Nichts währt ewig, nicht einmal FUwatch ;). Nach gut 4 Jahren und über 500 Beiträgen schließt FUwatch heute seine Pforten.
FUwatch entstand aus einem Prozess. Ich schrieb in meinem regulären Blog unter anderem auch über die FU (die ersten Uni-Beiträge stammen aus dem Mai 2005) und beschloss dann im September 2006 FUwatch zu gründen, weil die Mehrheit der Beiträge einen Uni-Bezug hatte und es konsequent erschien, dann wirklich einen reinen Uni-Blog ins Leben zu rufen. Ziel war es, einen unabhängigen Blog zu schaffen, der sich mit der FU im Allgemeinen und dem OSI im Speziellen auseinandersetzte. Die FU-Blogosphäre war damals noch deutlich kleiner als heute, aber natürlich gab es schon Blogs wie die osiwelt, deren Ansatz ähnlich war.
Im Gegensatz zu Print-Publikationen und auch den meisten Online-Magazinen geht es beim Bloggen in der Regel stärker um Aktualität, darum Informationen möglichst schnell nach ihrem Bekanntwerden und im Idealfall auch möglichst kurz aufzubereiten. FUwatch war gedacht als eine Art Kanal, in dem Informationen aus unterschiedlichsten Quellen so gebündelt und so kompakt wie nur irgend möglich den hochschulpolitisch Interessierten zur Verfügung gestellt werden.
Das ging nicht immer ohne Abstriche. Hätte ich hier jeden Beitrag so sauber und ausführlich recherchiert wie etwa journalistische Standards es gebieten, wäre FUwatch tatsächlich ein Fulltime-Job geworden. Ich hätte den Leuten hinterher telefonieren müssen, mich mit ihnen treffen müssen, schriftliche Anfragen stellen müssen, usw. usf. Dafür reichte die Zeit aber einfach nicht.
Die Alternative wäre natürlich gewesen hier deutlich weniger Beiträge zu veröffentlichen, diese dann aber auf Basis einer intensiveren Tiefenrecherche aufzubauen. Nur das ist eine Aufgabe, die eher einem Campus-Magazin zukommt, das dann aber auch nur ein oder zwei Mal im Semester erscheint und von einer mehrköpfigen Redaktion erstellt wird. An diesem Konzept hat mich schon immer gestört, dass der Informationsstand oft längst überholt ist, wenn der/die Studierende das Heft dann schließlich in der Hand hält oder online liest.
Blogs funktionieren darüber hinaus im Regelfall aber natürlich nicht als reine Newsticker. Sie zeichnen sich eher dadurch aus, dass die Grenze zwischen reiner Faktenwiedergabe und einer persönlichen Bewertung dieser Fakten durch den jeweiligen Blogger aufgehoben wird. Verena Friederike Hasel schrieb unlängst über den klassischen Konflikt zwischen Bloggern und Journalisten:
„Am Ende interessieren sich wahrscheinlich die Journalisten am meisten für den Blogger, denn er hat ihnen eine bittere Lektion erteilt: Für den Leser ist Objektivität nicht das höchste Gut. Da haben sich die Journalisten jahrzehntelang versucht rein zu halten von Meinung und Gesinnung. Und mit einem Mal treten Blogger an, die klar sagen, woher sie kommen und welche Meinung sie vertreten – und haben Erfolg damit.“ („Der Blogwart“, Tagesspiegel, 17.01.09)
Dies ist natürlich nur ein denkbares Blogging-Selbstverständis von vielen. Es gibt inzwischen diverse Blogs, die die strikte Trennung von Sachinformationen und Bewertungen hegen und pflegen (und auch den angeblichen Konflikt zwischen Journalisten und Bloggern halten nicht wenige Beobachter für längst überwunden).
Bei FUwatch enthielten die meisten Beiträge jedoch ganz „blog-klassisch“ ein Werturteil. Unabhängige Berichterstattung ist eben nicht gleichzusetzen mit neutraler Berichterstattung. Missstände an der FU nicht nur zu benennen sondern auch zu verurteilen, sowie in Konfliktsituationen nach Bewertung des Sachverhalts Partei für eine Seite zu ergreifen, war auf FUwatch eine ganz bewusst praktizierte Vorgehensweise. Denn natürlich hatte dieser Blog immer auch ein recht offensichtliches, politisches Sendungsbewusstsein.
Eine weitere an FUwatch angebrachte Kritik richtete sich gegen den Hang zum Konjunktiv, der zumindest an einigen Stellen recht auffällig war. Dies hängt natürlich damit zusammen, dass selbst wenn man sich mehr um Informationen über einen bestimmten Vorgang bemüht, sie oft nicht im benötigten Umfang erhält, da derjenige der die Informationen besitzt kein Interesse daran hat, dass diese ihren Weg an die Öffentlichekit finden.
Ich halte es jedoch für vertretbar und auch notwendig in einem solchen Fall zumindest Varianten aufzuzeigen, was hinter den Kulissen passiert sein könnte. Wenn z.B. das Gremium X die Entscheidung Y trifft, kann man mit einem Blick auf frühere, vergleichbare Entscheidungen desselben Gremiums (unter gleicher Besetzung) durchaus Rückschlüsse ziehen, wie es auch dieses Mal wieder mit hoher Wahrscheinlichkeit abgelaufen sein muss.
In regelmässigen Abständen (etwa ein oder zwei Mal pro Semester) tauchten auf FUwatch auch immer wieder Beiträge auf, die deutlich polarisierender wirkten, als die restlichen Blogeinträge. Auch das gehört bei Blogs nach meinem Verständnis einfach dazu, einige Beiträge sollten zum Widerspruch animieren oder in eine Kontroverse münden.
Ein Blick in die täglichen Zugriffsstatistiken macht deutlich, dass das Konzept durchaus aufgegangen ist. Neben Studierenden wurde FUwatch auch zunehmend von Dozierenden und Teilen des FU-Verwaltungsapparats regelmässig besucht. Wobei die Anzahl der Besucher saisonbedingt stark schwankte, im Semester wenn gerade wieder ein Thema besonders intensiv diskutiert wurde, schauten hier deutlich mehr Leute rein, als etwa jetzt in den Semesterferien.
Zudem wurde immer wieder in anderen Blogs und Publikationen auf FUwatch verwiesen. Selbst in Online-Ausgaben der ZEIT und des SPIEGELs fand FUwatch Erwähnung, in Telepolis-Artikeln wurden mehr als einmal FUwatch-Beiträge verlinkt. Nicht zu vergessen die über 1.000 Kommentare von LeserInnen, die sich unter den Blogeinträgen finden, sowie die Verweise in Mailing Listen und sogar auf Flyern. Dies alles weist darauhin, dass FUwatch als Informationsquelle angenommen wurde.
Insgesamt meine ich daher sagen zu können, dass FUwatch funktioniert hat. Es hat seinen Auftrag erfüllt und hochschulpolitisch Interessierte kontinuierlich mit Informationen und Positionen versorgt.
Glücklicherweise ist die FU-Blogosphäre inzwischen deutlich breiter aufgestellt als noch vor drei oder vier Jahren, weshalb das Verschwinden von FUwatch keine allzu große Lücken reißen sollte ;-). Als Archiv bleibt FUwatch zudem natürlich weiterhin verfügbar.
Kontakt: fichtenberg at gmail dot com