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Zur siebten Ausgabe der OSI-Zeitung

Februar 11, 2009

Wie berichtet erschien unlängst die siebte Ausgabe der OSI-Zeitung. Hatte es 2006 und 2007 noch jeweils im Dezember eine OZ gegeben, so ließ sich die Redaktion dieses Mal bis Februar Zeit. Damit gab es im ganzen vergangenen Jahr nur eine Ausgabe im Juli. Ähnlich wie die ersten Ausgaben hat die aktuelle zudem auch wieder nur 16 Seiten (statt 20 wie bei den letzten).

Das Titelthema der siebten OSI-Zeitung ist natürlich der in diesem Semester stark eskalierte Konflikt um die Forschung am Sonderforschungsbereich Governance (SFB 700). Marcel Heberlein lässt hier im Hauptartikel beide Seiten zu Wort kommen (Risse für den SFB, Sarah für die KritikerInnen), wodurch ihm eine recht ausgewogene Darstellung der beiden Positionen gelingt. In einem ergänzenden Kommentar macht er dann aber keinen Hehl daraus, dass er für die Art und Weise wie die SFB-KritikerInnen ihre Kritik postulieren nicht viel übrig hat. Fraglich ist jedoch, ob die Analyse der KritikerInnen wirklich so unterkomplex ist wie Marcel glaubt.

Wie andere auch die Kritik an der SFB-Kritik äußern, tendiert Marcel dazu die KritikerInnen zu sehr auf ihre kämpferische Rhetorik zu reduzieren ohne sich mit der dahinterstehenden, durchaus vorhandenen Kritik wirklich auseinanderzusetzen. Richtig ist aber zunächst sicherlich die These, dass die KritikerInnen sich mit diesen bisweilen schrillen Kampfparolen keinen Gefallen tun. Für die Gegenseite ist es dann ein leichtes sich an solchen Provokationen hochzuziehen anstatt inhaltlich auf die Kritik einzugehen.

Dennoch wäre es wünschenswert gewesen, wenn z.B. der Neokolonialismus-Vorwurf von der OZ ausführlicher beschrieben worden wäre. Dieser reduziert sich eben keinewegs darauf, dass „ein weißer Mann vor einem weißen Publikum über andere Weltregionen richtet“. Sarah mag das gegenüber Marcel vielleicht so angeführt haben, nur dahinter steht natürlich mehr wie man z.B. in Hartmanns „SFB 700 – ein neokoloniales Projekt? Aufriss einer historischen Verortung“ nachlesen kann.

Dass das was die SFB-KritikerInnen vorbringen keineswegs einfach nur eine wilde Verschwörungstheorie ist kann man aber wie unlängst bereits betont z.B. auch in den Ausführungen des Kommilitonen Ralf Hutter nachlesen („SFB 700 – ein Tiefpunkt ist erreicht“). Ralf hat sich die Mühe gemacht die umstrittenen Papiere von Koehler (und Zürcher) mal etwas detaillierter zu analysieren. Darüber hinaus dokumentiert er aber auch das Verhalten der SFB-Protagonisten und wie schwer sie sich damit tun auf kritische Nachfragen einzugehen.

So könnte ja theoretisch auch die OZ-Redaktion vorgehen: Sich inhaltlich mit den strittigen Papieren auseinandersetzen, ob nun vom SFB oder z.B. auf der Gegenseite von Detlef Hartmann, die Standpunkte der Autoren etwas detaillierter darstellen und dann deutlich machen, wo diese Standpunkte Schwächen haben und wo sie stimmig wirken. Die Frage ist natürlich, ob eine solche Analyse den Rahmen einer Publikation wie der OZ sprengen würde. Sicherlich wäre das dann ein etwas längerer Artikel oder gleich mehrere Artikel die sich verschiedenen Teilaspekten widmen, theoretisch machbar wäre es aber sicherlich.

Um den zweiten zentralen Aspekt, den Berufungsskandal im Fall Chojnacki/Zürcher, geht es dann im nächsten Artikel von Max Czollek. Wobei Max sich besonders auf den Kampf um den Erhalt der Professur Ideengeschichte konzentriert, die bekanntlich wegen der Berufung Chojnackis und Zürchers auf eine Juniorprofessur Ideengeschichte reduziert wurde. Bei seinem Engagement kam sich Max (und sicherlich nicht nur er) streckenweise wie ein Hamster im Laufrad vor. Auf einmal – als habe es nie wirklich einen Konfliktgrund gegeben – kommt der Vorschlag auf, die neue Juniorprofessur mit Tenure Track auszustatten, womit es eine reale Chance gibt, dass aus der Juniorprofessur nach ihrem Auslaufen eine Vollprofessur wird. Wirklich sicher ist das aber nicht, auch nicht, ob das alles auch ohne den hartnäckigen studentischen Widerstand so gekommen wäre. Ganz so sinnlos war der Einsatz für den Erhalt der Professur vielleicht doch nicht.

Was im Artikel fehlt (bzw. in einem weiteren zu leisten gewesen wäre) ist eine etwas breitere Darstellung der Abläufe um die Berufungen von Chojnacki und Zürcher, die von Max nur angeschnitten werden. Er verweist zwar darauf, dass das Thema schon in der letzten OZ-Ausgabe ausführlich behandelt wurde. Nur das war im Juli, danach kamen die Semesterferien und der Skandal bekam noch einmal eine ganz neue Dimension, die bekanntlich soweit reichte, dass sogar Zöllner sich in dem Konflikt zu Wort meldete. Zumindest eine etwas ausführlichere Darstellung der Abläufe in der legendären FBR-Sitzung in der es dann nach den Ferien die Kampfabstimmung gab, wäre sicherlich ganz gut gewesen, um der bis dato weniger informierten Leserschaft vor Augen zu führen, wie knapp die Sache war und wie brachial sie ursprünglich durchgepeitscht werden sollte. Welche Professoren stimmten wie ab, welche Vorwürfe wurden geäußert, usw.

Der Artikel der in dieser OZ-Ausgabe die meisten bisher noch weitgehend unbekannten (nicht diskutierten) Informationen zu tage fördert ist sicherlich jener von Christa Roth, die die de facto Abwicklung der Politischen Erwachsenenbildung dokumentiert. Einem Sachverhalt dem man von studentischer Seite bisher sicherlich nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hat. Erzählt wird, wie Prof. Zeuner versuchte sein „Lebenswerk“ zu retten und dabei doch chancenlos blieb. Nebenher erfährt der/die LeserIn wie sich das OSI eigentlich finanziert und wo das Modell hakt.

Richard Oelmann beschreibt in „Ministry of Love“ die Diskrepanz zwischen der Wohlfühl-PR die von der Kommunikations- und Informationsstelle der FU ausgeht und der oftmals deutlich bitteren studentischen Realität. Etwas anders sieht das sein Kollege Gerrit Horak, der findet es gibt noch genügend Gründe das Lachen an der FU nicht zu verlieren und appelliert an alle Beteiligten die Sache vielleicht nicht ganz so verbissen zu sehen.

Einmal mehr fällt hier auf, dass Gerrit bestimmte Erfahrungswerte zu fehlen scheinen. Etwa jene von Stefan Hernádi, der in seinem Artikel beschreibt was für Konsequenzen es für protestierende KommilitonInnen hat, wenn der FU-Präsident sein Hausrecht mittels eines unverhältnismäßigen Polizeieinsatzes durchsetzen lässt. Es erscheint unwahrscheinlich, dass Gerrit diese oder ähnliche Erfahrungen an der FU selbst gemacht hat, denn ansonsten fiele es ihm sicherlich leichter nachzuvollziehen, warum einige seiner KommilitonInnen sich so schwer damit tun all den Mist der zur Zeit an der FU (oder dem OSI) läuft gelassener zu sehen bzw. zumindest einen anderen, gemäßigteren Tonfall zu finden. Er stellt zwar fest, dass das sehr vergiftete Klima am Institut von unterschiedlichen Seiten produziert wird, unternimmt darüber hinaus aber auch keinen ernsthaften Versuch zu ergründen, wie es eigentlich dazu kommen konnte.

Insgesamt ist diese OZ-Ausgabe jedoch gewohnt gelungen, sie bietet dem hochschulpolitisch immer gut infomierten Studierenden vielleicht nicht so sonderlich viel Neues, doch kann dieser auch nicht zum Maßstab genommen werden. Denn viele KommilitonInnen sind was die Hochschulpolitik an ihrer Uni / ihrem Institut angeht vielleicht nicht immer ganz so auf dem Laufenden. Dennoch wäre es wie oben ausgeführt wünschenswert gewesen, wenn man einige Vorgänge, besonders rund um den SFB-Komplex, noch etwas ausführlicher beschrieben hätte.

Siebte Ausgabe der OSI-Zeitung erschienen

Februar 10, 2009

Nachdem man im letzten Jahr nach der Juli-Ausgabe nichts mehr von der OZ-Redaktion gehört hatte, meldet sie sich nun zum Ende der Vorlesungszeit dieses Semesters doch noch mal mit einer neuen Ausgabe zurück.

Aus unbekannten Gründen ist die Website nicht mehr zu erreichen, auf der ich seit jeher die OZ-Ausgaben als Archiv hinterlegt habe. Dies ist allerdings insofern irrelevant, als dass der Hoster, Lycos, sein kostenloses Webspace-Angebot zur Mitte des Monats ohnehin einstellt („Lycos schließt E-Mail-Konten und Tripod-Homepages“, Heise Newsticker, 17.01.09).

Das Archiv brauchte also in jedem Fall einen neuen Platz. Möglichst bei einem Anbieter, der seinen Service voraussichtlich etwas länger am Leben erhalten wird. Daher findet sich das komplette Archiv nun unter sites.google.com/site/osizeitung. Unter den PDFs natürlich auch die aktuelle Ausgabe, die mir von der OZ zugestellt wurde.

Die offizielle Präsenz der OSI-Zeitung ist dagegen auch weiterhin auf osizeitung.siteboard.de zu finden. Hier können die LeserInnen z.B. auch Leserbriefe posten.

Rezension der sechsten OZ-Ausgabe

Juli 14, 2008

Eine generelle Strategie von Print-Medien gegenüber Online-Medien zu bestehen lautet bekanntlich, mehr in die Tiefe zu gehen, umso den Nachteil im Hinblick auf Aktualität auszugleichen. Eine Tageszeitung lesen im Internet-Zeitalter zunehmend weniger, wenn sie nur Informationen enthält, die mensch am Abend zuvor schon in einer Online-Publikation nachlesen konnte (wobei natürlich viele Tageszeitung selbst ihre Printausgabe vom nächsten Tag schon am Abend zuvor online zur Verfügung stellen).

Bezogen auf das Verhältnis von OZ und FUwatch bedeutet dies unter anderem, dass die OZ-Redakteure den beteiligten Akteuren auch hinterher telefonieren, Anfragen mailen, Interviews führen, bisher nicht publik gewordene Hintergründe recherchieren, usw. Eben alles Dinge, die FUwatch und andere FU-Blogs schon allein aus zeitlichen Gründen in dieser Form nicht leisten können.

Blog-Einträge erscheinen deutlich häufiger als Print-Magazine wie die OSI-Zeitung und würde man beim Bloggen dann parallel zur hohen Release-Geschwindigkeiten einen ähnlichen, mit dem von „regulären“ Publikationen vergleichbaren, hohen Recherche-Aufwand betreiben (was einige Blogger durchaus tun), würde das Bloggen schnell zum Fulltime-Job mutieren.

Gerade aber diese Hintergrundinformationen zu ermitteln und die Betroffenen auch selbst zu einem Statement gegenüber der OZ zu bewegen, scheint jedoch sehr schwierig, wie eine der neusten, sechsten Ausgabe beigelegte Sonderseite deutlich macht. Dort ist die Rede von ignorierten Anfragen, willkürlich nicht autorisierten Zitaten, Versuchen die Stoßrichtung von Artikeln zu beeinflussen und erst gegebenen, dann aber zurückgezogenen Interviews. So könne die OZ nicht wie von ihr gewünscht für mehr Transparenz sorgen. Die Redaktion schreibt:

„Wir werden dann in den Bereich des Spekulativen getrieben. Und gerade dieses Verhalten, dieses Zurückhalten der eigenen Meinung, führt am Ende meist dazu, dass die EntscheidungsträgerInnen stärker und kritische Stimmen immer schwächer werden.“ (Sonderseite der 6. OZ)

Und hier wäre meine Frage: Wieso denn? Wenn sich ein Akteur, sei es nun einE DozentIn oder z.B. der AStA, zu einem Vorwurf nicht äußern will, dann schreibt man eben notwendigerweise stärker im Konkunktiv oder stellt nur die Seite dar, die sich äußern will.

Letztlich ist es eine Frage der richtigen „Erziehung“: Den Kontaktierten muss klar gemacht werden, dass es in ihrem eigenen Interesse ist, der Kommunikation mit der OZ nicht auszuweichen, weil bei einer Verweigerungshaltung die Berichterstattung dann eben mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einseitig und zu ihren Ungunsten laufen wird. Nicht aus „Rache“, sondern weil dann folgerichtig eben z.B. nur die Person zitiert wird, die ihren Standpunkt gegenüber der OZ deutlich gemacht hat.

Auch Informationen werden nicht erbettelt, sondern erkämpft – was die Bereitschaft voraussetzt, an einem gewissen Punkt dann auch Druck zu machen.

Die OZ-Redaktion könnte ihrem Anliegen für mehr Transparenz zu sorgen für den Anfang z.B. auch dadurch näher kommen, dass sie die entsprechenden Personen namentlich nennt, die im Nachhinein z.B. einfach ein Interview zurückziehen.

Zum Glück scheint aber die Verweigerung mit der OZ zu kommunizieren so krass auch wieder nicht zu sein. In ihrer Titelgeschichte über die Degradierung der Ideengeschichte-Professur zur Juniorprofessur zu gunsten von zwei neuen IB-Professuren lassen die Kommilitonen Marcel und Gerrit diverse Personen zu Wort kommen: Funke, Riedmüller und Rima die studentischen Vertreterin im FBR. Mit Riedmüller die den neuen Strukturplan verteidigt und Funke der ihn kritisiert, hat man auch beide Seiten in den Artikel einbinden können.

Das einzige was im Artikel fehlt, ist die rechtliche Fragwürdigkeit des „schlanken Verfahrens“ (zur Berufung der beiden IB-Profs). Dieses „verschlankte Verfahren“ wird zwar beschrieben, die Frage inwiefern es überhaupt rechtens war, wird im Artikel aber nicht diskutiert. Dass Zürcher und Chojnacki diese Professuren auf dem Tablett serviert bekommen, ohne sich einem regulären Berufungsverfahren stellen zu müssen, ist ein nicht unerheblicher Punkt in diesem Skandal, den man durchaus noch weiter hätte beleuchten können, als dies im Artikel passiert ist.

Auch die Namen „Risse“ und „Börzel“ fallen kein einziges Mal, obwohl sie z.B. auf der Diskussionsveranstaltung zum Thema (siehe „Bonnie und Clyde gegen den Rest“) den neuen Strukturplan massiv verteidigt haben und man den Eindruck bekam, sie wären so etwas wie die „federführenden Architekten“ gewesen.

Man hätte dann Prof. Risse z.B. auch mal die Chance geben können, seinen Vortrag warum die Ideengeschichte angeblich nicht maßgeblich geschwächt wurde oder warum die Politische Theorie durch andere Teildisziplinen abgedeckt werden kann, noch einmal in schriftlicher Form in der OZ niederzulegen. Ich glaube, das wäre durchaus interessant zu lesen gewesen.

In seinem abschließenden Kommentar macht Marcel dann zumindest noch einmal sehr deutlich, warum die vorgebrachte Argumentation im Sinne von „Profilbildung“ des OSIs höchst fragwürdig ist.

Der meiner Meinung nach beste Artikel in der Ausgabe ist der über die unzumutbaren Situation für Lehrbeauftragte am Institut von Alina und Laurence. Gewiss, die Erkenntnis, dass Lehrbeauftragte am OSI ausgenutzt werden, obwohl sie zeitgleich inzwischen so etwas wie das eigentliche Rückgrat der Lehre bilden, ist nicht neu.

Alina und Laurence gehen aber viel tiefer, differenzieren zwischen Lehrbauftragten die sich ausgebeutet fühlen und solchen, die das nicht von sich sagen möchten. Weiter wird deutlich, dass es nicht nur um die schlechte materielle Versorgung der „Lehrknechte“ geht, sondern auch darum wie schlecht sie teilweise logistisch vom Institut unterstützt werden und was für eine starke Intransparenz bei der Lehrplanung herrscht.

Auch die reine Kommunikation, der Informationsfluss zwischen Institut und Lehrbeauftragten ist offenbar lausig, was in der Tat auch Rückschlüsse auf die offenbar nicht allzu große Wertschätzung des Instituts gegenüber seinen Lehrbeauftragen zulässt. Insgesamt ein solide ausgearbeiteter Artikel der Einblicke in eine Problemstellung gibt, die zwar jedem am OSI irgendwie bekannt ist, deren Ausmaß man so aber vermutlich nicht unbedingt immer präsent hat.

Wirklich lesenswert ist ferner der Beitrag von „Ruben McLoop“, auch wenn nicht ganz ersichtlich ist, warum er offenbar unter einem Pseudonym veröffentlicht wurde, denn so brisant ist sein Inhalt ja auch nicht. In der bewusst als „subjektiv“ deklarierten „Betrachtung der Unipolitik“ berichtet der Autor anhand von fünf Thesen „vom Nutzen unrealistisch zu denken“ und über die Schwierigkeiten in der gegenwärtigen Hochschul-Struktur einen kritischen Blickwinkel aufrecht zu erhalten.

Auch Josephines Beitrag zur Frage der Unterschiede zwischen dem Protest der 68er und der momentanen Studierenden-Generation, der aus einem Artikel zum Aktionstag und aus einem Interview mit Prof. Zeuner besteht, ist gut gelungen.

Einerseits skizziert sie darin, wie das von den 68er in Sachen Mitbestimmungsrechte Erreichte heute weitgehend abgeschafft wurde. Andererseits transportiert sie durch Zeuner auch eine Kritik an der gegenwärtigen Studierenden-Generation, die entweder gar nicht (da rein karriere-orientiert) oder falls doch meist nur isoliert auf ein Problem konzentriert protestiert und dabei die „gesamtgesellschaftliche Problematik“ aus den Augen verliert.

Besonders düster mutet die Stelle im Interview an, in der Zeuner auf die Frage, warum er ein Jahr früher aufgehört hat als er eigentlich musste, mit einem „symptomatischen Erlebnis“ aus seinem Lehralltag antwortet. Eine Kommilitonin kam zwei Mal zu ihm, um ein Attest einzureichen, da sie gefehlt hatte. Obwohl Zeuner sie nach seiner Darstellung schon beim ersten Mal darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er kein Wert auf solche Kontrollzwänge in Sachen Anwesenheit lege, kam sie offenbar erneut mit einem Attest zu ihm, als sie ein weiteres Mal gefehlt hatte.

Natürlich lässt sich nachvollziehen, wie desillusionierend es für Dozierende mit einer Vergangenheit wie Prof. Zeuner sein muss, wenn sie sich mit einer Generation von Studierenden konfrontiert sehen, denen die Verschulung und Kontrollen so ins Blut übergegangen sind, dass sie sie schon von sich aus von den Dozierenden einfordern; den Dozierenden als „Pauker“ wahrnehmen wie Zeuner es nennt.

Dennoch gibt es aber ja auch OSI-Studis die einer solchen „Gehirnwäsche“ nach wie vor standhalten, die dankbar für jeden Dozierenden sind, der auf solche Kontrollmechanismen und eine Lehre in Richtung Verschulung verzichtet. Und für eben jene Studierende wäre es sicherlich positiv gewesen, wenn Prof. Zeuner noch ein Jahr länger „durchgehalten“ hätte.

In ihrem Artikel über den „Bibliotheksskandal“ machen Hilke und Josephine deutlich, dass die Zusammenlegung von Bibliotheken an der FU schon viel länger andauert. Dieser „historische“ Abriss liest sich interessant und offenbart dabei auch Informationen, die mir zumindest bis dato nicht geläufig waren.

Dennoch kann man natürlich bei der Feststellung, das Ganze sei zu einem „undurchsichtigen Dickicht“ geworden zurückfragen, ob es nicht gerade der Job der OZ-Redakteure gewesen wäre, jetzt mal etwas mehr Licht in dieses Dickicht zu bekommen. Der Fokus des Artikels liegt auf der geplanten Integration der PolSoz-Bib in die UB und die Befürchung, die bisher autonome Fachbibliothek würde ihre Eigenständigkeit verlieren.

Der andere zentrale Punkt im Skandal, das geplante Aussortieren der Bücher, wird nicht angeschnitten. Wie viele Bücher sollen denn nun wirklich rausfliegen? Und wurden vielleicht schon welche aussortiert, wenn ja wie viele genau? Hier gibt es ja nach wie vor unterschiedliche Angaben.

Dann die Frage der schleichenden „Raum-Verdrängung“, über die die BibliotheksmitarbeiterInnen bereits jetzt klagen. Was ist dran an solchen Geschichten, wie etwa jener, dass Schlösser ausgewechselt wurden und Bücher in einem Kellerraum nicht mehr zugänglich waren? Wie schafft es der SFB solchen Druck auszuüben, läuft dies nur auf offizieller Ebene über Entscheidungen in den Gremien oder gibt es darüber auch inoffizielle Prozesse, wo ohne ausdrückliche Genehmigung versucht wird Fakten zu schaffen? Falls ja, wie sieht das genau aus?

Gerade die Frage, wer hier eigentlich hinter wessen Rücken was entscheidet, wäre ja mal interessant zu klären. Aber okay, vermutlich ist das Dickicht so dicht, dass es wirklich kein Durchkommen mehr gibt. Und doch müsste die OZ bei solchen Verstrickungen vielleicht mehr auf „Informanten“ setzen (unzufriedene MitarbeiterInnen gibt es überall), also nicht nur mit Informationen arbeiten, die sie über offizielle Kanäle erhält, sondern auch mit jenen die über die inoffziellen reinkommen.

Gerrit beschäftigt sich in einem Artikel und einem Kommentar mit der Frage nach den Rettungsplänen für das OSI-Dilpom. Er argumentiert, die Protestierenden würden einfach viel zu vorschnell urteilen, wenn sie etwa dem Dekanat unterstellen, es meine es mit seinem Rettungsplan für das OSI nicht ernst. Überzogen wirkt seine Formulierung, mensch würde dem Dekanat vorwerfen, es würde „zielgerichtet auf die Zerstörung des Studiengangs hinarbeiten“. Hat das wirklich jemand dem Dekanat so drastisch unterstellt?!

Das Argument ist ja eher, dass der Rettungsplan mit dem Aussetzen des Studiengangs so absurd ist, dass keiner den „Rettern“ abnehmen kann, sie meinten es ernst. Selbst wenn sie ihn also nicht gleich „zielgerichtet zerstören“ wollen, so taugt doch offenbar ihre Rettungsstrategie wenig. Der zentrale Vorwurf lautet also, FBR PolSoz, OSI-IR und AS schaffen es nicht gegenüber dem Berliner Senat standhaft zu bleiben bzw. knicken zu schnell ein.

Weiterhin arbeitet Gerrit ja selbst heraus, dass Dekanat wolle die „Auszeit“ für den Diplom-Studiengang nutzen, um den Master für diesen Zeitraum zu öffnen. Es geht also darum, mehr Leute in den Master zu bekommen, den Master zu stärken. Wenn das aber das Ziel ist, wer soll dem Dekanat dann noch abnehmen, es wolle das Diplom retten?

Leider bringt Gerrit das „Mathematiker-Argument“ nicht, denn dieses würde seine Position deutlich stärken. Wenn es den Mathematikern gelungen ist, ihren Diplom-Studiengang wiederzubeleben nachdem er zwischendurch abgeschafft wurde, dann beweist dies ja, dass das theoretisch durchaus machbar ist. Also ist der Rettungsplan vielleicht gar nicht so abwegig, wie bisher offenbar jeder dachte. Wenn dem aber so ist, kann man dem Dekanat z.B. auch nicht mehr einfach unterstellen, es sei ihm mit der Rettung des OSI-Diploms nicht wirklich ernst.

Kritik am elendig verreckten Protestsemester findet ebenfalls Platz in der aktuellen OZ. Statt dem etwas zu kurz wirkenden Interview mit der LHG und den Jusos wäre ein längerer Artikel aber vermutlich gehaltvoller gewesen. Man hätte also ein Mitglied der Jusos oder der LHG den Raum geben können, auch mal etwas ausführlicher zu skizzieren warum nach seiner/ihrer Ansicht das Protestsemester nichts geworden ist. Aber vermutlich fand sich hier einfach kein Autor (?).

Noch wichtiger wäre es aber gewesen, auch die Gegenseite zu wort kommen zu lassen. Obwohl die Unzufriedenheit mit dem Verlauf des Protestsemesters sehr groß zu sein scheint, muss es doch auch noch AktivistInnen geben, die sich dort engagiert haben und das Ganze als produktiv empfunden haben. Gerade weil die OZ darauf pocht, divergente Meinungen abzubilden, wäre es hier wirklich nicht schlecht gewesen, eine Gegenstimme ins Blatt zu holen.

Selbiges gilt für den asta-kritischen Artikel von Christa, dem keine Gegenposition gegenübergestellt worden ist (etwa durch ein AStA-Mitglied). Christa hat in einem FUwatch-Kommentar deutlich gemacht, dass es solche Versuche gab, der AStA aber offenbar zu keinem Interview bereit war.

Falls dem so war, sollte man sich dann aber vielleicht auch die paar Zeilen gönnen, den/die LeserIn auf diesen Umstand aufmerksam zu machen („Die OZ versteht sich als vielseitiges Magazin, in dem divergente Positionen Raum zur Entfaltung gegeben wird, auch hier hätten wir gerne eine Gegenposition vertreten gesehen, doch die angeschriebenen AStA-Mitglieder XYZ und ABC waren für eine Stellungnahme nicht zu haben…“).

Tatsächlich ist das von Christa in ihrem Artikel skizzierte, arrogante Auftreten des AStAs wohl kaum als übertrieben abzutun. Dennoch enthält der Artikel auch ein paar steile Thesen, wie etwa jene, „viele“ Studierende würden sich nicht an den StuPa-Wahlen beteiligen, weil sie Angst hätten, einer asta-affinen Tarnliste auf den Leim zu gehen, obwohl sie den AStA eigentlich gar nicht unterstützen wollten. Tatsächlich sollten halbwegs informierten Studierende schon klar sein, welche Liste nun asta-tragend ist und welche nicht. Zumindest müsste Chrita ihre These an diesem Punkt mit irgend etwas untermauern.

Selbiges gilt für die Behauptung, die „ideologische Borniertheit“ verhindere, dass sich auch „weniger aktivistische, aber gleichermaßen betroffene Studierende“ von Widerstandsversuchen wie zuletzt im Protestsemester angesprochen fühlen. Tatsächlich gab es diese Kluft zwischen dem radikaleren, harten Kern („den üblichen Verdächtigen“) und den gemäßigten Protestierenden schon immer.

Das Interessante ist nun, dass sowohl beim Protest 2003/04 und 2005 diese Kluft noch größer war – zeitgleich aber mehr Studis mitgemacht haben. So gipfelte dieser Grundkonflikt im letzten wirklich echten Protestsemester 03/04 darin, dass es neben der regulären „Streikzeitung“ eine „alternative Streikzeitung“ gab, in der eine Minderheit der Protestierenden die Art und Weise der Stoßrichtung der Mehrheit der Protestierende kritisierte (im Sinne von „müssen gesamtgesellschaftlichen Kontext im Auge behalten“, etc.). Wenn nun 03/04 die Beteiligung aber trotz größerer Blockkonfrontation stärker war als 2008, kann die Blockkonfrontation kaum der zentrale Grund sein, warum das Protestsemester so elendig verreckt ist.

So legitim Christas Kritik am AStA auch sein mag, ihn als Sündenbock für das Ausbleiben des politischen Engagement abzustempeln – egal ob bei der geringen Wahlbeteiligung oder dem geringen Interesse am Protestsemester – ist eine Pauschalisierung die jeder empirischen Grundlage entbehrt. Sie kann ja nicht einmal Fallbeispiele nennen, wie beim aktuellen Protestsemester tatsächlich KommilitonInnen durch „ideologische Borniertheit“ abgeschreckt wurden.

Insgesamt ist der Beitrag von Christa trotzdem besser, als etwa der in der letzten Ausgabe über Sciences Po, wo mensch den Eindruck bekam, sie bleibt in ihrer Kritik auf halber Strecke stehen. Zusammen mit Gerrit hat Christa in der aktuellen sechsten Ausgabe vermutlich jene Artikel verfasst, die noch am ehesten als polarisierend wahrgenommen werden. Was positiv zu bewerten ist, denn wie an anderen Stellen mehrfach ausgeführt, ist ein gewisses Maß an Bissigkeit, Aggressivität einfach unabdingbar, sieht man sich mit unhaltbaren Zuständen konfrontiert.

Da die OZ als eines ihrer zentralen Merkmale ihre Meinungsvielfalt betont, wäre es für die Zukunft trotzdem wünschenswert, dass stärker als bisher darauf geachtet wird, verschiedene Positionen zum selben Thema einander gegenüberzustellen. Und selbst wenn sich dann z.B. niemand vom AStA zu einer Stellungnahme bereit erklärt, zumindest bei solchen Themen wie dem Protestsemester muss es neben den Kritikern doch auch Personen geben, die die Aktionen positiv bewerten und auch bereit wären, das Protestsemester in einem Artikel zu verteidigen.

Äußert sich aber trotz intensiven Versuchen tatsächlich niemand oder zieht z.B. ein Interview zurück, dann kann man in der Tat keine Gegenposition abbilden. Aber man muss den Kontaktierten zumindest versuchen deutlich zu machen, dass es zu ihrem Vorteil wäre, wenn sie ihre Chance Gegenposition zu ergreifen nutzen würden.

Wenn Personen dagegen einfach Angst haben sich zu äußern, da sie befürchten dann Repressalien zu erleiden, sollte man versuchen die Personen von denen diese Repression ausgeht ausfindig zu machen und dann auch namentlich nennen. Gleiches gilt für Versuche, die Stoßrichtung von Artikeln zu beeinflussen. Wenn jemand so etwas versucht, warum diesen Vorgang dann nicht auch mal selbst zum Gegenstand eines Artikels machen?

Zu schützen sind demgegenüber natürlich Quellen. Mehr als bisher sollte die OZ versuchen an Informationen von „Insidern“ und „Whistleblowern“ innerhalb des Lehr- und Verwaltungsapparats heranzukommen. Personen, die ihren Namen dann zwar nicht genannt sehen wollen, die als Quellen aber durchaus zuverlässig sind („Wie die OZ aus zuverlässiger Quelle erfahren hat…“). Auf diesem Weg wäre es der OZ noch stärker als bisher möglich, Informationen zu publizieren, die wirklich „heiß“ sind, also bis dato nicht bekannt waren und aus Sicht der Verantwortlichen eigentlich auch nicht bekannt werden sollten.

Sechste Ausgabe der OSI-Zeitung veröffentlicht

Juli 11, 2008

Es ist Juli und damit Zeit für eine frische OSI-Zeitung. Nachdem Marcel sie mir zukommen ließ, ist die inzwischen sechste Ausgabe der OZ hier verfügbar.

Darüber hinaus gibt es dieses Mal auch noch eine beigelegte Sonderseite, die hier erhältlich ist und von den Schwierigkeiten kündet, Transparenz zu schaffen wenn Anfragen nicht beantworten werden bzw. gemachte Interviews einfach zurückgezogen werden.

Kritik, Leserbriefe und Aktikelvorschläge können wie eh und je im Forum der OZ unter osizeitung.siteboard.de eingebracht werden. Ein Archiv aller bisherigen Ausgaben der OZ findet sich zudem unter sites.google.com/site/osizeitung.

Fünfte OZ-Ausgabe die bisher deutlich beste

Januar 8, 2008

Wie berichtet, ist im Dezember die lang erwartete fünfte Ausgabe der OSI-Zeitung (OZ) erschienen.

Und wie gleich bei der Veröffentlichung vermutet, ist sie tatsächlich die bisher beste. Die Artikel sind solide recherchiert und aufgebaut. Die quantitative Ausdehnung von 16 auf 20 Seiten geht mit einer qualitativen einher und erscheint daher angebracht.

Mein Lieblingsartikel ist Stefan Hernádis Abrechnung mit dem „Prinzip Bolle“. Bolle und seiner Truppe obliegt seit dem Ausscheiden Altvaters die unumstrittene Oberhoheit über die Bereiche „Internationale Politische Ökonomie“ und „Politische Ökonomie“. Die gruseligen Konsequenzen kann man bei Stefan gut nachlesen. Etwas zu kurz kommen vielleicht die persönlichen Defizite Bolles, nur am Ende schimmert anhand eines Beispiels sein immer mal wieder durchbrechender Machismo durch.

Hervorhebenswert ist auch die Titelgeschichte von Christa Roth und Laurence Thio. Systematisch gelingt es den beiden AutorInnen den Mythos zu demontieren, es ginge bei den Zielvereinbarungen zwischen Präsidium und OSI nicht um die Struktur des Instituts. Denn natürlich ist die Struktur erheblich von den Zielvereinberungen betroffen. Auch ihren zweiten zentralen Punkt, dass die dog-eat-dog Kämpfe innerhalb des OSIs bzw. innerhalb des FBs letztlich nur zu einer Schwächung der eigenen Position gegenüber dem Präsidium führen, können sie deutlich aufzeigen.

Der dritte Artikel der mir wirklich gut gefallen hat, war der von Richard Oelmann zur „Exzellenzalternative“ (mit zwei wunderschön passenden Fotos von Valentin). Natürlich beschreibt er nichts fundamental Neues, wenn er feststellt: „Bestimmte Zweige der Lehre und Forschung werden mit der Rechtfertigung einer klaren Profilbildung zwangsläufig verdorren. Dieses Verfahren ignoriert die unterschiedlichen Motivationen der Studierenden. Im Grunde ist es ein Raussschmiss“. Aber manchmal tut es auch gut einen schon bekannten Gedankengang so auf den Punkt gebracht vorzufinden, wie hier. Der Artikel ist eine sehr deutliche Absage an eine Hochschulpolitik der Ökonomisierung, Entmündigung und Verschulung. Als Alternativen nennt Richard konsequenterweise Ansätze von Schülern und Studierenden sich ihr Wissen selbst und gegenseitig beizubringen. Daneben scheint z.B. auch noch die Wissensallmende durch.

Interessant wenn auch nicht ganz so überzeugend ist Richards zweiter Artikel, in dem er aus der Praxis als Deeskalationstrainer im Nahen Osten berichtet. Die beiden Fraktionen sind sich so spinnefeind, dass ein gemeinsames Forum (was offenbar die Kernidee war) nicht zu stande kam und jede Seite stattdessen nur für sich trainierte. Richard resümiert: „Vom Sinn des Projekts war keine Seite zu überzeugen“. Anschließend führt er im letzten Absatz jedoch aus, wie hilfreich das im Studium erworbene theoretisch Wissen war. So konnte er das „Geschehen besser einordnen“, „seine Schlüsse ziehen“, seine „eigene Rolle reflektieren“ und „Verbesserungsvorschläge“ einbringen. Nur das Abschmieren des Projekts konnte er trotz dieser Kenntnisse offenbar nicht verhindern. Was sicherlich verständlich in so einer verfahrenen Lage ist, aber eben trotzdem etwas seinem Ansatz am Ende des Artikels widerspricht, die Wichtigkeit der theoretischen Kenntnisse zur Einflussnahme auf die Praxis hervorzuheben.

Die beiden Interviews mit Prof. Schreurs und dem Dieter Lenzen Fanclub (DLFC) waren nicht unbedingt bahnbrechend, allerdings doch informativ (was Schreurs angeht) bzw. unterhaltsam (was den DLFC). Das Interview mit dem DLFC legitmiert sich allein durch die zunehmende öffentliche Präsenz, die dieser neue „Fanclub“ durch seine Aktionen sicherstellt. Schreurs biedert sich für meinen Geschmack etwas zu stark an, wenn sie das Potential der Studierenden lobt, welches ihrer Meinung dazu führen wird, dass die FU in 5 bis 10 Jahren mit Harvard in einer Liga spielt, selbst wenn die finanzielle Kluft immer noch immens ist. Das nackte Potential der Studierenden soll also finanzielle Defizite ausgleichen und die FU in die Harvard-Liga kicken. Sicherlich haben FU-Studierende Potential, nur hat das Erlangen einer Reputation wie sie heute Harvard vorweisen kann nicht unbedingt etwas mit dem Potential der Studierenden zu tun. Es geht doch bei Harvard gerade darum, dass man es geschafft hat, wenn man dort einen Abschluss hat, egal wie und egal ob man Potential hat oder nicht.

Gerrit vereint in seinem Artikel über den schwierigen Umgang der FU mit der eigenen Geschichte gleiche mehrere Konflikte in der jüngeren Vergangenheit. Der ewige Namenstreit um den Henry-Ford-Bau, Lenzens „Freiheitsdenkmal“ und die zu schwache Auseinandersetzung mit dem ehemaligen „Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik“ im Kontext der FU-Dauerausstellung „Zukunft von Anfang an“. Natürlich hätte man jedem dieser Konfliktpunkte auch einen eigenen Artikel widmen können, doch das hätte man sicherlich nicht in einer Ausgabe unterbringen können. Insofern ist der Artikel positiv, weil es Gerrit durch eine Zusammenfassung dieser Konflikte gelingt sichtbar zu machen, dass sich die FU offenbar nicht vereinzelt sondern ganz generell schwer damit tut, die dunklen Seiten ihrer eigenen Geschichte (oder die ihrer Gebäude) aufzuarbeiten.

Die beiden schwächsten Artikel in der Ausgabe sind dagegen m.E. die beiden über Sciences Po. Christa Roth kritisiert die Kommunikationsdefizite hinsichtlich der Neuordnung des Verhältnisses zwischen OSI und Sciences Po. Im wesentlichen geht es bei ihrer Kritik darum, dass eine FU-Website die aktuell sein sollte, dies nicht ist. Bedauerlich, aber nicht unbedingt der zentrale Kritikpunkt an dem man so einen Artikel aufmachen sollte. Christa hätte auch tiefer ansetzen können und z.B. die Frage aufwerfen können, ob es nicht sinnvoll wäre die Kooperation mit dem Sciences Po generell in Frage zu stellen. Rein theoretisch wäre es doch auch denkbar stattdessen z.B. mit der „Université Paris I Panthéon-Sorbonne“ zu kooperieren, oder nicht?

Besonders auch vor dem Hintergrund des zweiten Artikels, einem Erfahrungsbericht über das Sciences Po von Florian Schatz und Stefan Beutelsbacher. Auf schockierende Weise machen diese deutlich, was für eine eklig elitär-reaktionäre Institution Sciences Po ist, in der „Form vor Inhalt geht“. Sie verraten dem Leser allerdings nicht, ob die positiven Eindrücke (die es sicherlich auch gab) nicht trotz dieser Widrigkeiten und dem exorbitanten Leistungsniveau überwiegen. Der Artikel wirkt abschreckend was einen möglichen Auslandsaufenthalt am Sciences Po angeht. Trotzdem sagen die Autoren aber ja nicht explizit „Tut es nicht“ oder bringen Alternativen ins Spiel. Beide Artikel leiden jedenfalls darunter, dass weder der elitäre Habitus des Sciences Po noch die Kooperation mit einem solchen Institut offen in Frage gestellt werden. Selbst wenn ein Erasmus-Aufenthalt und ein Doppel-Abschluss nicht dasselbe sind, hätte man doch wenigstens bei einem der beiden Artikel etwas weiter ausholen können.

Dieser Kritik ungeachtet bleibt dennoch festzuhalten, dass sich die aktuelle OZ-Ausgabe besser liest und informativer ist, als die vier Ausgaben zuvor. Die Steigerung von einer Ausgabe zur nächsten bleibt also erhalten; zu hoffen bleibt daher, dass Nummer 6 nicht erst wieder im Juli erscheint, sondern es wie im letzten Jahr eine Zwischenausgabe im Februar geben wird. Themen gäbe es zumindest mehr als genug: Die Affäre Scharenberg, der Bibliotheksskandal (in Nummer 5 nur leicht angeschnitten), die „Frühjahrsoffensive“ (alias der „Aktionstag“), der Skandal um den „Studienerfolgsbericht“, usw.

Fünfte Ausgabe der OSI-Zeitung veröffentlicht

Dezember 13, 2007

Lange haben sie ihre LeserInnen seit dem letzten Juli warten lassen, doch ich denke, es hat sich gelohnt. Die fünfte Ausgabe der OSI-Zeitung (OZ) ist da und kann hier heruntergeladen werden.

Statt wie üblich 16 Seiten umfasst die neuste Ausgabe 20 und ein erster Blick lässt vermuten, dass es nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ die bisher beste Ausgabe geworden ist. Sehr gelungen wirken auch die ergänzenden Fotos von Valentin.

Anmerkungen kann man wie immer im OZ-Forum unter osizeitung.siteboard.de einbringen. Alle Ausgaben der OZ findet man unter sites.google.com/site/osizeitung.

OSI-Zukunft und OSI-Zeitung

Oktober 31, 2007

Der Institutsrat wird am 07.11. eine Debatte über zukünftige Schwerpunkte am OSI und die Gestaltung der Lehre führen. Hintergrund ist, dass das OSI in diesem November Zielvereinbarungen mit dem Präsidium für die nächsten zwei Jahre treffen muss.

Die besagte Debatte im IR wird also auch für OSI-Studierende von zentraler Bedeutung sein. Daher planen einige KommilitonInnen ein eigenes, studentisches Papier in diese Diskussion einzubringen. Dieses Papier soll gemeinschaftlich erarbeitet werden, jedeR der/die seine Gedanken dazu einbringen möchte, sollte heute (31.10.) um 12 Uhr ins Rote Café kommen. Dort soll diskutiert werden, wie wir (die Studierenden) uns das zukünftige OSI vorstellen und wie man weiter vorgehen kann (d.h., der studentischen Position Geltung verschaffen kann).

Um 18 Uhr gibt es dann noch eine weitere Veranstaltung in der Ihne22, UG1. Die Redaktion der OSI-Zeitung lädt zu einem Kennenlerntreffen ein. JedeR der/die Lust hat an zukünftigen Ausgaben der OZ mitzuwirken oder sich einfach nur für die Arbeit der OZ-Redaktion interessiert, ist herzlich eingeladen, hier zu erscheinen.

Vierte OZ-Ausgabe thematisiert G8-Themenwoche nur wenig

Juli 14, 2007

Wie berichtet, ist vor kurzem die vierte Ausgabe der OSI-Zeitung (OZ) erschienen.

Wie schon erwähnt fällt einem sofort das neue Layout ins Auge, das deutlich angenehmer wirkt als das alte. Auch die beiden Lenzen-Karikaturen passen ganz gut zum Titel-Artikel von Florian Schatz.

Ausführlich stellt Florian dar, wie das System Lenzen funktioniert. Man staunt nicht schlecht mit welcher Selbstverständlichkeit das Präsidium bis in die Fachbereiche hineinregiert und dort unter anderem festlegt, welcheR BeweberIn für eine Professur geeignet ist und welcheR nicht. Erschreckend auch das Vorgehen im Akademischen Senat, wo die Gruppe die die Mehrheit stellt im Vorfeld unter sich ausmacht, was entschieden wird, und es dann im AS selbst keine ernsthafte Diskussion mehr gibt, weil die Ergebnisse de facto schon feststehen.

Begründet wird dies mit dem Argument, dass eine klare Top-Down-Führung nötig wäre, um die Uni effizient zu führen. „Eine breite akademische Selbstverwaltung koste zuviel Zeit, Mühe und Geld. Anstatt zu lehren, zu forschen oder zu studieren, würden sich die Beteiligten in endlosen Diskussionen verlieren, nur klare Führungsstrukturen könnten dies verhindern.“ Florian entlarvt diesen vermeintlichen Widerspruch zwischen Demokratie und Effizienz als fiktiv, indem er ausführt, dass die demokratische Entscheidungsfindung die Effizienz überhaupt erst sichert. So wären bei der BA-Einführung Fehler gemacht worden, die heute mit einer Reform behoben werden, jedoch schon damals durch Kritiker diagnostiziert wurden. Nur wurden besagte Kritiker damals eben konsequent ignoriert.

Der Vergleich Lenzens mit dem Sonnenkönig im Titel des Artikels ist hier sehr treffend gewählt. Tatsächlich mutet Lenzens Führungsstil absolutistisch an und ist dabei eben keineswegs so effizient, wie er und seine Getreuen es glauben machen wollen. Alternativ erinnert der Artikel natürlich sehr an den berühmten Vergleich von Dubai Segbers, der in einem Statement Lenzen mit Putin in eine Ecke stellte (siehe Bericht vom Fachbereichsrat PolSoz vom 05.04.06). Tatsächlich hat Lenzens Stil inzwischen etwas von Putins Vision einer „Gelenkten Demokratie“.

Was man schmerzlich in der neuen OZ-Ausgabe vermisst, ist eine intensivere Auseinandersetzung mit der G8-Woche am OSI. Was genau hat das eigentlich gebracht? Was sind die Ergebnisse? Bis heute hat sich niemand der so begeistert Engagierten die Mühe gemacht für die Nachwelt festzuhalten, was dort eigentlich so bahnbrechendes passiert sein soll.

Im Ansatz ist dies im Kommentar von Kathrin Hagemann ja durchaus nachzulesen. Sie führt aus, dass die Studierenden es auch ohne Dozierende geschafft haben diese Woche zu organisieren, dass es in den Medien zur Abwechslung mal nicht um die Exzellenz, sondern eben um die G8-Themenwoche ging. Und was weiter?

Marcel Heberlein demontiert schlüssig den Mythos des OSIs als „linke Kaderschmiede“ der 68er. Dabei verweist er auch auf Peter Grottian, der beim Protest gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm 200 bis 300 OSI-Studierende ausgemacht haben will. Wenn dies von der G8-Themenwoche ausging, wäre es sicherlich ein Erfolg. Die Frage ist nur erstens, ob diese 300 nicht auch ohne vorherige G8-Themenwoche nach Heiligendamm gefahren wären und zweitens, warum sie innerhalb des Protestblocks keine größere Rolle gespielt haben, obwohl sie doch organisatorisch und „ideologisch“ durch die vielen G8-Seminare gut vorbereitet waren. Hat man während der Gipfelproteste in den Medien jemals etwas von OSI-Studierenden in Heiligendamm gehört? Haben die OSI-Studierenden dort eine zentrale Rolle in der Organisation gespielt? Und falls ja, warum liest man in der OZ darüber nichts? Was bleibt ist Frida Thurms kurzer Einblick in den G8-Protestalltag in Heiligendamm, ein Bezug zur G8-Themenwoche am OSI wird aber auch hier nicht hergestellt.

Wenn es überhaupt so etwas wie eine Nachbetrachtung der G8-Themwoche am OSI gibt, dann geht es immer nebulös um angeblich geschaffene „Freiräume“, um organisatorische Großtaten in Form der Ausgestaltung der Themenwoche. Was inhaltlich dabei herumgekommen ist, scheint keinen sonderlich zu interessieren – vielleicht auch weil es einfach nicht so wahnsinnig viel war. Was haben diese Diskussionen zur Globalisierung und zum Klimawandel wirklich gebracht? Welchen Einfluss hatten sie auf den späteren G8-Gipfel als solchen? Und wenn nicht auf den Gipfel, dann vielleicht fürs OSI? Marcel schreibt davon, die G8-Proteste selbst könnten vielleicht auch der Unipolitik neuen Schwung geben, führt anschließend aber sicherlich richtig aus, warum auch das nicht so recht funktionieren wird.

Alina Barenz schneidet mit ihrem Artikel über die mangelnde Transparenz des AStAs in Sachen Haushaltsplan ein wirklich uraltes und hinlänglich bekanntes Thema an. Was aber natürlich legitim ist, da das beschriebene Problem ja bis heute fortbesteht. Außerdem enthält der Artikel ein paar interessante Details, denn trotz der generellen Intransparenz seitens des AStAs fördert die Haushaltsprüfung des Rechnungshofes Berlin zumindest immer wieder einige „Perlen“ zu tage, wie etwa Flüge nach Manila.

Interessant ist auch der Artikel von Julia Stark über die „Umgestaltung“ des Roten Cafés in das „Cafe of Excellence“, eine Tat zu der sich angeblich die „Liberal-karrieristische Gelbe Armee Fraktion“ bekennt. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass diese Umbenennung durch das Plenum des Roten Cafés beschlossen wurde (was offenbar nicht der Fall war), es erschien mir offensichtlich, dass das sarkastisch gemeint ist und sich gegen die Exzellenzinitiative an der FU richtet. Folgt man Julia, ist man sich darüber im Plenum aber nicht so ganz einig. Richtet sich das nun gegen das Café oder gegen die Exzellenzinitaive? Soll man es begrüßen oder ablehnen?

Nicht ganz klar wird, ob Julia sich nicht selbst einen Spaß daraus macht, den Leser etwas an der Nase herumzuführen und von Empörung über die Aktion schreibt, obwohl es solche gar nicht wirklich gab. Also ein Artikel mit Augenzwinkern zu einer Aktion mit Augenzwinkern. Offensichtlich scheint jedenfalls zu sein, dass eine Gruppe die sich ironisch „Liberal-karrieristische Gelbe Armee Fraktion“ nennt, nicht wirklich für mehr Exzellenz ausspricht. Das fällt dann wohl doch eher unter Spaß- bzw. Kommunikationsguerilla. Und nimmt man die Sache im Plenum des Roten Cafés wirklich so bierernst, wie Julia beschreibt, dann hatte die Aktion wohl Erfolg (mal angenommen es ging tatsächlich nicht nur um die Exzellenzinitiative, sondern auch um die „links-reaktionäre Gesinnung“ in der Linken). Vom Schriftzug abgesehen fällt die optische Umgestaltung der Fassade ohnehin nicht so wahnsinnig auf, das Café wirkt genauso versifft wie eh und je.

Wichtig ist der kritische Artikel von Axel Lagergren über den Verein Uni-assist, an dem in Zukunft kaum einE ausländischeR StudienbewerberIn vorbeikommen wird und dessen Methoden zweifelhaft erscheinen. Eher schwach erscheint dagegen der Artikel von Christa Roth über den jungen Nachwuchsdozenten Lars Distelhorst, der sich streckenweise wie ein Aufsatz einer Achtklässlerin liest, die heimlich den Schülersprecher aus der 11. anhimmelt („Und dann stellt man sich vor, wie er wäre, als Revolutionär“).

Interessantes findet sich wie immer auch im Newsticker. Die Professur für Politische Ideengeschichte wird wie befürchtet neu ausgeschrieben, da das Präsidium der FU die Berufung von Hartmut Rosa (Uni Jena) abgelehnt hatte, da er sich zu sehr auf moderne Theorien konzentriere. Hier wäre es interessant gewesen zu erfahren, ob das wirklich der Grund war oder ob Rosa dem Präsidium aus anderen Gründen nicht genehm war (zu kritisch?). Die Professur für Internationale Politische Ökonomie wird dagegen wie geplant ab dem SS 2008 mit Susanne Lütz besetzt (in der OZ fälschlich „Sabine“ Lütz benannt). Bereits ab dem kommenden Wintersemester (WS 07/08) wird Miranda Schreurs (in der OZ fälschlich „Schreuers“ geschrieben) die neue Professorin für Vergleichende Politikanalyse und Umweltpolitik.

Insgesamt ist die vierte Ausgabe wie die vorhergehenden gelungen. Was fehlt sind aktuelle Themen wie der Streit um die angeblich suggestiven Fragen in der studentischen Studierbarkeits-Umfrage. Hier hätte man gut eine Pro- und Kontra-Gegenüberstellung einbauen können. Heiß diskutiert war in diesem Semester natürlich ebenfalls wieder die Exzellenzinitiative und der Protest gegen die Begehungen. Auch das hätte man aufgreifen können, selbst wenn es in diesem Jahr nicht das OSI selbst betroffen hat. Dann natürlich Zöllners Pläne von den 300 Millionen Euro bis zur „Berlin Research University“. Nicht zuletzt erwähnenswert auch der zunehmende Widerstand gegen Lenzen (Stichwort „Fanclub“). Hoffentlich gibt es davon dann etwas in der nächsten Ausgabe.

Nachdem die an der G8-Themenwoche beteiligten OSIaner so eine Riesenwelle wegen dieses Projekts geschoben hatten und die Woche was das OSI angeht DAS „Event“ in diesem Semester war, hatte ich eigentlich erwartet, hier mehr Analysen zu lesen. Nachbetrachtungen, die die Nachhaltigkeit der „Konferenz“ untermauern. Aber vielleicht kommt so etwas ja irgendwann noch mal an anderer Stelle.

Vierte Ausgabe der OSI-Zeitung veröfffentlicht

Juli 9, 2007

Es ist soweit, die Redaktion der OSI-Zeitung hat ihre vierte Ausgabe am Start. Marcel hat mir die Ausgabe wie immer als pdf zugemailt, so dass ich sie gleich hochladen konnte und jenen die keine Printausgabe erwischen zur Verfügung stellen kann.

Einen zentralen Unterschied zu den vorherigen Ausgaben erkennt man gleich auf den ersten Blick: das Layout wurde überarbeitet und wirkt jetzt deutlich angenehmer. Wer etwas zu dieser Ausgabe anmerken will (Kritik, Lob, Ergänzung, etc.) kann dies im offiziellen OZ-Forum unter osizeitung.siteboard.de tun.

Wer die älteren Ausgaben noch nicht kennt und Interesse hat, findet diese zusammen mit der aktuellen unter sites.google.com/site/osizeitung.

Solide dritte Ausgabe der OSI-Zeitung

Februar 20, 2007

Wie kürzlich schon berichtet, hat die OZ-Redaktion kurz vor dem Ende der Vorlesungszeit die dritte Ausgabe der OSI Zeitung rausgebracht. Zeit, sie sich mal genauer anzusehen.

Erstmals enthielt die OSI-Zeitung Werbung, wenn auch „nur“ vom OSI-Club. Die Redaktion begründet dies auf der Eingangseite finanziell und politisch. Vom AStA will man sich nicht abhängig machen und der Institutsrat allein kann die OZ offenbar nicht tragen, also braucht es eine „Mischfinanzierung“, die eben auch Werbeeinnahmen enthält. Zukünftig können dafür neben dem OSI-Club auch „kleinere Läden in der Umgebung“ in Frage kommen. Natürlich ist Werbung immer nervig, solange sie allerdings nicht die unabhängige Berichterstattung beeinflusst, muss man sie wohl als notwendiges Übel tolerieren.

Ein weiteres Novum in dieser Ausgabe ist die Veröffentlichung von drei Leserbriefen, die sich allerdings alle auf Gerrit Horraks Artikel „Angst und Arroganz“ beziehen (FUwatch berichtete). Dass der Artikel stark polarisieren würde, war absehbar, doch gerade dadurch hatte er maßgeblichen Anteil am „Quantensprung“ den die OZ von Ausgabe 1 zu Ausgabe 2 vollzogen hat. Er räumte mit dem Eindruck auf, die OZ sei im Tonfall oft zu lasch.

Besonders interessant ist hier der Leserbrief von Vera, da Gerrit das Problem der Intoleranz innerhalb „der Linken“ ja am Beispiel von zwei FSIlern verdeutlicht und Vera ebenfalls der FSI OSI angehört. Vera führt zunächst an, dass das beschriebene Phänomen ein Psychologisches sei, dass eben nicht nur die „Berliner Linke“ betreffen würde. „In innerlich homogenen Gruppen verliert die politische Gesinnung an Distinktionswert, wird sie nicht in Richtung der Ränder verschoben. Deshalb tendieren Gruppen mit geringer Meinungsvielfalt ins Extreme.“ Nicht geklärt werden könne, was nun zu erst da war, „innere Homogenität“ oder „Intoleranz nach Außen“.

Unklar bleibt, warum nicht mehr dafür getan wird, dieser „inneren Homogenität“ entgegenzutreten. Selbst wenn es sich um psychologisch bedingte Mechanismen handelt, bedeutet dies ja nicht, dass man sie nicht überwinden kann. In dem Moment, in dem ich einen Zusammenhang zwischen „innerlicher Homogenität“ und „Intoleranz nach Außen“ anerkenne, müsste ich doch eigentlich etwas dafür tun, diese „innerliche Homogenität“ aufzubrechen. Genau das passiert bei der FSI OSI aber eben nicht, im Gegenteil wird die „innerliche Homogenität“ ja mit Inbrunst gepflegt.

Vera macht Gerrit zum Vorwurf, er habe seinen persönlichen Groll gegen „Anna“ und „Arthur“ zum Ausdruck gebracht, anstatt den Dialog mit ihnen zu suchen. Doch gerade dass mit „Anna“ und „Arthur“ aufgrund ihrer Engstirnigkeit eben kein Dialog möglich ist, versucht Gerrit doch in dem Artikel zu verdeutlichen. Anhand ihres Beispiels versucht Gerrit eine Entwicklung aufzuzeigen, die seiner Meinung nach (und nicht nur seiner) symptomatisch für „die Linke“ oder zumindest einen Teil der Linken am OSI steht. Hier ist Michael Teumer im zweiten Leserbrief recht zu geben, der darauf verweist, dass von „der Linken“ zu schreiben zu sehr generalisiert.

Absurd ist der Hinweis von Vera, Gerrits Totalitarismus-Vorwurf sei überzogen, da es sich „um ein sommerliches Gespräch auf einer Wiese vor dem OSI“ handele. So als ob man sich auf einer Wiese vor dem OSI per se nicht totalitär gerieren könnte. Weiterhin steht das eine Gespräch ja nur beispielhaft für eine ganz grundsätzliche Entwicklung. Selbst wenn Gerrits Totalitarismus-Vorwurf überzogen war, müsste man anders ansetzen, um dies zu verdeutlichen.

Doch zurück zu den aktuellen Artikeln. Am interessantesten ist hier sicherlich Marcel Heberleins Bericht der kontroversen Diskussion am Institut über Grottians und Narrs fragwürdige Formulierung in der taz (der Bachelor als „Vorstufe der Banalität des Bösen“). Der ursprüngliche Plan, ein Streitgespräch zum Bachelor zwischen Sabine von Oppeln und Peter Grottian zu bringen schlug fehl, da sich weder von Oppeln noch sonst ein Dozierender dazu bereit erklären wollte, diese Diskussion mit Grottian zu führen. Deutliche Worte findet Prof. Tanja Börzel, die sich als Mitwirkende an der Ausarbeitung des Polwiss.-Bachelors durch Grottians und Narrs Formulierung in die Nähe von Eichmann gerückt sieht und die die Wortwahl zudem als Verharmlosung des Holocaust geiselt.

Narr und Grottian denken beide nicht daran, etwas zurückzunehmen, letzter äußert sich gegenüber der OZ mit den Worten: „Wenn Euch Studierenden die Möglichkeit verweigert wird, ein vernünftiges Studium zu absolvieren und mit 1,8 oder 2,1 einen Master zu machen, dann ist das eine Vorstufe der Banalität des Bösen. Da hab ich nichts von zurückzunehmen.“ Diese These ist und bleibt bizarr. Wie kommt man von einem Schmalspurstudium zur Banalität des Bösen? Spätestens wenn man das konkretisieren würde, also versucht den Weg nachzuzeichnen, der von der Vorstufe (Bachelor) zur Banalität des Bösen führt, würde deutlich werden, wie konstruiert und unhaltbar das ist (darauf weist auch Börzel hin). Grottian und Narr haben es den Befürwortern des Bachelors damit unnötig leicht gemacht, sich der Diskussion entziehen zu können.

Marcel macht in dem Artikel aber auch deutlich, wie der Vorfall am OSI instrumentalisiert wird, einen schon lange schwelenden Grabenkampf zwischen rivalisierenden Gruppen weiter anzuheizen. So wurde ein Antrag im Institutsrat ein Abschiedssymposium für den ausscheidenden Grottian zu finanzieren, unter anderem auch mit inhaltlichen Bedenken abgelehnt. Thomas Risse erklärte, er stimme inhaltlich dagegen, weil Narr und Grottian sich „außerhalb der Diskussionskultur des OSIs gestellt haben“. Soweit sind wir also schon, dass ausgerechnet jemand wie Risse glaubt festhalten zu können, wann sich jemand außerhalb der Diskussionskultur des OSIs befindet.

Dass das Thema „Bachelor“ / „Master“ immer noch ein sehr zentrales ist, beweist auch ein weiterer Artikel von Till Rüster und Stefan Hernádi. Hier geht es um die Frage, wie viele der Bachelor-AbsolventInnen am OSI nach ihrem Abschluss noch einen Master draufsatteln wollen und wie viele von denen es dann auch dürfen. Basierend auf den Ergebnissen der Bachelor-Umfrage, kommen die Autoren zu der Schätzung, dass etwa jedeR zweite BA-AbsolventIn mit dem Master weiter machen möchte.

Für besonderen Unmut sorgt weiter die mögliche, künstliche Verknappung der Master-Plätze (FUwatch berichtete). Laut Institutsleiter Peter Massing müssen die Studierenden „gewisse Kriterien erfüllen“. Ausschlaggebend sind die Schwerpunktsetzung und die Praktikumerfahrung, aber eben besonders auch die BA-Note. Im Warnstreik 2005 wurde von Kritikern prognostiziert, dass nur 30% der BA-Studierenden in den MA-Studiengang aufgenommen werden. Davon sollen dann die Hälfte jedoch von außerhalb kommen. Von den BA-AbsolventInnen am OSI bekämen dieser Schätzung zu folge dann also nur gut 15% einen Masterzugang. Auf Basis der Ergebnisse der BA-Umfrage kann man heute davon ausgehen, dass auf einen MA-Platz allein vom OSI mindestens zwei BewerberInnen kommen werden.

In einem Kommentar bringt Stefan Hernádi es gut auf den Punkt, wenn er schreibt: „Bezeichnend ist an dieser Stelle doch die Aussage, dass eine Auswahl unter den Bachelorstudierenden mehr ist als eine finanzielle Notwendigkeit. Nein, der ganze Selektionsmechanismus ist politisch gewollt. In der Sprache der UnterstützerInnen heißt das dann Profilbildung, in Wahrheit ist es aber eine Elitenbildung.“

Frida Thurm porträtiert in ihrem Artikel die Gast-Professorin Tanja Brühl und hat dabei nach eigenen Angaben so ihre Mühe, auch kritisch zu sein, da ihr Brühl so sympathisch ist. Allerdings stellt sie dann doch auch „Schattenseiten“ dar, etwa Prof. Brühls uneingeschränkte Bejahung von Teilnahmebeschränkungen. Katharina Berndt schreibt über die Geschichte des „Roten Cafés“, hat den Artikel im Vergleich zur ursprünglichen Fassung (die es mal im ersten Diskussionsforum der OZ-Redaktion zu lesen gab) allerdings leider ent- und nicht verschärft (dass das Café auf viele KommilitonInnen auch abschreckend wirkt (und wieso), wird nicht nachdrücklich genug herausgestellt).

In einem längeren Artikel beschreibt Julia Stark das Leben von behinderten Studierenden am OSI. Der Artikel ist vermutlich der informativste in der ganzen Ausgabe, da er Fakten vermittelt, die sicherlich nur den wenigsten bekannt sind (während Themen wie z.B. der „Bachelor“ viel breiter diskutiert werden, es hier also mehr Vorkenntnisse zum Sachverhalt gibt).

Auf der OSI-News Seite erfährt man den neusten Stand in Sachen Berufung von neuen Professuren. Susanne Lütz von der Fernuni Hagen könnte schon bald die Nachfolge von Prof. Altvater auf dem Lehrstuhl für „Internationale Politische Ökonomie“ antreten, nachdem der neue Berliner Bildungssenator im Gegensatz zum alten keine Vorbehalte gegen Lütz hat. Miranda Schreurs hat sich noch nicht entschieden, ob sie ihre Stelle als Professorin für „Umweltpolitik und Vergleichende Politikanalyse“ antreten möchte oder nicht. Sagt sie ab, könnte die Stelle neu ausgeschrieben werden. Definitiv abgesagt hat dagegegen Eberhard Kienle, der die Nachfolge von Prof. Büttner für den Lehrstuhl „Vorderer Orient“ antreten sollte. Dadurch rückt Cilja Harders von der Ruhr-Universität-Bochum nach und könnte schon bald am OSI lehren.

Natürlich hat man bei dieser dritten Ausgabe ein bisschen das Gefühl, die Redaktion hat alles hineingesteckt, was in der zweiten Ausgabe keinen Platz mehr hatte, aber trotzdem noch in dieses Semester gehört. Eine B-Seite sozusagen. Was aber keineswegs bedeutet, dass die Artikel von minderer Qualität wären. Im Gegenteil, der positive Eindruck der zweiten Ausgabe schreibt sich hier fort. Und einige Themen die man in der zweiten Ausgabe vermisst hat, findet man in der dritten wieder. Die vierte Ausgabe wird dann vermutlich den „Minigipfel“ am OSI zum Schwerpunkt haben, denkbar wäre sicherlich auch eine Sonderausgabe zum Thema.

Die dritte Ausgabe der OSI-Zeitung ist da

Februar 13, 2007

Zum Ende des Semesters bringt die OZ-Redaktion ihre dritte Ausgabe unter die Leute. Dies überrascht angenehm, weil es sich abzuzeichnen schien, dass man es bei einer Ausgabe pro Semester belassen will (muss). Doch offenbar hat die Redaktion einen Zahn zugelegt und kann deswegen schon jetzt Nummer 3 präsentieren.

Nachteilig bei einer Veröffentlichung so kurz vor den Semesterferien ist vielleicht, dass man nicht mehr so viele LeserInnen wie sonst erreicht. Natürlich kann man die Ausgabe dann zu Beginn des nächsten Semesters erneut stärker verteilen, hat dann aber unter Umständen den Nachteil eine Ausgabe zu vertreiben, die nicht mehr ganz uptodate ist (kommt natürlich auf die Artikel an).

Im Wintersemester sollte eine Ausgabe im Oktober / November erscheinen, die nächste dann bereits Anfang Januar unmittelbar nach Ende der Weihnachtsferien. Im Sommersemester wären zwei Ausgaben noch knapper, wenn man die erste schon im April bringt, könnte man die nächste vielleicht im Juni fertig haben. Neben den finanziellen Mitteln braucht ein solches Tempo natürlich einen entsprechend großen Pool an Autoren. Ideal wären zwei komplette Redaktionen, die pro Semester dann jeweils eine Ausgabe schaffen könnten. So wäre ein Pensum von zwei Ausgaben pro Semester selbst im Sommersemester zu halten.

Da Marcel mir dankenswerterweise gleich eine Ausgabe im pdf-Format rübergemailt hat, konnte ich sie hochladen und verlinken. Alle drei Ausgaben findet man unter sites.google.com/site/osizeitung.

Die Hälfte der OSI-Studierenden ist unzufrieden mit dem SAP Campus Management

Januar 20, 2007

Die OSI-Zeitung veröffentlichte in ihrer letzten Ausgabe auch die Ergebnisse einer Umfrage am OSI aus dem Sommersemester 2006. Neben der Frage nach der Qualität der Lehre und dem neuen Bachelor-Studiengang ging es in dieser Umfrage unter anderem auch um die Zufriedenheit der OSIaner mit dem neuen Campus Management System.


Quelle: OSI-Zeitung, 2. Ausgabe, Dezember 2006, S. 7

Demnach beurteilen 27,5% der Befragten das System als „schlecht“ und weitere 22,6% sogar als „sehr schlecht“. Was zusammen immerhin die Hälfte ausmacht. Demgegenüber befanden aber auch 29,7% das System als „gut“, weitere 8,7% sogar als „sehr gut“. Es bleiben 11,5%, die keine Einschätzung zum System abgeben wollten oder konnten.

Interessantes offenbart sich, wenn man die Antworten nach Studiengängen schlüsselt:

„Von den Diplomstudierenden beurteilt ein Drittel der Befragten CM positiv. Zwei Drittel halten das System für schlecht. Bei den Studierenden der Bachelorstudiengänge halten hingegen fast 60% Prozent CM für gut, nur 40% haben eine negative Einstellung zu der Verwaltungssoftware.“ (OSI-Zeitung, 2. Ausgabe, Dezember 2006, S. 7)

Die Bachelor-Studierenden sind demnach also deutlich zufriedener mit dem System als die Diplom-Studierenden, die es mehrheitlich negativ beurteilen. Die Redakteure der OZ nennen als denkbare Ursache für diesen Unterschied in der Wahrnehmung des Systems den unterschiedlichen Aufbau der beiden Studiengänge (bis auf die vier identischen ersten Semester). Und aufgrund dieser unterschiedlichen Konzeption würden jeweils eher die Vor- bzw. Nachteile des Campus Managements wahrgenommen. Als zweite mögliche Ursache wird genannt, dass das System vielleicht einfach eher auf die Struktur des Bachelorstudiengang zugeschnitten ist und daher von den Betroffenen positiver beurteilt wird.

Ja, das wäre denkbar. Vielleicht hat es aber auch etwas damit zu tun, dass der Diplom-Studiengang noch stärker von Studierenden „alten Schlags“ dominiert wird. Die Bachelor-Studierenden kennen es hingegen nicht anders, sie wurden de facto in einen verschulten Studiengang „hineingeboren“, in dessen Kontext dann natürlich auch das Campus Management ganz prima passt.

Hinweis: Eine Übersicht mit allen das SAP Campus Management betreffenden Einträgen in diesem Blog findet sich hier.

Zweite Ausgabe der OSI-Zeitung jetzt online

Januar 17, 2007

Marcel von der OZ-Redaktion hat mir dankenswerterweise eine pdf-Version der zweiten Ausgabe der OSI-Zeitung zukommen lassen. Mit schlappen 3.9 MB ist sie deutlich größer als die erste Ausgabe und damit auch nicht ins OSI Wiki zu laden (dort beträgt das Upload-Limit für eine Datei 1 MB). Macht aber nichts, denn ihr bekommt sie ja hier (komprimiert auf 2.8 MB, Traffic limit 4 MB/h).

Update 21:25 Uhr

Nachdem es Probleme mit dem Server gab, sind beide OZ Ausgaben jetzt unter sites.google.com/site/osizeitung zu finden.

Zweite Ausgabe der OSI-Zeitung gelungen

Januar 16, 2007

Nachdem die erste Ausgabe der OSI-Zeitung etwas zahnlos daher kam, bringt die bereits im Dezember erschienene zweite Ausgabe deutlich mehr Biss mit.

Eigentlich sollte hier auch schon früher eine Kritik erscheinen, nur ließ sich einfach nie eine Ausgabe am OSI auftreiben. Und während die erste Ausgabe auf einem informellen Weg immerhin noch als pdf-Datei ins Netz gestellt wurde, gibt es von der zweiten Ausgabe gar keine Online-Version. Was auch der erste Kritikpunkt wäre: Auch mit der zweiten Ausgabe hat es die Redaktion nicht geschafft, eine Online-Präsenz ins Netz zu stellen. Dabei wäre es ungleich bequemer die Artikel online lesen zu können.

Der erste Artikel der einen im Inhaltsverzeichnis anspringt, ist der von Gerrit über die Kritik(un)fähigkeit der Linken. Natürlich bringt die Geschichte über die beiden FSIler „Anna“ und „Arthur“ erstmal keinen neuen Erkenntnisgewinn, das paradoxe Verhaltensmuster der äußersten Linken Herrschaftskritik üben zu wollen und dabei selbst „Herrschaft im Dialog“ auszuüben, ist bekannt. Und ob neben „Arroganz“ auch „Angst“ ein Schlüsselbegriff ist, ist natürlich diskussionswürdig („Arroganz und Wahn“ trifft es vielleicht eher).

Andererseits ist es ja die terrierhafte Bissigkeit wie sie unter anderem der FSI oft zu eigen ist, die man manchmal in den OSI-Zeitungs-Artikeln so schmerzlich vermisst. Und gerade hier liegt die Stärke von Gerrits Artikel, da er eben leistet, was in der ersten OZ Ausgabe noch an vielen Ecken fehlte: Missstände klar benennen und gegen sie anstinken, auch mal riskieren vielleicht polarisierend zu wirken. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass „Anna“, „Arthur“ und Gleichgesinnte noch mal zum Umdenken gelangen (na ja, in 30 Jahren vielleicht), dennoch sollten Aus- und Abgrenzungsmechanismen wie Gerrit sie aufgreift zur Sprache gebracht werden.

Auch im „Für und Wider“, der einen Pro FSR Artikel von Florian (LHG) und einen Contra FSR Artikel von den FSIen bringt, schneiden die FSIen nicht besonders gut ab. Der Einwand, dass der FSR mehr eine Art Alibi-Gremium ist, das de facto keinen Einfluss auf Entscheidungen am Fachbereich hat, ist ja richtig. Nur dann muss eben die Grundlage verändert werden. Überhaupt erst mal einen FSR zu haben, könnte der erste Schritt sein. Die größte Schwäche in der Argumentation der FSIen besteht darin, dass sie offenbar dem Vorwurf nichts entgegenzusetzen haben, sie sein primär nur deswegen gegen den FSR, weil dieser ihren Alleinvertretungsanspruch der Studentenschaft am FB in Frage stellen und damit letztlich zur Schwächung ihrer Position führen würde.

Ihr Demokratieverständnis beschreiben die FSIen wie folgt: „Sie [die FSIen] sind der Auffassung, dass Studierende ihre Interessen am besten selbst vertreten können und sollten. Da dies in den seltensten Fällen inidividuell realisierbar ist, organisieren sich Studierende in basisdemokratischen Initiativen. Als solche verstehen sich die FSIen am Fachbereich“ (S. 15). Und wie das dann bei den „basisdemokratischen Initiativen“ abläuft, kann man ganz gut in Gerrits oben schon erwähnten Artikel nachlesen.

In der Titelgeschichte nehmen sich Gerrit und Marcel der Exzellenzinitiative am OSI an und stellen dem Hype um die „hochfliegenden Forschungspläne“ die nüchterne Realität in der Lehre am OSI entgegen. In einem allgemeineren Artikel zur Exzellenzinitiative betonen Alina und Till wie die Geistes- und Sozialwissenschaften hinter den Naturwissenschaften zurückstecken mussten (was ja angeblich bei der zweiten Runde nicht mehr der Fall gewesen sein soll, auch das müsste man sich mal genauer ansehen). Dem Gewäsch von Bildungsministerin Schavan werden die Statements des Eliteforschers Hartmann entgegengestellt. Beide Artikel bringen das nötige Maß an Kritik mit und sind informativ.

Wie vorgeschlagen gibt es diesmal auch einen Artikel über die „Listenclowns“. Zwar handelt es sich nicht direkt um ein Interview, die Beweggründe der Akteure und der Ablauf ihrer Aktionen werden jedoch solide dokumentiert. Auch die fast schon hysterischen Reaktionen von Prof. Hesse kommen zur Sprache. In einem weiteren, kurzen Artikel zum Thema Anwesenheitslisten steht dagegen Prof. Brühl im Zentrum. Auch sie tat sich offenbar etwas schwer und bedurfte einiger „Hilfestellungen“ durch Studierende. Von solchen Artikeln, die das Auftreten und Verhalten von Dozierenden am Institut kritisch betrachten, wünscht man sich mehr.

Unfassbares offenbart die Newsübersicht hinsichtlich der neu zu besetzenden Professuren. Die Berufungsverfahren für die Professuren „Politische Ideengeschichte“, „Internationale Politische Ökonomie“ und „Unweltpolitik / Vergleichende Politiklehre“ befinden sich immer noch in der Schwebe. Auch die Wiederbesetzung der Professur „Vorderer Orient“ ist immer noch unsicher. Gut, solche Besetzungen müssen wohl überlegt sein und es ist schwierig eineN KandidatIn zu finden, der/die allen Beteiligten zusagt. Dennoch bleibt es ein Unding, dass sich diese Neubesetzungen derart lange hinauszögern. Hier könnte man in der nächsten Ausgabe mit einem etwas ausführlicheren Artikel ansetzen und versuchen detaillierter herauszufinden, was oder wer hier so bremst. Dürfte nicht ganz so einfach sein, weil man Insider-Infos braucht, aber vielleicht hat die Redaktion ja schon die nötigen Connections.

Defizite weist der Artikel über den Institutstag auf. Hier wird zwar in der Überschrift vollmundig von „Selbstkritik“ gesprochen, die dann aber im Artikel m.E. zu kurz kommt. Der Umstand, dass weniger Studierende und Dozierende als erhofft am Institutstag teilgenommen haben, wird damit begründet, dass es ein „offensichtliches Desinteresse vieler an der Institutspolitik“ gibt. Dies mag unzweifelhaft ein zentraler Faktor gewesen sein, Selbstkritik würde aber auch bedeuten, sich zu überlegen, ob es nicht auch andere Gründe gegeben haben kann. Wirkt die Struktur des Institutstags vielleicht einfach abschreckend? Ist der Leidensdruck unter Umständen gar nicht so groß wie oft unterstellt? Was kann getan werden, damit sich am nächsten Institutstag wieder mehr Studierende und Dozierende beteiligen? So etwas kann man doch einfließen lassen. Und wenn die Frage lautet, „Was brachte der Institutstag?“, dann sollte man sich z.B. nicht nur ansehen, dass die AG Lehre ein Handbuch zur Verbesserung der Lehre präsentierte, sondern auch was damit eigentlich gewonnen ist.

Insgesamt erscheint die zweite Ausgabe der OSI-Zeitung jedoch gelungener als die erste. Es finden sich deutlich mehr Artikel, die mit dem (zugegebenermaßen sehr dehnbaren) Attribut „kritisch“ gekennzeichnet werden können. Für meinen persönlichen Geschmack könnte die Schreibe zwar immer noch etwas aggressiver sein (eine Glosse findet sich in der aktuellen Ausgabe gar nicht mehr), aber es ist nachvollziehbar, dass man bei einem solchen Gemeinschaftsprojekt mit Redakteuren die ganz verschiedene politische Positionen vertreten, auf einen polemischen Tonfall in den Artikeln verzichten möchte. Einigen KommilitonInnen sind die Artikel vermutlich immer noch zu oberflächlich, zu wenig analytisch. Allerdings ist das Projekt ja wohl auch so angelegt, dass das Informative im Vordergrund stehen soll.

Forum der OSI-Zeitung ist umgezogen

Dezember 16, 2006

Leider verfügt die OSI-Zeitung nach wie vor über keine Webpräsenz, auf der man die Artikel lesen bzw. als pdf-Datei downloaden könnte.

Allerdings ist offenbar das „Infozentrum“ von RapidForum.com nach Siteboard.de umgezogen. Unter osizeitung.siteboard.de findet man das neue Forum, in dem allerdings noch keine öffentlichen Posts zu finden sind. In Zukunft können in der Rubrik „Leserbriefe“ Meinungen zu den Artikeln abgegeben werden, während in einem weiteren Bereich die aktuelle Ausgabe diskutiert werden kann.

„Infozentrum“ der OSI-Zeitung

Oktober 13, 2006

Die Redaktion der OSI-Zeitung koordiniert sich – offenbar schon länger – über ein „Infozentrum“ bei RapidForum.com. Der „Leseraum“ ist öffentlich zugänglich und war ursprünglich wohl als Platz zum Posten von Leserbriefen gedacht („Geigt uns Eure Meinung“), viel zu lesen gibt es dort allerdings nicht.

In der Kategorie „Redaktion“ ist offenbar deutlich mehr los, dort kommen Nicht-Redaktions-Mitglieder jedoch vermutlich nicht so ohne weiteres rein. Auszuprobieren wäre, ob das einfache registrieren eines Benutzeraccounts schon Zugang ermöglicht oder ob die Redaktion umsichtig genug war, dem ein Riegel vorzuschieben (gemäß der Annahme, es handelt sich um einen internen Informationsaustausch, der eigentlich nur für Mitglieder der Redaktion gedacht ist). Aber es ist 5 Uhr morgens und ich bin zu müde um weiter investigativ tätig zu werden…

Excessive access

August 19, 2006

Ich hab das Sommerloch genutzt, um das OSI Wiki mal wieder ein wenig auf Vordermann zu bringen. Das Resultat: 36 topic saves und 81 File uploads (darunter allein 64 Fotos von beiden Institutstagen) *rofl*.

Die Sites über die neuen Professuren und den ersten Institutstag habe ich kosmetisch etwas überarbeitet, dann den zweiten Institutstag aus dem Institutstags-Blog transferiert (am meisten Zeit kostet das umformatieren). So dass jetzt also die Resultate von beiden Institutstagen vollständig (soweit sie erstellt wurden) im Wiki sind.

Ich habe dann noch zwei etwas größere Einträge zu den Themen SAP Campus Management und Web 2.0 Offensive angelegt. Hier die „major edits“ als direkte Links:

Dazu kommen kleinere, noch ausbaufähige Einträge zu den neuen Studienordnungen, dem MentorInnen-Porgramm und der OSI-Zeitung.

Wer hier im Blog und anderswo regelmässig vorbeischaut, für den wird da wenig Neues dabei sein (bis auf die ein oder andere kleine Perle vielleicht ;). In erster Linie richtet sich das Angebot des Wikis an Studierende die noch nicht uptodate sind (Erstsemester zum Beispiel).

Ansonsten klappt die Nutzung des Wikis ganz gut, wenn man sich etwas eingefuddelt hat. Nur manchmal zickt es, wenn man allzu arbeitseifrig wird:

„Your IP address is black listed at the TWiki web site due to excessive access or suspicious activities. Please contact site administrator wiki@splineNöHsPeHm.inf.fu-berlin.de if you got on the list by mistake.“

Waren dann wohl doch zu viele Attachments auf einmal *lol*.

OSI-Zeitung jetzt auch online verfügbar

Juli 23, 2006

Nachdem die Redaktion die erste Ausgabe der neuen OSI-Zeitung leider nicht ins Netz gestellt hat, hat osiwelt das jetzt erledigt. Wer also noch nicht reingesehen hat bzw. keine Print-Ausgabe erwischt hat, kann sich das gute Stück jetzt als pdf downloaden.

Meine kritische Betrachtung der ersten Ausgabe ist bei den Redaktions-Mitgliedern auf reges Interesse gestoßen, wer will kann seine Meinung dort auch noch kund tun.

Die neue OSI-Zeitung – informativ aber zahnlos

Juli 14, 2006

Fast könnte man meinen, Frida Thurm denkt auch an die neue OSI-Zeitung (OZ) wenn sie in selbiger unsere Generation als „glatt“ beschreibt (der Artikel kann auch in der ZEIT online nachgelesen werden). Die neue OZ ist zwar informativ, wirkt aber recht zahnlos.

Der Ansatz ein „parteiübergreifendes“ Blatt zu gestalten, das sich keiner politischen Richtung zuordnen lassen möchte und sich mit der Berichterstattung auf das OSI beschränkt, ist sicherlich legitim. Dies muss aber nicht bedeuten, dass der Tonfall der sich durch die Artikel zieht so handzahm sein muss, wie dies bei der aktuellen ersten Ausgabe der Fall ist.

Besonders die Tendenz mit der Dozentenschaft zu fraternisieren wirkt etwas nervig. Nur auf der News-Seite wird in zwei Sätzen auf Prof. Hesse und die Anwesenheitslisten-Problematik eingegangen. Auch das Problem mit Prof. Riedmüller aus dem vergangenen Semester ist der Redaktion keine Nachbetrachtung wert. Stattdessen gibt es rührselige „Homestories“ in der der Leser erfährt dass Prof. Mengel mal versucht hat aus dem ADAC auszutreten und die Frau von PD Roth Vegetarierin ist.

Ist es wirklich vorteilhaft, dass ausgerechnet ein Leistungsfetischist wie Prof. Chojnacki (10 Exzerpte für einen Teilnahmeschein) die „Schirmherrschaft“ über das Mentorenprogramm hat? Wenn Prof. Segbers dem Geldadel in Dubai so zugetan ist, wäre es nicht vielleicht für alle Beteiligten das beste er würde dauerhaft dorthin entschwinden? Und was bringt uns z.B. der Governance-Sonderforschungsbereich? Wollen wir das? Das sind alles interessante Fragen, denen man in Artikeln kritisch nachgehen könnte. Dabei muss ja nicht alles umfassend erörtert werden, aber ein wenig mehr Biß wäre schön.

Statt ein Interview mit Dr. von Oppeln über die Unterschiede zwischen deutscher und französischer Protestkultur zu führen (interessantes Thema, aber für so ein Kurz-Interview viel zu komplex), hätte man auch einfach mal einen der berüchtigten „Listenclowns“ über deren Motivation interviewen können. Denn man schon nicht selbst subversiv sein möchte, sollte man wenigstens die subversiven Ansätze Dritter dokumentieren.

Auch wäre es ganz schön gewesen, wenn man in einem Artikel kurz auf die Vergangengenheit der OSI-Zeitung eingegangen wäre, die bekanntlich recht kontrovers diskutiert wurde. Der Name „OSI Zeitung“ ist nun mal vorbelastet, darüber sollte aufgeklärt werden.

Lobenswert ist die OZ, wenn es darum geht die OSIaner auf den neusten Stand von Entwicklungen am OSI zu bringen. So erfährt man, dass eine größere Wahlfreiheit der „Leitgedanke“ bei der Ausarbeitung einer neuen Studienordnung ist. Und weil das so ist, hat man kurzerhand entschieden, dass alle Studierenden ein Gender-Seminar besuchen müssen, wie es zwei Absätze weiter heißt. Wir lernen: Wahlfreiheit ist auch in Zukunft sehr relativ.

Aber im Ernst, die Infos sind durchaus vielfältig und interessant. Besonders die Artikel über das Berufungsverfahren für die Professur Ideengeschichte und über die Einführung eines NCs für Hauptstudiums-Hochschulwechsler fallen hier positiv auf. Die Hintergründe für die Einführung des NCs werden ausführlich dargelegt und bei dem Berufungsverfahren kann man nachlesen, welche KandidatInnen sich am ehesten Chancen ausrechnen können bzw. welche auch von den anwesenden Studierenden präferiert wurden.

Der Punkt ist eben nur der, dass es auch nicht mehr ist. Die OZ ist eine Art studentische Informationsbroschüre mit der sich die Studentenschaft über den Stand der Dinge am Institut informieren kann. Falls das das alleinige Ziel war, wurde es erreicht. Nur ein kritisches, systematisches Hinterfragen der Zustände findet in den Artikeln entweder gar nicht oder noch zu wenig statt. Auch ein wenig mehr Polemik und Provokation würde die Zeitung lesenswerter machen.