Ringvorlesung des AStAs gestartet

Wie angekündigt fand gestern die Auftaktveranstaltung der AStA-Ringvorlesung zum FU-Jubiläum statt. Anders als die FU-Leitung konzentriert sich der AStA allerdings nicht nur auf das 60jährige Jubiläum der FU-Gründung, sondern auch auf die Bildung der „kritischen Uni“ vor 40 Jahren und auf die Erkämpfung der „b*freiten Uni“ vor 20 Jahren.

Zu den zentralen Fragestellungen „Was ging damals, was geht heute, können wir aus Fehlern lernen, oder müssen wir sie alle selber machen? Ist heute weniger los, wenn ja, warum?“ wurden daher gestern der Medizinhistoriker Gerhard Baader, der Psychologe Morus Markard und die (hochschul)politische erfahrene Kommilitonin Jenny Simon (HPL) aufs Podium geladen, um gemeinsam mit dem Auditorium über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Widerstand zu diskutieren, der an der Uni stattfindet bzw. von ihr ausgeht. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Kommilitonin Johanna Straß (FSI Geschichte).

Prof. Baader berichtete in seinem Beitrag von den Versuchen die Strukturen an der FU in den 60er Jahren zu demokratisieren. Eines der zentralen Ziele, die Viertelparität, sei zwar bis heute nicht erreicht, doch habe man damals dennoch einiges bewegen können, also die Mitspracherechte von Mittelbau und Studierendenschaft etablieren können. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete 1969 die Wahl Rolf Kreibichs, eines wissenschaftlichen Assistenten, durch das so genannte Übergangskonzil zum ersten Präsidenten der FU. Selbst in der offiziellen FU Chronik heißt es anerkennend, dies sei „eine hochschulpolitische Sensation“ gewesen (FU Chronik).

Baader betonte, dass diese und ähnliche Entwicklungen nur möglich gewesen sein, da sie von unten gekommen wären. Erst die Studierenden mit ihren Aktionen (etwa Streiks) hätten es ermöglicht, dass die Veränderungen am Ende auch auf institutioneller Ebene ankamen. Auch heute sei es wieder nötig und möglich, dass der Protest sich langsam von unten entwickelt und sich so ein zunehmender Widerstand gegen die zahlreichen Missstände in der und über die Uni hinaus aufbaut.

Prof. Markard berichtete von seiner Studienzeit und den Problemen eine Verbindung zwischen seinem Studium und der „realen Welt“ herzustellen. Im Studium selbst sein die interessantesten Lehrveranstaltungen alle nicht prüfungsrelevant gewesen, er habe sich ihnen aber natürlich dennoch gewidmet. Nach der Beendigung seines Studiums hätten ihn erst antiautoritäre Ansätze bei der Bildung eines Kindergartens ermöglicht, das im Studium vermittelte Wissen mit der Lebenswirklichkeit zu verbinden.

Die Situation der Studierenden heute sei eine ganz ähnliche: Der vermeintliche bessere Praxisbezug der neuen BA/MA-Studiengänge sei in Wahrheit nur Schein. Erneut laufe die universitäre, verschulte (Aus)bildung Gefahr, sich verstärkt in einem Elfenbeinturm zu verbarrikadieren. Der berühmte Blick über den eigenen Tellerand hat hier keinen Platz mehr.

Nach Markard geht es an der Uni statt um Kritik nur noch um Effektivitätskriterien, z.B. im Kontext von Drittmittelbeschaffung. Evaluiert werde, inwiefern die Uni die gesetzten Inhalte tatsächlich vermitteln kann, während die Inhalte als solche nicht mehr wirklich hinterfragt werden. Dies sei dann begleitet von einer rein instrumentellen Sichtweise auf die Studierenden (Studierende als „Kunden“ der Uni; als zukünftiges Humankapital, etc.).

Eine kritische Wissenschaft zu praktizieren sei immer noch möglich, eine Veränderung des Bestehenden erreichbar, was Prof. Markard dann ebenfalls mit einem kurzen Exkurs in die 68er Periode der FU verdeutlichte.

Jenny zog dann von ihrer eigenen „FU-Vita“ ausgehend ein Resümee der Protesbewegungen seit der Jahrtausendwende. Zu Beginn ihrer hochschulpolitischen Aktivitäten ging es gerade um die Neuauflage der Rasterfahndung, die an der FU nach dem 11.09.01 zum Thema und zum Problem wurde. Im Zentrum ihrer Betrachtungen stand jedoch der letzte „größere“ Streik an der FU im WS 03/04 mit dem die Einführung von Studiengebühren in Berlin verhindert werden konnte. 2005 sei es beim „Warnstreik“ dann das erste Mal um die Probleme bei der Einführung des Campus Managements und bei den neuen BA-Studiengänge gegangen (Anwesenheitslisten, Workload, sich überschneidende LVs, usw.).

Nicht alle Ziele seien in allen Protesten erreicht worden, aber doch immerhin einige. Was Jenny jedoch bedauert ist, dass in keinem der Proteste wirklich der gesamtgesellschaftliche Kontext beachtet wurde. Immer sei jene Fraktion die dominante gewesen, die sich auf rein hochschulpolitische Forderungen konzentrieren wollte und gesamtgesellschaftliche wenn überhaupt nur eher rein symbolisch aufnahm.

Zusammenfassend lässt sich bis hierhin festhalten: Baader betonte insbesondere die Notwendigkeit des Kampfs der von unten ausgeht. Markard hatte die Tatsache im Fokus, dass Kritik (und zwar eben nicht die „abgespeckte“ Variante) zur Wissenschaft gehört und diese Kritik hoffentlich in naher Zukunft wieder verstärkt gefragt sei. Jenny mahnte schließlich an, dass bei zukünftigen Protesten stärker, also über reine Lippenbekenntnisse hinaus, der gesamtgesellschaftlichen Blick über den Tellerrand eingebracht werden müsse.

Alle drei Redner versuchten dabei ein optimistisches Bild zu zeichnen, was die Mehrheit des Auditoriums offensichtlich ähnlich sah. Es fielen zentrale Sätze wie „Wir sind hier heute zwar nur wenige, doch damals waren es am Anfang ja auch nicht mehr“. Dass solche Bekenntnisse vielleicht doch eher den Charakter von verzweifelten Durchhalteparolen haben wurde dann an einigen Stellen in der anschließenden Diskussion aber doch deutlich.

Etwa am Beispiel von Anwesenheitslisten, die zunehmend von den Studierenden selbst eingefordert werden, selbst wenn Dozierende sie eigentlich gar nicht führen möchten (wir erinnern uns an Zeuners persönliches „Time to go“-Erlebnis, das in der OZ Nr. 6 festgehalten wurde). Neuster Höhepunkt: Wenn der Dozierende nicht selbst Anwesenheitslisten führt, machen die Studierenden eben privat ihre eigene Liste (und legen sie dann vor, nageln sie sich an Wand, whatever).

Eine anwesende Psychologie-Dozentin erzählte, wie sie jeden morgen auf dem Weg von Dahlem Dorf zur Silberlaube die Gespräche der Studierenden unfreiwillig mithört (d.h., sie „belauscht“ sie nicht willentlich, sondern kriegt auf dem Weg einfach die Gespräche mit). Während früher inhaltliche Diskussionen überwogen, die Studierende ihre eigenen Gedanken kreisen ließen, würde es heute immer nur noch um Formalien gehen, um Seite XYZ die zu lesen oder auswendig zu lernen gewesen sei, etc. Anders als früher könne sie heute nicht mehr schlussfolgern, welches Fach die Studierenden studieren, da die Gespräche keinen wirklichen inhaltlichen Bezug mehr hätten.

Eine Studentin im ersten Semester setzte dem entgegen, sie habe vor dem Beginn ihres Physik-Studiums Sorge gehabt an ihrem Fachbereich niemand zu treffen, der wie sie auch Interesse an gesellschaftspolitischen Fragestellungen habe. Tatsächlich habe sie dann aber schnell einige KommilitonInnen gefunden, die in dieser Richtung sensibilisiert waren. Ergo gebe es auch noch in Zeiten wie diesen viele Studierende die bereit sind sich aus dem engen Modulekorsett zu befreien, ihre Gedanken über den verschulten Studienalltag hinaus auszudehnen.

Nun, die zentrale Frage ist sicherlich, ob das was die Kommilitonin aus der Physik beschreibt auch wirklich ein Trend ist. Sind also z.B. jene 40 oder 50 KommilitonInnen die sich gestern im damit nur mäßig belegten Hörsaal 2 der Silberlaube zur AStA-Veranstaltung einfanden die Basis für eine stetig wachsende Bewegung? Oder werden die „üblichen Verdächtigen“ in einer in der Regel überschaubaren Anzahl nicht auch zukünftig meistens unter sich bleiben mit ihrem Engagement?

Wie war das gleich mit der Entwicklung bei den Protesten von 2003/04 zu 2005 zu 2008? 2005 war es nur noch eine „Warnstreiks“-Woche mit zum Vergleich zu 03/04 eher weniger Beteiligung und in der Aktionswoche im letzten Semester gab es eine Idee dessen was konkret eigentlich zu fordern sei nur noch am Rande. Dieses „Protestsemester“ war offensichtlich so hemdsärmelig, dass es gestern nicht einmal mehr Erwähnung fand.

Es müsste schon etwas wirklich Gravierendes passieren, wie etwa 03/04 die drohende Einführung von Studiengebühren, um diesen Abwärtstrend in Sachen hochschulpolitisches Engagement zu stoppen. Selbst dann würde man ihn aber sicherlich nicht umgekehren, sondern nur kurzfristig aufhalten. Auch ginge es dann einmal mehr nur wieder um den kleinsten gemeinsamen Nenner auf den sich alle einigen können (die Verhinderung der Studiengebühren), also eben gerade jene eingeschränkte Perspektive, die Jenny gestern zurecht kritisierte.

Wenn man sich die letzten 10 oder auch 20 Jahre ansieht, gibt es keinerlei Anhaltspunkte die hoffen lassen würden, es gäbe in naher Zukunft wieder eine Studierendenbewegung wie in den 60er und vielleicht noch 70er Jahren. Ohne nun diese „alte Epoche“ verklären zu wollen: Der damalige Protest und sein Ausmaß bleiben in der „Neuzeit“ wohl noch auf sehr lange Zeit unerreicht.

Das führt in ein Dilemma: Einerseits ist es kontraproduktiv, der Studierendenschaft wie mensch sie heute mehrheitlich (sic!) an den Unis antrifft fortlaufend ein emanzipatorisches Potential zuzuschreiben, das sie augenscheinlich einfach nicht hat, andererseits kann man auch nicht einfach die Hände in den Schoß legen und sagen „Es hat eh alles keinen Sinn mehr“. Was bleibt ist eine Strategie die heute schon jeden Tag praktiziert wird, mal mit weniger mal mit mehr Erfolg: Aktivismus in kleineren Gruppen, ohne eine wirklich größere Bewegung loszubrechen.

6 Antworten to “Ringvorlesung des AStAs gestartet”

  1. Ralf Hoffrogge Says:

    Erstmal ein großes lob für die sehr detaillierte und interessierte Berichterstattung!

    Einige Kommentare noch dazu: Zur vermeintlich un-politischen Studierendenschaft läßt sich sagen, dass außerhalb der Uni unter den 18-25 jährigen durchaus ein Trend zu mehr Politik und mehr einmischung vorhanden ist, man denke an die überwältigende Beteiligung an den G8-Protesten oder beim diesjährigen Castor-Transport. Auch und gerade hier sind viele Studierende dabei und aktiv, die aber an der Hochschule selbst wenig machen.

    Vielleicht ist also weniger das Problem, dass Studierende und ihre AltersgenossInnen weniger politisch sind, sondern das Hochschulpolitik ein langweiliges Image hat.

    Ich denke daher, dass ein Kommentar von Morus Markard wegweisend ist: er hat sich vor allem mit dem Verhältnis von Kritik und Wissenschaft auseinandergesetzt und gefordert, gerade über die kritische Beschäftigung mit den eigenen Fach-Inhalten und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft wäre immer wieder politisierung erfolgt, und zwar nachhaltige, mehr als aktionistische.

    Hier sollten wir also weiterdenken und unsere aktivitäten in richtung eines linken Gegen-curriculums mehr vernetzen, das AVV bekannter machen und in den Mainstream tragen etc.

    Denn so bildet sich ein kern von interessierten, vergrößert sich und kann bei der nächsten protestwelle anders agieren und inhaltliche akzente setzen.

  2. Ralf Hoffrogge Says:

    Was ich vergaß – gerade die Ringvorlesung selbst kann natürlich ein Focus zur Vernetzung kritischer Wissenschaft an der FU sein! –

    Die Termine im Überlick:
    http://www.astafu.de/aktuelles/termine/

    Do 20.11.2008 16-18 Uhr
    Referat für Hochschulpolitik
    60 Jahre FU – Immer nur dagegen – Zukunft von Anfang an?

    Do 27.11.2008 16-18 Uhr
    Referat für Hochschulpolitik
    Kritische Betrachtung der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen

    Do 04.12.2008 16-18 Uhr
    Internationalismusreferat
    Die “3.Welt” im Zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen
    Kapitel in der Geschichte.

  3. Wolf Dermann Says:

    Wenn man sich die letzten 10 oder auch 20 Jahre ansieht, gibt es keinerlei Anhaltspunkte die hoffen lassen würden, es gäbe in naher Zukunft wieder eine Studierendenbewegung wie in den 60er und vielleicht noch 70er Jahren.

    Du lässt natürlich außer acht nicht nur den Unimut-Streik von 88 sondern auch den erst gut 10 Jahre alten bundesweiten Studentenstreik von 97/98. Letzterer war nach Einschätzung von Journalisten, die wohl auch 68 dabei waren schon größer als der 68er Streik. Kein Wunder, waren doch die Studentenzahlen in der Zwischenzeit erheblich angewachsen. Eine Bewegung ist daraus aber nicht entstanden. Es wurde damals zwar bundesweit gestreikt, es gab aber keinen konkreten Anlass und keine gemeinsamen Forderungen. Ich denke, dass ist auch der Grund warum die große Streikbewegung in Berlin in der Ferne verschwunden ist. Wenn Studiengebühren in Berlin kämen, wäre der große Streik auch da – wegen kleineren Sachen, für die die einen Studis sind, andere aber nicht, wie etwa die Bologna-Reform, bekommt man einfach keine gemeinsame Bewegung hin. Das ist ja auch richtig so, wieso sollte man auch gemeinsam gegen etwas protestieren, gegen das man gar nicht geschlossen ist.

  4. Niklas Says:

    @Ralf:

    || Zur vermeintlich un-politischen
    || Studierendenschaft läßt sich
    || sagen, dass außerhalb der Uni
    || unter den 18-25 jährigen durchaus
    || ein Trend zu mehr Politik und
    || mehr einmischung vorhanden ist,
    || man denke an die überwältigende
    || Beteiligung an den G8-Protesten
    || oder beim diesjährigen Castor-
    || Transport. Auch und gerade hier
    || sind viele Studierende dabei
    || und aktiv, die aber an der
    || Hochschule selbst wenig machen

    Ähnlich wie es bei Heiligendamm 2007 zu sehen war, befürchte ich auch bei der Zunahme der Proteste gegen den Castor-Transport in diesem Jahr, dass es diesen Protestbewegungen an Nachhaltigkeit fehlt. Was blieb denn vom großen Spektakel 2007 übrig? Hier bei uns am OSI (Stichwort „G8-Themenwoche“) oder anderswo?

    || Ich denke daher, dass ein Kommentar
    || von Morus Markard wegweisend ist:
    || er hat sich vor allem mit dem
    || Verhältnis von Kritik und Wissenschaft
    || auseinandergesetzt und gefordert,
    || gerade über die kritische Beschäfti-
    || gung mit den eigenen Fach-Inhalten
    || und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft
    || wäre immer wieder politisierung
    || erfolgt, und zwar nachhaltige, mehr
    || als aktionistische.

    Aber wie steht es um das Verhältnis von z.B. Physik-StudentInnen die zu so einem Schritt bereit sind zu jenen, denen das eigentlich egal ist? Ich bestreite ja nicht, dass es quer durch alle Fachbereiche Studierende gibt, die an „kritischer Beschäftigung mit den eigenen Fach-Inhalten und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft“ Interesse haben, ich sehe nur nicht wie sich deren Anzahl in den kommenden Jahr deutlich erhöhen könnte.

    Diese Re-Politisierungsstragegien (z.B. mehr alternative LVs, etc.) sind ja nicht neu, nur zeigten sie in den letzten 10 oder 20 Jahren nur sehr eingeschränkten Erfolg und ich kann nach wie vor nicht erkennen, woran man festmachen will, dass sich das in naher Zukunft ändert.

    Erhebungen zur so genannten „Millennials“-Generation (an deutschen Unis am ehesten „StudiVZ-Generation“) weisen doch eher in eine düstere Richtung. Wenn man sich hier überhaupt politisch einbringt, dann eher aktionistisch (oder positiver: aktivistisch) als nachhaltig.

    Und es ist absehbar, dass die 1990er Jahrgänge (die jetzt an die Unis kommen) noch abgestumpfter, noch konformistischer, noch leistungsorientierter, noch sechssemesteriger sein werden. Wie von Dir auf der Veranstaltung richtig eingeworfen, wird es zwischendurch immer mal wieder knallen, wird es einen kleinen Aufstand geben. Doch wie man über diese immer nur recht kurzfristigen „Frustexplosionen“ hinaus zu mehr Nachhaltigkeit kommen sollte, sehe ich nach wie vor nicht. Durch mehr in Umlauf gebrachte AVVs wohl kaum.

  5. Niklas Says:

    @Wolf:

    || Du lässt natürlich außer acht nicht nur
    || den Unimut-Streik von 88 sondern auch
    || den erst gut 10 Jahre alten bundesweiten
    || Studentenstreik von 97/98. Letzterer
    || war nach Einschätzung von Journalisten,
    || die wohl auch 68 dabei waren schon
    || größer als der 68er Streik.

    Ich habe bewusst von den „letzten 10 oder 20 Jahren“ geschrieben, also die Grenze beim 1988er Unimut-Streik gezogen, der sicherlich ein Ausmaß und ein Potential hatte, welches danach nicht mehr gesehen wurde – auch nicht beim von Dir erwähnten 97er Protest.

    Das 97 wirklich größer als 68 war, wäre mir neu. Du verweist auf die erheblich angewachsene Studentenzahlen. Doch das sagt ja dann eher etwas über Quantität als über Qualität aus. Durch die ganzen 60er Jahre hindurch gab es eine sich steigernde Entwicklung hinsichtlich der Politisierung der Studierendenschaft, ihrem Engagement – eine vergleichbare Entwicklung gab es in den letzten 20 Jahren (nach Unimut) doch nicht einmal im Ansatz. Du selbst sagst ja, dass 97 nicht der Ausgangspunkt einer wirklichen Bewegung war, genauso wenig wie man das über 03/04 oder 05 sagen kann.

    || wegen kleineren Sachen, für die
    || die einen Studis sind, andere
    || aber nicht, wie etwa die Bologna-
    || Reform, bekommt man einfach keine
    || gemeinsame Bewegung hin. Das ist
    || ja auch richtig so, wieso sollte
    || man auch gemeinsam gegen etwas
    || protestieren, gegen das man gar
    || nicht geschlossen ist.

    Aber genau das ist doch das Problem. Die Bologna-Reform ist eben keine „kleinere Sache“, sondern etwas das unterm Strich bisher mehr negative als positive Auswirkungen hatte. Ergo sollte es eigentlich auch möglich sein, dagegen (und anderes) eine konstant wachsende, dauerhafte Protest-Bewegung zu bilden.

    Nur wie du richtig anführst, finden nicht wenige Studierende Bologna gar nicht so schlecht. Die Frage ist, ob sich diese Fraktion vom Gegenteil überzeugen lässt und ich meine, nein. Andere sehen Bologna vielleicht durchaus kritisch, aber nicht so stark, dass sie sich gegen die Reform engagieren würden. Die, die am Ende kritisch _und_ aktiv sind, befinden sich dann in einer Minderheit.

  6. Podiumsdiskussion zur FU-Geschichte - erste Reaktionen « 20 Jahre Unimut Says:

    […] dem Studentischen Blog “FU-Watch” lässt sich mittlerweile ein ausführlicher Bericht auf die Podiumsdiskussion zur […]

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