierenden-Generation, die entweder gar nicht (da rein karriere-orientiert) oder falls doch meist nur isoliert auf ein Problem konzentriert protestiert und dabei die „gesamtgesellschaftliche Problematik“ aus den Augen verliert.
Besonders düster mutet die Stelle im Interview an, in der Zeuner auf die Frage, warum er ein Jahr früher aufgehört hat als er eigentlich musste, mit einem „symptomatischen Erlebnis“ aus seinem Lehralltag antwortet. Eine Kommilitonin kam zwei Mal zu ihm, um ein Attest einzureichen, da sie gefehlt hatte. Obwohl Zeuner sie nach seiner Darstellung schon beim ersten Mal darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er kein Wert auf solche Kontrollzwänge in Sachen Anwesenheit lege, kam sie offenbar erneut mit einem Attest zu ihm, als sie ein weiteres Mal gefehlt hatte.
Natürlich lässt sich nachvollziehen, wie desillusionierend es für Dozierende mit einer Vergangenheit wie Prof. Zeuner sein muss, wenn sie sich mit einer Generation von Studierenden konfrontiert sehen, denen die Verschulung und Kontrollen so ins Blut übergegangen sind, dass sie sie schon von sich aus von den Dozierenden einfordern; den Dozierenden als „Pauker“ wahrnehmen wie Zeuner es nennt.
Dennoch gibt es aber ja auch OSI-Studis die einer solchen „Gehirnwäsche“ nach wie vor standhalten, die dankbar für jeden Dozierenden sind, der auf solche Kontrollmechanismen und eine Lehre in Richtung Verschulung verzichtet. Und für eben jene Studierende wäre es sicherlich positiv gewesen, wenn Prof. Zeuner noch ein Jahr länger „durchgehalten“ hätte.
In ihrem Artikel über den „Bibliotheksskandal“ machen Hilke und Josephine deutlich, dass die Zusammenlegung von Bibliotheken an der FU schon viel länger andauert. Dieser „historische“ Abriss liest sich interessant und offenbart dabei auch Informationen, die mir zumindest bis dato nicht geläufig waren.
Dennoch kann man natürlich bei der Feststellung, das Ganze sei zu einem „undurchsichtigen Dickicht“ geworden zurückfragen, ob es nicht gerade der Job der OZ-Redakteure gewesen wäre, jetzt mal etwas mehr Licht in dieses Dickicht zu bekommen. Der Fokus des Artikels liegt auf der geplanten Integration der PolSoz-Bib in die UB und die Befürchung, die bisher autonome Fachbibliothek würde ihre Eigenständigkeit verlieren.
Der andere zentrale Punkt im Skandal, das geplante Aussortieren der Bücher, wird nicht angeschnitten. Wie viele Bücher sollen denn nun wirklich rausfliegen? Und wurden vielleicht schon welche aussortiert, wenn ja wie viele genau? Hier gibt es ja nach wie vor unterschiedliche Angaben.
Dann die Frage der schleichenden „Raum-Verdrängung“, über die die BibliotheksmitarbeiterInnen bereits jetzt klagen. Was ist dran an solchen Geschichten, wie etwa jener, dass Schlösser ausgewechselt wurden und Bücher in einem Kellerraum nicht mehr zugänglich waren? Wie schafft es der SFB solchen Druck auszuüben, läuft dies nur auf offizieller Ebene über Entscheidungen in den Gremien oder gibt es darüber auch inoffizielle Prozesse, wo ohne ausdrückliche Genehmigung versucht wird Fakten zu schaffen? Falls ja, wie sieht das genau aus?
Gerade die Frage, wer hier eigentlich hinter wessen Rücken was entscheidet, wäre ja mal interessant zu klären. Aber okay, vermutlich ist das Dickicht so dicht, dass es wirklich kein Durchkommen mehr gibt. Und doch müsste die OZ bei solchen Verstrickungen vielleicht mehr auf „Informanten“ setzen (unzufriedene MitarbeiterInnen gibt es überall), also nicht nur mit Informationen arbeiten, die sie über offizielle Kanäle erhält, sondern auch mit jenen die über die inoffziellen reinkommen.
Gerrit beschäftigt sich in einem Artikel und einem Kommentar mit der Frage nach den Rettungsplänen für das OSI-Dilpom. Er argumentiert, die Protestierenden würden einfach viel zu vorschnell urteilen, wenn sie etwa dem Dekanat unterstellen, es meine es mit seinem Rettungsplan für das OSI nicht ernst. Überzogen wirkt seine Formulierung, mensch würde dem Dekanat vorwerfen, es würde „zielgerichtet auf die Zerstörung des Studiengangs hinarbeiten“. Hat das wirklich jemand dem Dekanat so drastisch unterstellt?!
Das Argument ist ja eher, dass der Rettungsplan mit dem Aussetzen des Studiengangs so absurd ist, dass keiner den „Rettern“ abnehmen kann, sie meinten es ernst. Selbst wenn sie ihn also nicht gleich „zielgerichtet zerstören“ wollen, so taugt doch offenbar ihre Rettungsstrategie wenig. Der zentrale Vorwurf lautet also, FBR PolSoz, OSI-IR und AS schaffen es nicht gegenüber dem Berliner Senat standhaft zu bleiben bzw. knicken zu schnell ein.
Weiterhin arbeitet Gerrit ja selbst heraus, dass Dekanat wolle die „Auszeit“ für den Diplom-Studiengang nutzen, um den Master für diesen Zeitraum zu öffnen. Es geht also darum, mehr Leute in den Master zu bekommen, den Master zu stärken. Wenn das aber das Ziel ist, wer soll dem Dekanat dann noch abnehmen, es wolle das Diplom retten?
Leider bringt Gerrit das „Mathematiker-Argument“ nicht, denn dieses würde seine Position deutlich stärken. Wenn es den Mathematikern gelungen ist, ihren Diplom-Studiengang wiederzubeleben nachdem er zwischendurch abgeschafft wurde, dann beweist dies ja, dass das theoretisch durchaus machbar ist. Also ist der Rettungsplan vielleicht gar nicht so abwegig, wie bisher offenbar jeder dachte. Wenn dem aber so ist, kann man dem Dekanat z.B. auch nicht mehr einfach unterstellen, es sei ihm mit der Rettung des OSI-Diploms nicht wirklich ernst.
Kritik am elendig verreckten Protestsemester findet ebenfalls Platz in der aktuellen OZ. Statt dem etwas zu kurz wirkenden Interview mit der LHG und den Jusos wäre ein längerer Artikel aber vermutlich gehaltvoller gewesen. Man hätte also ein Mitglied der Jusos oder der LHG den Raum geben können, auch mal etwas ausführlicher zu skizzieren warum nach seiner/ihrer Ansicht das Protestsemester nichts geworden ist. Aber vermutlich fand sich hier einfach kein Autor (?).
Noch wichtiger wäre es aber gewesen, auch die Gegenseite zu wort kommen zu lassen. Obwohl die Unzufriedenheit mit dem Verlauf des Protestsemesters sehr groß zu sein scheint, muss es doch auch noch AktivistInnen geben, die sich dort engagiert haben und das Ganze als produktiv empfunden haben. Gerade weil die OZ darauf pocht, divergente Meinungen abzubilden, wäre es hier wirklich nicht schlecht gewesen, eine Gegenstimme ins Blatt zu holen.
Selbiges gilt für den asta-kritischen Artikel von Christa, dem keine Gegenposition gegenübergestellt worden ist (etwa durch ein AStA-Mitglied). Christa hat in einem FUwatch-Kommentar deutlich gemacht, dass es solche Versuche gab, der AStA aber offenbar zu keinem Interview bereit war.
Falls dem so war, sollte man sich dann aber vielleicht auch die paar Zeilen gönnen, den/die LeserIn auf diesen Umstand aufmerksam zu machen („Die OZ versteht sich als vielseitiges Magazin, in dem divergente Positionen Raum zur Entfaltung gegeben wird, auch hier hätten wir gerne eine Gegenposition vertreten gesehen, doch die angeschriebenen AStA-Mitglieder XYZ und ABC waren für eine Stellungnahme nicht zu haben…“).
Tatsächlich ist das von Christa in ihrem Artikel skizzierte, arrogante Auftreten des AStAs wohl kaum als übertrieben abzutun. Dennoch enthält der Artikel auch ein paar steile Thesen, wie etwa jene, „viele“ Studierende würden sich nicht an den StuPa-Wahlen beteiligen, weil sie Angst hätten, einer asta-affinen Tarnliste auf den Leim zu gehen, obwohl sie den AStA eigentlich gar nicht unterstützen wollten. Tatsächlich sollten halbwegs informierten Studierende schon klar sein, welche Liste nun asta-tragend ist und welche nicht. Zumindest müsste Chrita ihre These an diesem Punkt mit irgend etwas untermauern.
Selbiges gilt für die Behauptung, die „ideologische Borniertheit“ verhindere, dass sich auch „weniger aktivistische, aber gleichermaßen betroffene Studierende“ von Widerstandsversuchen wie zuletzt im Protestsemester angesprochen fühlen. Tatsächlich gab es diese Kluft zwischen dem radikaleren, harten Kern („den üblichen Verdächtigen“) und den gemäßigten Protestierenden schon immer.
Das Interessante ist nun, dass sowohl beim Protest 2003/04 und 2005 diese Kluft noch größer war – zeitgleich aber mehr Studis mitgemacht haben. So gipfelte dieser Grundkonflikt im letzten wirklich echten Protestsemester 03/04 darin, dass es neben der regulären „Streikzeitung“ eine „alternative Streikzeitung“ gab, in der eine Minderheit der Protestierenden die Art und Weise der Stoßrichtung der Mehrheit der Protestierende kritisierte (im Sinne von „müssen gesamtgesellschaftlichen Kontext im Auge behalten“, etc.). Wenn nun 03/04 die Beteiligung aber trotz größerer Blockkonfrontation stärker war als 2008, kann die Blockkonfrontation kaum der zentrale Grund sein, warum das Protestsemester so elendig verreckt ist.
So legitim Christas Kritik am AStA auch sein mag, ihn als Sündenbock für das Ausbleiben des politischen Engagement abzustempeln – egal ob bei der geringen Wahlbeteiligung oder dem geringen Interesse am Protestsemester – ist eine Pauschalisierung die jeder empirischen Grundlage entbehrt. Sie kann ja nicht einmal Fallbeispiele nennen, wie beim aktuellen Protestsemester tatsächlich KommilitonInnen durch „ideologische Borniertheit“ abgeschreckt wurden.
Insgesamt ist der Beitrag von Christa trotzdem besser, als etwa der in der letzten Ausgabe über Sciences Po, wo mensch den Eindruck bekam, sie bleibt in ihrer Kritik auf halber Strecke stehen. Zusammen mit Gerrit hat Christa in der aktuellen sechsten Ausgabe vermutlich jene Artikel verfasst, die noch am ehesten als polarisierend wahrgenommen werden. Was positiv zu bewerten ist, denn wie an anderen Stellen mehrfach ausgeführt, ist ein gewisses Maß an Bissigkeit, Aggressivität einfach unabdingbar, sieht man sich mit unhaltbaren Zuständen konfrontiert.
Da die OZ als eines ihrer zentralen Merkmale ihre Meinungsvielfalt betont, wäre es für die Zukunft trotzdem wünschenswert, dass stärker als bisher darauf geachtet wird, verschiedene Positionen zum selben Thema einander gegenüberzustellen. Und selbst wenn sich dann z.B. niemand vom AStA zu einer Stellungnahme bereit erklärt, zumindest bei solchen Themen wie dem Protestsemester muss es neben den Kritikern doch auch Personen geben, die die Aktionen positiv bewerten und auch bereit wären, das Protestsemester in einem Artikel zu verteidigen.
Äußert sich aber trotz intensiven Versuchen tatsächlich niemand oder zieht z.B. ein Interview zurück, dann kann man in der Tat keine Gegenposition abbilden. Aber man muss den Kontaktierten zumindest versuchen deutlich zu machen, dass es zu ihrem Vorteil wäre, wenn sie ihre Chance Gegenposition zu ergreifen nutzen würden.
Wenn Personen dagegen einfach Angst haben sich zu äußern, da sie befürchten dann Repressalien zu erleiden, sollte man versuchen die Personen von denen diese Repression ausgeht ausfindig zu machen und dann auch namentlich nennen. Gleiches gilt für Versuche, die Stoßrichtung von Artikeln zu beeinflussen. Wenn jemand so etwas versucht, warum diesen Vorgang dann nicht auch mal selbst zum Gegenstand eines Artikels machen?
Zu schützen sind demgegenüber natürlich Quellen. Mehr als bisher sollte die OZ versuchen an Informationen von „Insidern“ und „Whistleblowern“ innerhalb des Lehr- und Verwaltungsapparats heranzukommen. Personen, die ihren Namen dann zwar nicht genannt sehen wollen, die als Quellen aber durchaus zuverlässig sind („Wie die OZ aus zuverlässiger Quelle erfahren hat…“). Auf diesem Weg wäre es der OZ noch stärker als bisher möglich, Informationen zu publizieren, die wirklich „heiß“ sind, also bis dato nicht bekannt waren und aus Sicht der Verantwortlichen eigentlich auch nicht bekannt werden sollten.