Wie der Tagesspiegel heute in zwei leicht unterschiedlichen Artikel-Versionen berichtet (hier und hier), will Berlins Wissenschaftssenator sein bereits aus Rheinland-Pfalz bekanntes „Geld folgt Studierenden“ (GeFoS) Modell auch in Berlin einführen.
In Rheinland-Pfalz erhalten die Hochschulen für ihre Grundausstattung zwar einen fixen Betrag, ein Viertel des Budgets wird jedoch auf Basis der aktuellen Studierendenzahlen zugewiesen. Eine Hochschule die mehr Studierende aufnimmt, erhält auch mehr Geld. Auf diesem Weg sollen den Hochschulen Anreize geschaffen werden, ihre „Kapazitäten voll auszuschöpfen und auszubauen“ („Geld folgt Student“, Tagesspiegel, 14.01.09).
Eine Hochschule die mehr Studierende zulässt, „erhält jene Mittel, die eine andere Hochschule des Landes wegen sinkender Studierendenzahlen einbüßt. Die eine Hochschule kann so neue Mitarbeiterstellen oder gar Professuren schaffen, die andere verliert Personalmittel“ (ebd.). Es geht also darum, den Wettbewerb zwischen den Hochschulen eines Landes zu verschärfen, wer mehr Studierende aufnimmt erhält dann auch mehr Mittel für Lehrpersonal.
Die Berliner Variante dieses Modells ist dem Bericht des Tagesspiegels zufolge sogar noch radikaler: Eine „globale Summe“ für die Grundfinanzierung erhalten die Hochschulen demnach gar nicht mehr, viel mehr kriegen sie das Geld insgesamt nur nach der „genauen Zahl ihrer Studierenden“ (ebd.). Die Hochschul-Führungen stehen diesem Konzept anscheinend skeptisch gegenüber:
„Berlins Hochschulen seien eigentlich voll bis zum Rand, hätten also Anreize für mehr Studierende nicht nötig. Vor allem fürchten die Hochschulen aber um Flexibilität und Autonomie. So würden sie von Zöllners neuem Modell bestraft werden, wenn sie Studienfächer vorhalten, die weniger beliebt bei den Studierenden sind, gleichwohl aber von Bedeutung für das Forschungsprofil, wird argumentiert. Auch würden die Hochschulen dann unter konjunkturabhängigen Schwankungen bei der Nachfrage nach Studienplätzen leiden.“ (ebd.)
Anja Schillhaneck von den Grünen glaubt laut Tagesspiegel, dass Zöllners Modell letztlich daraufhinaus laufe, „die Lehre finanziell von der Forschung trennen“ (ebd.). Dies ermögliche Zöllner dann über die Mittel für die Forschung separat zu verhandeln – um so in die Profilbildung der Unis eingreifen zu können, „vielleicht sogar über eine Kommission der neuen Einstein-Stiftung“ (ebd.). Der Verdacht ist also, dass es Zöllner hier abermals nur wieder darum geht, sein Prestigeprojekt, die Einstein-Stifung, weiter zu stärken.
Weiterhin stellt sich die Frage, inwiefern die Fokussierung dieses Modell nicht dazu beiträgt von der eigentlichen Problematik bei der Verhandlung der neuen Hochschulverträge, den geschätzten zusätzlichen benötigten 200 Millionen jährlich für alle Berliner Hochschulen ab 2010, abzulenken. Zöllner hat zwar versprochen, sich im Senat und im Abgeordnetenhaus dafür einzusetzen, dass diese Mittel bewilligt werden, seine Chance sich in der angespannten finanziellen Lage des Landes Berlin gegen den Finanzsenator Sarrazin durchzusetzen stehen allerdings nicht unbedingt gut. An diesem Grundproblem ändert auch ein Modell wie GeFoS erst einmal nichts.
Googelt man nach „Geld folgt Studierenden“ (GeFoS), so stellt man fest, dass dieses Modell oft als eine Art moderne Wunderwaffe beschrieben wird, die dafür sorgen kann, dass das Ungleichgewicht zwischen Forschung und Lehre aufgehoben wird. GeFoS soll demnach sicherstellen, dass die Hochschulen ihren Schwerpunkt wieder stärker auf die Betreuung der Studierenden setzen. Nur wer sich intensiv um seine Studierenden bemüht, mehr von ihnen aufnimmt und halten kann, kriegt auch mehr finanzielle Mittel.
Angeblich hat dieses Modell in Rheinland-Pfalz z.B. dazu geführt, „dass Fachbereiche angesichts der Anreize durchaus bereit sind, ihren Numerus clausus aufzugeben“ („Geld folgt Student“, Tagesspiegel, 14.01.09). Dennoch ist natürlich fraglich, inwiefern das bei den ohnehin schon völlig überlaufenden Berliner Unis überhaupt greifen kann. So führt TU-Präsident Kutzler laut Tagesspiegel z.B. an, dass diesem Modell allein durch fehlende Räumlichkeiten für mehr Studierende Grenzen gesetzt sein. Dies könnte man allerdings lösen, indem man festlegt, dass für die zusätzlichen Mittel nicht nur mehr Lehrpersonal eingestellt, sondern auch neue Gebäude gebaut werden.